Knapp 3 Millionen arme Kinder in Deutschland: Enormer Anstieg der Kinderarmut durch Flüchtlingszuzug

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die unter der Armutsgefährdungsgrenze leben, sei im vergangenen Jahr um 0,6 Prozentpunkte auf 20,3 Prozent gestiegen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung. Das entspreche rund 2,7 Millionen Menschen unter 18 Jahren.
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Flüchtlingskinder in Berlin.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times3. August 2017

Vor dem Hintergrund des Flüchtlingszuzugs hat die Kinderarmut in Deutschland einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zufolge spürbar zugenommen.

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die unter der Armutsgefährdungsgrenze leben, sei im vergangenen Jahr um 0,6 Prozentpunkte auf 20,3 Prozent gestiegen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung. Das entspreche rund 2,7 Millionen Menschen unter 18 Jahren.

Die große Zahl der in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchteten Kinder und Jugendlichen schlägt sich demnach verstärkt in der Sozialstatistik nieder. Dagegen seien die Armutsquoten unter Kindern und Jugendlichen, die keinen Migrationshintergrund haben oder als Kinder von Migranten in Deutschland geboren wurden, leicht rückläufig.

Viele der 2016 als armutsgefährdet ausgewiesenen Kinder dürften den Angaben zufolge bereits 2015 zugewandert sein. In der amtlichen Armutsstatistik tauchten sie jedoch mit zeitlicher Verzögerung auf: Die Armutsquote bezieht sich nur auf Personen in Privathaushalten. Viele Flüchtlingsfamilien lebten aber Ende 2015 in Sammelunterkünften und wurden daher zunächst ausgeklammert.

Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte, die Zahlen offenbarten das Versagen der großen Koalition aus Union und SPD. „Es war zu erwarten, dass die ohnehin schon hohe Kinderarmut in Deutschland durch die Zuwanderung steigen wird“, erklärte sie. „Denn nicht nur gegenüber der Armut verschließt die Regierung die Augen – auch ein wirksames Integrationskonzept fehlt.“ Das sei „fatal für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

Das Deutsche Kinderhilfswerk forderte die Politik auf, die Bekämpfung der Kinderarmut sowie verstärkte Integrationsmaßnahmen für zugewanderte Kinder und Jugendliche zu einer Priorität in der neuen Legislaturperiode zu machen. „Es ist an der Zeit, dass sich die positive wirtschaftliche Lage in Deutschland endlich auf die Situation armer Kinder und Jugendlicher auswirkt“, erklärte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann.

Die allgemeine Armutsquote in Deutschland lag der Studie zufolge 2016 mit 15,8 Prozent minimal höher als im Vorjahr. Unter Senioren setzte sich der seit 2009 zu beobachtende Anstieg der Armutsgefährdung fort: Die Altersarmutsquote stieg im vergangenen Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 14,8 Prozent.

Für die Analyse wertete das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung die Armutsdaten des Mikrozensus 2016 aus. Als arm gelten laut der verwendeten Definition Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens beträgt. Für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren habe die Armutsschwelle 2015 bei einem verfügbaren Nettoeinkommen von weniger als 1978 Euro im Monat gelegen. (afp)



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