Kernkraft-Verband hält Akw-Weiterbetrieb für machbar – und widerspricht Scholz
Der Branchenverband Kernenergie hat sich für eine befristete Laufzeitverlängerung der letzten deutschen Atomkraftwerke ausgesprochen: „Wir plädieren dafür, alle verfügbaren Quellen zu nutzen, um die Energiekrise besser zu überstehen“, sagte ein Verbandssprecher dem „Münchner Merkur“ (Dienstagausgabe). Um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen, sei aber Eile nötig. „Die Kraftwerke befinden sich im Abschaltungsprozess. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es, sie wieder hochzufahren.“
In der Regierungskoalition hatte zuletzt FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai gefordert, angesichts drohender Lieferengpässe bei Gas aus Russland die Laufzeiten der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke zu verlängern. Sie werden nach bisherigen Plänen im Zuge des Atomausstiegs Ende des Jahres abgeschaltet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte in einem Interview mit dem „Münchner Merkur“ jüngst auf technische Hürden für einen Weiterbetrieb verwiesen. So dauere die Bestellung neuer Brennstäbe laut Fachleuten zwölf bis 18 Monate.
Der Verband Kernenergie hält die Beschaffung aber rechtzeitig vor dem Jahresende für machbar. Dafür sei zwar Russland ein traditioneller Lieferant, sagte der Sprecher. Doch Uran gebe es auch in Australien oder Kanada. Doch auch hier sei Eile geboten: „Wenn wir mehr Uran wollen, müssen wir es bald bestellen, weil es nicht so schnell verfügbar ist.“ Nötig seien zudem neue Verträge mit geschultem Personal zum Betrieb der Kraftwerke. (afp/dl)
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