Klingelnde Parteikassen mit 190 Millionen Euro – staatliche Zuschüsse werden kräftig erhöht

Die große Koalition will die staatlichen Zuschüsse für Parteien kräftig kräftig. Die Opposition kritisiert das Vorgehen der Regierungsparteien.
Titelbild
Der Deutsche Bundestag tagt in Berlin im alten Gebäude des Reichstags.Foto: iStock
Epoch Times14. Juni 2018

Die große Koalition will die staatlichen Zuschüsse für Parteien kräftig erhöhen – am Freitag soll eine entsprechende Gesetzesänderung im Bundestag beschlossen werden.

Damit soll die Obergrenze für die Parteienfinanzierung von 165 Millionen Euro in diesem Jahr auf 190 Millionen Euro im kommenden Jahr angehoben werden. Das Vorhaben ist höchst umstritten.

Wieviel Geld bekommen die Parteien vom Staat?

Parteien haben mehrere Einnahmequellen, unter anderem Mitgliedsbeiträge, Spenden und staatliche Zuschüsse. Für die Parteien sind die staatlichen Mittel sehr wichtig – sie machen rund ein Drittel ihrer Einnahmen aus. So erhielt die SPD im Jahr 2017 rund 49 Millionen Euro, die CDU 48 Millionen Euro, die Grünen knapp 16 Millionen Euro, FDP, CSU und Linke jeweils rund zwölf Millionen Euro und die AfD 7,5 Millionen Euro.

Wie werden die staatlichen Zuschüsse berechnet?

Die staatlichen Zuschüsse berechnen sich anhand der Verwurzelung einer Partei in der Gesellschaft. Ermittelt wird dies anhand des Abschneidens einer Partei bei Bundestags-, Europa- und Landtagswahlen, außerdem an ihren eigenen Einnahmen etwa durch Mitgliedsbeiträge und Spenden von Privatleuten. Beispielsweise gibt es für die ersten vier Millionen Wählerstimmen jeweils einen Euro pro Stimme, für jede weitere Stimme 83 Cent.

Es gibt aber zwei festgelegte Obergrenzen: Zum einen dürfen Parteien nicht mehr staatliche Zuschüsse erhalten, als sie selbst auf anderen Wegen an Geld erwirtschaften. Zum anderen wurde für die Summe der Finanzierung aller Parteien eine absolute Obergrenze eingezogen. Diese liegt zur Zeit bei 165 Millionen Euro und soll nun kräftig angehoben werden.

Wie entwickelte sich die Parteienfinanzierung in den vergangenen Jahren?

Die absolute Obergrenze wird bereits jetzt jährlich angehoben. Grundlage ist ein vom Statistischen Bundesamt erstellter Parteien-Index, der die inflationsbedingt steigenden Kosten für die Parteien berücksichtigt. Zuletzt wurde die Obergrenze von 2017 auf 2018 um rund 3,5 Millionen Euro oder 2,2 Prozent angehoben.

Die Erhöhung, welche Union und SPD jetzt durchsetzen wollen, ist deutlich größer: Sie beträgt 25 Millionen Euro, das bedeutet ein Plus von 15 Prozent.

Warum will die große Koalition die Zuschüsse so stark anheben?

Union und SPD begründen die geplante Anhebung der Obergrenze unter anderem damit, dass durch die Digitalisierung der Aufwand für Kommunikation und Sicherheit deutlich gestiegen sei. So hätten sich in den sozialen Medien zahlreiche neue Foren entwickelt, auf denen die Parteien präsent sein müssten.

Welche Kritik kommt von den Oppositionsparteien?

Die Opposition kritisiert sowohl den Inhalt des Gesetzentwurfs als auch das Vorgehen der Regierungsparteien, die bei dem Gesetz aufs Tempo drücken. So werfen die Grünen der großen Koalition vor, die Gesetzesänderung im „Hauruckverfahren“ durch den Bundestag peitschen zu wollen. Die Linke kritisiert, die Aufstockung der Parteienfinanzierung führe zu mehr „Politikverdrossenheit“, die AfD wirft der Koalition eine „Selbstbedienungsmentalität“ vor. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion