Kein Rind, Schaf, Alpaka: Agrarbranche vor Grüner Woche unter massivem Druck
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg überschattet die Grüne Woche, die an diesem Freitag in Berlin beginnt. Bisher gibt es nur einen bekannten Fall.
Ob sich das für Rinder und andere Paarhufer hoch ansteckende Virus weiter verbreitet hat, ist unklar. Doch die Agrar-Branche spürt die Folgen bereits. Ihre wirtschaftliche Lage war schon vorher angespannt.
Was ändert sich bei der Grünen Woche?
Viele Ställe in der großen Tierhalle, in denen sonst süße Lämmer oder mächtige Zuchtbullen standen, werden dieses Jahr gar nicht erst aufgebaut. Die Veranstalter haben angekündigt, dass aufgrund des Ausbruchs in diesem Jahr keine Paarhufer – also etwa Rinder, Schafe oder Alpakas – auf der Landwirtschaftsmesse zu sehen sein werden.
Die Grüne Woche ist nicht nur ein wichtiger Branchentreff der Landwirtschaft, sondern auch Anziehungspunkt für Hunderttausende Besucher. Neben den vielen landwirtschaftlichen regionalen Spezialitäten gelten die Tiere als Höhepunkt vieler Messebesuche.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Seuche?
Problematisch ist vor allem der Export. „Wir können jetzt schon sagen, dass wir einen beträchtlichen Druck auf den Märkten haben werden, weil Drittländer zu großen Teilen tierische Produkte nicht mehr abnehmen“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, im Deutschlandfunk.
Der Verband der Fleischwirtschaft rechnet mit Einbußen im dreistelligen Millionenbetrag. Die deutsche Landwirtschaft setzt laut Krüsken jährlich etwa fünf Milliarden Euro mit tierischen Produkten im Ausland um.
Sind nur Exporte aus betroffenen Regionen gestoppt?
Innerhalb der EU unterliegt der Handel mit tierischen Produkten dem sogenannten Regionalisierungsprinzip. Das heißt: Im Fall von Seuchen wie MKS oder der Afrikanischen Schweinepest sind nur die Produkte vom Handel ausgenommen, die aus der betroffenen Region stammen.
Für viele Drittstaaten, insbesondere für die wichtigen Absatzmärkte Großbritannien, Südkorea und Vietnam gelte das aber nicht, sagt Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft.
Laut Verband wurden in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres knapp zwei Millionen Tonnen Schweine- und Rindfleisch in die EU und in Drittländer exportiert.
Der Umsatz allein in den Drittländern beläuft sich demnach im Jahr auf rund eine Milliarde Euro. Importstopps, wie sie bereits Südkorea und das Vereinigte Königreich verhängt haben, beträfen nicht nur einzelne Regionen, sondern vielmehr gleich sämtliche Produkte aus Deutschland.
Betriebe, die weit weg vom Ausbruchsort in anderen Bundesländern produzieren, spüren die Auswirkungen also ebenfalls. Selbst, wenn die Seuche nun schnell ausgemerzt wird, könne es Monate dauern, bis Betriebe in diese Drittländer wieder exportieren können, befürchtet Krüsken vom Bauernverband.
Welche Rollen spielen die Haltungsbedingungen?
Das Virus wurde in einem Büffelbetrieb im brandenburgischen Hönow festgestellt. Die geringe Größe des Betriebs und die geringe Anzahl von Betrieben machten eine Verbreitung weniger wahrscheinlich, betonte die Veterinärin Anita Idel.
Zwischen den Tieren sei die Ansteckungsgefahr bei MKS aber sehr hoch. „Das heißt im Umkehrschluss, dass in Regionen mit Intensivtierhaltung das Verbreitungsrisiko deutlich größer wäre.“
Wie genau die MKS erstmals nach 35 Jahren wieder nach Deutschland gelangen konnte, ist völlig unklar. Selbst Kritiker der konventionellen Landwirtschaft wie Idel hatten damit nicht gerechnet. „Dieser Ausbruch der MKS ist tatsächlich völlig überraschend“, sagte die Veterinärin.
Wie war die Lage der Landwirte vor dem Ausbruch?
Die Stimmung der Landwirte in Deutschland war schon vor dem Ausbruch der Tierseuche trübe. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2023/24 sackten die Ergebnisse der Betriebe dem Deutschen Bauernverband zufolge im Schnitt auf 77.500 Euro ab.
Dies lag um 29 Prozent unter dem Rekordniveau des Wirtschaftsjahres zuvor. Vom Gewinn sind auch Investitionen zu finanzieren. Vielen Höfen machen hohe Kosten für Energie, Pflanzenschutz und Dünger zu schaffen. (dpa/red)
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