Katholische Reformer: Brauchen Opferschutz-Ministerium nach Missbrauchsskandal
Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ sieht angesichts des gewaltigen Missbrauchsskandals in der deutschen katholischen Kirche die Notwendigkeit einer strengeren staatlichen Kontrolle.
Denkbar sei beispielsweise ein neues Bundesministerium für Opferschutz, damit staatliche Stellen in Zukunft einen strengeren Blick auch auf die Kirchen werfen könnten, sagte „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner der Deutschen Presse-Agentur.
Auch in anderen Ländern habe sich gezeigt, dass „unabhängige, offizielle Untersuchungsinstanzen“ außerhalb des Hoheitsbereichs der Kirche zwingend nötig seien. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland, Johannes-Wilhelm Rörig, sei zwar ein Anfang, doch sei dieser Posten mit viel zu geringen Durchgriffsmöglichkeiten ausgestattet.
Kirche braucht „grundlegenden Kulturwandel“
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) will ihre Missbrauchsstudie am Dienstag in Fulda vorstellen, vorab waren allerdings bereits die wichtigsten Ergebnisse bekannt geworden. Demnach sollen zwischen 1946 und 2014 insgesamt 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige sexuell missbraucht haben.
In der Kirche brauche es einen „grundlegenden Kulturwandel“, betonte Weisner. „Nicht die Institution, sondern die Betroffenen müssen im Mittelpunkt stehen.“
Weisner gab sich allerdings skeptisch, ob der Wandel auch Wirklichkeit werde. Die DBK sei zerrissen und „derzeit offenbar nicht in der Lage, einen einheitlichen Weg in der Aufarbeitung und in der Prävention zu gehen“.
Es gebe noch immer „viel zu wenige in der Kirchenleitung, die den Ernst der Lage erkennen und auch wirklich bereit sind, die grundlegenden Debatten zu führen, die jetzt notwendig sind“. Dabei gehe es beispielsweise um die Sexualmoral und den Zölibat.
Kölner Kardinal kündigt unabhängige Untersuchung an
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki kündigte am Wochenende eine unabhängige Untersuchung zum Umgang des größten deutschen Bistums mit sexuellem Missbrauch an.
Eine externe Einrichtung solle „unabhängig und umfassend unser eigenes – auch institutionelles – Versagen aufarbeiten“, sagte Woelki in einem Beitrag für das Kölner Domradio. „Nur, wenn wir ehrlich und aufrichtig sind, wird uns wieder Vertrauen geschenkt werden“, betonte er. (dpa)
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