KAS-Umfrage: 96 Prozent der Grünen-Anhänger vertrauen öffentlich-rechtlichen Medien

Das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien ist in Deutschland weiter gesunken. Ihr hohes Ansehen im Westen hält es insgesamt aber noch hoch.
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„Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will“: Vor allem Westdeutsche sehen öffentlich-rechtliche Medien als Bollwerk gegen die Informationsangebote von „Populisten“, „Demokratiefeinden“ und Wladimir Putin.Foto: Sybille Reuter/iStock
Von 23. März 2023

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen hat Angst vor Desinformation. Dies geht aus einer Umfrage von infratest dimap hervor. Das Institut hat im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zufällig ausgewählte Personen über ihre Wahrnehmung von Medien befragt. Ein besonderes Augenmerk galt dabei den Öffentlich-Rechtlichen.

Die erste Welle der Befragungen fand von Anfang Dezember 2021 bis Mitte April 2022 statt. Diese fiel in eine Zeit, in der zumindest noch einige Corona-Beschränkungen in Kraft waren. Eine zweite betraf den Zeitraum von Ende Oktober 2022 bis Mitte Januar 2023. Auf diese Weise sollten die Auswirkungen des Ukraine-Krieges „eingepreist“ werden.

Insgesamt hatte die Stiftung etwa 10.000 Personen befragt. Für die Auswertung habe man die Daten gewichtet. Auf diese Weise wollte man die Überrepräsentation bestimmter Gruppen, unterschiedliche Auswahlwahrscheinlichkeiten und Verschiebungen nach sozialstrukturellen Merkmalen ausgleichen.

Weitverbreitete Angst vor Desinformation

Unter dem Titel „Welchen Nachrichten kann man noch trauen?“ hat die KAS die Ergebnisse ihrer Umfrage zusammengefasst. Demzufolge hat ein Viertel der Befragten „sehr große Angst“ vor der Verbreitung falscher Informationen. Weitere 39 Prozent gaben an, „große Angst“ zu haben. Etwa ein Drittel lässt das Thema kalt – dort geht man davon aus, dass die Bevölkerung in der Lage sei, diese zu erkennen.

Als „Desinformation“ definierte die KAS die „bewusste Verbreitung von falschen Informationen“. Dabei könnten die Informationen frei erfunden, manipuliert, bewusst falsch verstanden oder verfälschend aus dem Kontext gerissen sein. Sie werden demnach aber in jedem Fall verbreitet, mit dem Ziel, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Die Angst vor Desinformation gehört der Umfrage quer durch alle demografischen Gruppen zu den am häufigsten genannten. Ebenfalls unter den Top 3 waren der Klimawandel und die Spannungen zwischen Europa und Russland.

In Westdeutschland halten 73 Prozent große Stücke auf ihre vertrauten Medien

Insgesamt hat das Vertrauen in ARD, ZDF und „Deutschlandradio“ seit der Zeit vor Corona stetig abgenommen. Hatten 2019/20 noch 78 Prozent der Befragten politische Nachrichten in öffentlich-rechtlichen Medien für glaubwürdig gehalten, sind es mittlerweile nur noch 70 Prozent. Demgegenüber halten 26 Prozent die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland selbst für einen Quell der Desinformation.

Dass die Zahlen für die Rundfunkanstalten insgeheim noch verhältnismäßig schmeichelhaft ausfallen, ist vor allem den Westdeutschen zu verdanken. Diese Nachrichtensender und Angebote, die viele mit der Stabilität der alten Bundesrepublik verbinden, halten dort 73 Prozent für ungebrochen vertrauenswürdig.

In Ostdeutschland sind es hingegen nur noch 58 Prozent. Gegenüber 2019/20 ist die diesbezügliche Schere zwischen den Landesteilen von vier auf 15 Prozent auseinandergegangen. Alter, Geschlecht und Bildungsgrad spielen den Ergebnissen der Umfrage zufolge keine signifikante Rolle in der Medienwahrnehmung.

Vertrauen in politische Nachrichten bestätigt These vom „Grünfunk“

Das Vertrauen in ARD, ZDF und „Deutschlandradio“ unterscheidet sich jedoch nicht nur zwischen Bewohnern alter und neuer Bundesländer. Auch die Parteipräferenz spielt eine besonders große Rolle. Vor allem bei den Anhängern der Grünen herrscht fast einhellig die Überzeugung vor, deutsche öffentlich-rechtliche Medien informierten vollständig, wahrheitsgemäß und ausgewogen.

Nicht weniger als 96 Prozent jener Befragten, die sich den Grünen nahe fühlen, vertrauen auf Kompetenz und Qualität hinter den politischen Nachrichten. Dies bestätigt verbreitete Einschätzungen, dass auch in den Sendern selbst starke Sympathien für die Grünen vorhanden seien. Demgegenüber sind nur 16 Prozent der AfD-Anhänger davon überzeugt, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Informationsauftrag adäquat nachkommen.

Hohes Ansehen genießen ARD, ZDF und „Deutschlandradio“ auch unter den Anhängern der traditionellen Volksparteien. So fühlen sich 81 Prozent der SPD- und 78 Prozent der CDU/CSU-Sympathisanten von diesen gut informiert. Etwas überraschender scheint, dass Anhänger der Linkspartei (72 Prozent) den politischen Nachrichten öffentlich-rechtlicher Medien mehr vertrauen als jene der FDP (65 Prozent).

Wer mit der Demokratie in Deutschland zufrieden ist, vertraut öffentlich-rechtlichen Medien

Mitentscheidend für die Einschätzung der Glaubwürdigkeit ist auch die Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland. Von jenen Befragten, bei denen diese stark oder sehr stark ausgeprägt ist, haben auch 82 Prozent großes oder sehr großes Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien. Von den eher Unzufriedenen haben hingegen 77, von den sehr Unzufriedenen sogar 88 Prozent wenig oder kein Vertrauen.

Nur neun Prozent der mit der Demokratie in Deutschland Zufriedenen stimmen der Aussage zu, ARD, ZDF und „Deutschlandradio“ seien Meinungsverstärker der Herrschenden. Sie sehen in den Öffentlich-Rechtlichen eine Möglichkeit, sich vor Falschinformationen zu schützen. Demgegenüber sind 59 Prozent der Unzufriedenen der Auffassung, diese betrieben selbst eine manipulative Berichterstattung.



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