„Keine Freiheit ohne Solidarität“: Mit Kerzen und Gebet SED-Diktatur gestürzt
Bei den Feierlichkeiten anlässlich des 35. Jahrestags des Mauerfalls am 9. November in der Hauptstadt hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dazu aufgerufen, für die Freiheit einzustehen. „Halten Sie die Freiheit hoch, feiern Sie die Freiheit […], denn ohne Freiheit ist alles nichts.“
Vor rund 500 geladenen Gästen an der Gedenkstätte Berliner Mauer mit ihren Originalresten des von der DDR-Führung als „imperialistischer Schutzwall“ betitelten Grenzanlage, erklärte er: „Der 9. November 1989 war ein Glückstag für Berlin, für Deutschland.“
1989 seien Tausende mutige Menschen in der DDR für die Freiheit auf die Straße gegangen und hätten die Mauer zum Einsturz gebracht. Nach vielen Jahren von Trennung, SED-Herrschaft und Leid sei der Weg frei für die Vereinigung von Ost und West gewesen.
„Berlin als Stadt der Freiheit steht fest an Ihrer Seite“
Wegner versprach: „Ihnen gilt unsere uneingeschränkte Solidarität – Berlin als Stadt der Freiheit steht fest an Ihrer Seite.“
Zudem äußerte er einen Wunsch: Bei allen Problemen, bei allen Sorgen, bei allen Herausforderungen“, die man zurzeit in Deutschland habe, wünsche er sich, dass diese gemeinsame Stimmung, die man damals im Jahr 1989 in unserem Land hatte, wieder zurückkomme.
„Optimismus, Zuversicht, Zusammenhalt, darum ging es im November ’89“, so der CDU-Politiker.
Neben dem Bundespräsidenten Walther Steinmeier (SPD), mehreren Bundesministern, Mitgliedern des Bundestages, Mitgliedern des Berliner Senates und des Berliner Abgeordnetenhauses nahmen auch zahlreiche Bürgerrechtler aus der ehemaligen DDR, aber auch aus Venezuela, China, Hongkong, Iran und anderen Ländern und Regionen teil.
Dazu gehörte auch die weißrussische Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja und ein Gründungsmitglied der polnischen Solidarność-Bewegung, Bogdan Borusewicz.
„Keine Freiheit ohne Solidarität“
Basil Kerski, Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig, sieht den heutigen Tag dementsprechend in einem internationalen Licht: „Wir stehen auch hier, weil wir an den 4. Juni 1989 in China gedenken [dem Tag des Tian’anmen-Massakers]. Das ist auch unser Datum.“
Einem Tag des blutigen Zusammenschießens von jungen Frauen, Männern und Arbeitern, so der irakischstämmige Pole.
Das [in China] sei eine Revolution, die noch nicht zu Ende gegangen sei [in einer Diktatur], die heute auch unsere Freiheit bedrohe.
Er berichtet: „In den 80er-Jahren liefen die Menschen auf den Straßen Polens und riefen den damals verbotenen Satz: ‚Keine Freiheit ohne Solidarität.‘“
„Das ist unser Auftrag [auch] heute. Es gibt keine Freiheit ohne Solidarität. Nicht für eine Gruppe, eine Nation, eine Glaubensgemeinschaft, sondern wir müssen immer [als internationale Gemeinschaft] an alle denken.“
Traum von einem friedlichen Miteinander
Für Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, sei man weiter verpflichtet, an die Freiheitssehnsucht der Menschen von damals zu erinnern, um damit Verantwortung zu übernehmen, Toleranz zu leben, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen und den Traum von einem friedlichen Miteinander „unermüdlich“ zu befördern.
Es sei unerträglich, dass Juden in Deutschland wieder in Angst leben müssten.
Hildigund Neubert, Vorsitzende von Bürgerbüro e. V., ging auf die Gewaltlosigkeit und den Zusammenhalt als verändernde Kraft ein: „Ich bin mir sicher, es gibt eine Art von Kraft, die zur Macht wird, gerade weil sie nicht von Gewalt, von Geld, von Zwang, von Waffen und Soldaten abhängt. Und das ist es nämlich, was wir 1989 erlebt haben – die Gemeinsamkeit.“
Diese habe es [1989 in der DDR] plötzlich gegeben zwischen den Oppositionsgruppen und Zigtausenden Demonstranten, so die DDR-Bürgerrechtlerin. Durch die Wellen der Sympathie für diese Gemeinsamkeit sei der Zusammenhalt der Funktionäre der Diktatur zerbröselt.
Sie berichtet: Der DDR-Sicherheitschef habe damals zu seinen Offizieren völlig verzweifelt gesagt: „Also, mit allem haben wir gerechnet, aber nicht mit Kerzen und Gebeten.“ Darauf seien sie nicht eingerichtet gewesen und das habe die Mauer einstürzen lassen.
„Ich glaube, diese Macht des Geistigen, die Bibel nennt es die Macht der Liebe, ist es, die vielleicht der Ukraine eine Chance gegenüber dem übermächtigen Nachbarn ist.“
„Eine Triumphfeier der Freiheit“
Unter den anwesenden Bürgerrechtlern ist auch der chinesische Demokratieaktivist Zhou Fengsuo. Er ist einer der damaligen Anführer der protestierenden Studenten in Peking gewesen, die sich 1989 für Grundfreiheiten und demokratische Reformen im von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) regierten China einsetzten.
Hier seien sie Zeugen einer Triumphfeier der Freiheit. Leider stehe China aber immer noch unter der Besatzungsdiktatur von Xi Jinping und der KPCh. „Deshalb sind wir heute hier“, erklärt er gegenüber Epoch Times.
„Wir glauben, dass die Freiheit in China siegen wird und wir kämpfen dafür, und es gibt viele Menschen, die wie wir dafür kämpfen.“
Er appelliert an seine Landsleute: „Jeder Chinese, der Freiheit und Demokratie leben will, sollte sich uns anschließen.“
Viele Menschen in China würden zunehmend die Hoffnung verlieren und seien verzweifelt. „Wir müssen gemeinsam positive Maßnahmen ergreifen, wir müssen eine freie, offene Gesellschaft für das chinesische Volk durch das chinesische Volk aufbauen.“
Verbindung zwischen Berlin, Danzig und Peking
Der chinesische Demokratieaktivist Yicheng Huang aus Shanghai der aufgrund seiner Beteiligung an der „Whitepaper“-Bewegung ins Ausland fliehen musste, berichtet, wie eng die unterschiedliche Freiheitsbewegung international verknüpft waren.
Am selben Tag, dem 4. Juni 1989, als die chinesische Führung gewaltsam den friedlichen Bürgerprotest in Peking auflöste, [der durch die Solidarność-Bewegung inspiriert war], gewann bei den ersten teilweise freien Parlamentswahlen in Polen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die oppositionelle Solidarność.
Gleichzeitig habe das Massaker in Peking auch Einfluss auf die DDR-Demokratiebewegung gehabt, erklärt Huang, gegenüber Epoch Times.
Denn als sich die Information über die blutige Niederschlagung in Deutschland verbreitet hatte, habe die Wut über die Rücksichtslosigkeit der KPCh in der DDR zu mehr Mut unter den Bürgern geführt, gegen die eigene Führung vorzugehen.
„Das zeigt uns, dass wir unabhängig von der Hautfarbe, der Kultur und der Nationalität das gleiche Streben nach Freiheit und Demokratie haben.“
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