Kölner Stadtarchiv: Neuanfang acht Jahre nach dem Einsturz

Heute wurde in Köln der Grundstein für einen Neubau für das historische Archiv der Stadt gelegt. Das alte Archivgebäude war am 3. März 2009 bei U-Bahnbauarbeiten eingestürzt und völlig zerstört worden.
Epoch Times17. März 2017

Es war die größte Baukatastrophe in der Kölner Nachkriegsgeschichte: Am 3. März 2009 stürzte bei U-Bahnbauarbeiten das Gebäude des historischen Stadtarchivs an der Severinstraße in der Kölner Südstadt ein. Gut acht Jahre nach dem Unglück wurde am Freitag der Grundstein für einen Neubau gelegt. Am Eifelwall am Rand der Innenstadt soll Europas modernstes Kommunalarchiv entstehen. Ein Rück- und Ausblick:

Was geschah mit dem alten Archivgebäude?

An den Standort des früheren Stadtarchivs erinnert seit Jahren nur noch eine große Baulücke, in der bis heute nach der genauen Einsturzursache geforscht wird. Das alte Archivgebäude wurde bei dem Unglück völlig zerstört. Es riss zwei Nachbarhäuser mit in die Tiefe, zwei Anwohner kamen ums Leben. Anliegende Wohnhäuser waren nach der Katastrophe unbewohnbar, Familien mussten ausziehen, die Schüler benachbarter Schulen mussten zeitweise in Ausweichquartiere umziehen. Die Katastrophe richtete einen Schaden in Milliardenhöhe an.

Was hatter der U-Bahnbau mit dem Unglück zu tun?

Unmittelbar vor dem früheren Archivgebäude wurde damals die Kölner Nord-Süd-Stadtbahn gebaut. Das Archivgebäude stürzte in eine tiefe Baugrube – warum, das versuchen Experten seit Jahren abschließend zu klären.

Welche Unglücksszenarien sind denkbar?

Bereits seit Jahren gibt es Vermutungen, wonach Baufehler bei der Errichtung einer Schlitzwand an der U-Bahnbaustelle vor dem Archivgebäude zu dessen Einsturz geführt haben könnten. Eine andere Version geht allerdings davon aus, dass die Bodenbeschaffenheit und nicht Fehler bei den Bauarbeiten für das Unglück verantwortlich sein könnte.

Wann wird die Unglücksursache endgültig feststehen?

Um eine mögliche fehlerhafte Stelle an der Schlitzwand tief unter dem Straßenniveau zu finden, wurde nach der langwierigen Bergung der verschütteten Archivalien ein tiefer Besichtigungsschacht an der fraglichen Stelle ausgehoben, der teils mit Wasser gefüllt ist. Mögliche Beweise werden dort seit geraumer Zeit durch Taucher gesichert.

Dies soll zwar bald abgeschlossen sein – aber für die strafrechtliche Aufarbeitung des Unglücks wird nun die Zeit knapp: Spätestens bis zum 2. März 2019 müsste in einem Strafprozess gegen mögliche Verantwortliche das Urteil fallen, anderenfalls tritt Verjährung ein. Derzeit ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung gegen fast hundert namentlich Beschuldigte.

Welche Dokumente besitzt das Archiv?

Das historische Archiv der Stadt Köln mit Dokumenten aus mehr als tausend Jahren Stadtgeschichte gilt als eines der größten und bedeutsamsten kommunalen Archive Deutschlands. Zu seinem Bestand gehören eine Handschrift des mittelalterlichen Gelehrten Albertus Magnus ebenso wie Dokumente aus der Zeit des einstigen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer (CDU) und der jüngsten Stadtgeschichte. Das Archiv besitzt unter anderem 65.000 Urkunden ab dem Jahr 922 sowie zahllose Karten, Plakate, Filme und Fotos.

 In welchem Zustand sind die Archivalien?

95 Prozent des Archivbestands konnten nach dem Einsturz in einer beispiellosen Aktion von Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Technischem Hilfswerk und hunderten freiwilligen Helfern geborgen werden. Die Archivalien werden derzeit restauratorisch gesichert und archivalisch wieder geordnet.

 Wie wird das neue Gebäude aussehen?

In dem 80,5 Millionen Euro teuren Neubau werden das historische Stadtarchiv und das Rheinische Bildarchiv untergebracht. Auf mehr als 20.000 Quadratmetern stehen rund 58 Regalkilometer und 460 Planschränke für das Archivgut zur Verfügung. Das Rheinische Bildarchiv bekommt weitere 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Entstehen soll ein einladendes und offenes Haus mit hochfunktionalen Arbeitsplätzen für rund 150 Mitarbeiter. Auch einen Lesesaal mit 45 Plätzen wird das Gebäude bieten, das im März 2020 fertig gestellt sein soll. (afp)

 



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