Kapazität halbiert: Rückschlag für Habecks LNG-Prestigeobjekt auf Rügen

Das einzige Privatunternehmen beim Betrieb von LNG-Terminals halbiert mit der Aufgabe eines LNG-Regasifizierungsschiffs im Hafen Mukran seine Kapazität zur Gaseinspeisung in das deutsche Gasnetz. Damit erhält nach der Insolvenz von Northvolt ein weiteres Prestigeprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums unter Robert Habeck (Grüne) einen Rückschlag.
Die fast 300 Meter lange „Energos Power“ läuft begleitet von Schleppern in den Hafen von Mukran ein.
Die fast 300 Meter lange „Energos Power“ bei ihrem Einlauf in den Hafen von Mukran.Foto: Stefan Sauer/dpa
Von 13. Februar 2025

Überraschend kündigte das Privatunternehmen Deutsche ReGas vorzeitig den 10-Jahres-Charter-Vertrag mit dem Bundeswirtschaftsministerium über das LNG-RegasifizierungsschiffEnergos Power“ im Hafen Mukran bei Sassnitz auf Rügen.

Die „Energos Power“ hat das mit LNG-Transportschiffen herangebrachte LNG wieder zurück in den gasförmigen Zustand umgewandelt und dann in eine auf dem Ostseegrund verlegte Gaspipeline nach Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) eingespeist. Über diese gelangt das Gas ans Festland und dort in das Gasverteilungsnetz. Erst im September 2024 hat das LNG-Terminal in Mukran den Regelbetrieb aufgenommen. Nun hat sich die Gaskapazität des Terminals halbiert.

Begründet wird der Schritt des einzigen privaten Betreibers von LNG-Terminals in Deutschland, unter anderem mit einer „ruinösen Preispolitik“ der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET), „seit Dezember 2024“. Das DET gehört zu 100 Prozent dem Bund.

Derzeit betreibt die DET vier schwimmende LNG-ReGasifizierungsanlagen in Form von Schiffen, zwei in Wilhelmshaven und jeweils eins in Brunsbüttel und Stade. Die Deutsche ReGas betreibt ein weiteres LNG-Regasifizierungsschiff im Hafen von Mukran, die „Neptun“. Dies will sie auch weiterhin nutzen.

Ingo Wagner, geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen ReGas, „bedauert, zu diesem Schritt gezwungen zu sein“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Seit Dezember 2024 vermarkte die DET ihre Kapazitäten für die regulierten LNG-Terminals systematisch und signifikant unterhalb der ihr von der Bundesnetzagentur genehmigten und kostendeckenden Entgelte. Dadurch sei es zu einer erheblichen Marktverzerrung in Deutschland gekommen, erklärt ReGas.

DET spricht von „erfolgreicher Vermarktung

Eine Woche zuvor, am 7. Februar, titelte die DET eine Pressemitteilung mit den Worten: „DET erfolgreich bei aktueller Vermarktung Ihrer Regaskapazitäten.“

„Wir sind sehr zufrieden, dass wir unter hohem Zeitdruck die aktuelle Vermarktungsrunde realisieren und erfolgreich abschließen konnten“, heißt es darin. Das Angebot der DET sei von den Händlern gut angenommen worden.

„Dabei schauen wir auch schon voraus, denn die derzeit sinkenden Speicherstände müssen im Laufe des Jahres rechtzeitig wieder aufgefüllt werden“, so Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer der DET.

Der Durchschnittspreis, der bei der Dezemberauktion erzielt wurde, betrug dabei 0,11 Euro pro mmBTU.

Die Abkürzung mmBTU steht für „million British thermal units“. Dabei entspricht 1 mmBTU 26,4 Standard Kubikmeter Gas, basierend auf einem Energieinhalt von 40 Megajoule pro Kubikmeter.

Das heißt, die Zwischenhändler konnten über die DET im Dezember Gas für 0,4 Cent pro Kubikmeter kaufen. Das sind 0,04 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Der Endverbraucherpreis liegt aktuell (Stand Januar) laut dem Vergleichsportal Verivox, einschließlich aller Steuern und Abgaben bei rund 11,77 Cent pro Kilowattstunde. Bis Juli 2021 lag der Gaspreis bei um die 5 Cent pro Kilowattstunde.

Der Durchschnittspreis für die Februarauktion der DET lag nach eigenen Angaben bei 0,30 Euro pro mmBTU.

Ministerium weist Vorwurf zurück

Das Bundeswirtschaftsministerium weist den Vorwurf der Deutschen ReGas zurück, dass die staatlichen betriebenen LNG-Terminals der DET mit einer „ruinösen Preispolitik“ das private Terminal der deutschen ReGas in Mukran beeinträchtigt hätten.

Bei der letzten Vermarktungsrunde im Januar habe die DET sämtliche Kapazitäten für 2025 zu „im europäischen Vergleich marktüblichen Preisen“ vermarktet, teilte das Bundeswirtschaftsministerium dem NDR mit. Von einem ruinösen Wettbewerb „kann daher keine Rede sein“, zitiert der öffentlich-rechtliche Sender das Ministerium.

Zudem seien staatliche Beihilfen für die DET von der EU-Kommission genehmigt worden, heißt es in dem Bericht weiter. Und die Deutsche ReGas habe gewusst, dass die DET die Terminals des Bundes an der Nordsee betreiben würde, als sie die „Energos Power“ 2023 für zehn Jahre charterte. Die Kündigung halte das Ministerium daher für unberechtigt, schreibt der NDR.

Noch 2023 hatte das Ministerium unter Habeck betont, wie wichtig das Rügener LNG-Terminal für die deutsche Gasversorgung ist. „Dies wird umso wichtiger, falls es zu einem Ausfall der russischen Gaslieferungen über die Ukraine oder andere Lieferwege kommen sollte“, erklärte das Ministerium im August 2023.

Dieser Fall ist durch die Nichtverlängerung der Gaslieferverträge seitens der Ukraine mit Russland eingetreten.

Doch gibt es einerseits von Anfang an bei Gegnern des Rügener LNG-Terminals Zweifel über die Notwendigkeit zum Bau der Terminals, der seitens des Bundeswirtschaftsministeriums mit einer drohenden Gasmangellage in Deutschland begründet wurde. Kritiker des Projekts sorgen sich über negative Auswirkungen des Terminals und der Pipeline auf die Flora und Fauna und den Tourismusbetrieb der beliebten Urlaubsinsel.

Daher gingen verschiedene Gruppen mit Klagen gegen das LNG-Terminal vor, allen voran die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die bisher alle abgewiesen wurden.

DUH kritisiert dürftige Auslastung der LNG-Terminals

Eine ihrer Untersuchungen, bei der sie bisher unveröffentlichte Zahlen aus dem Bundeswirtschaftsministerium analysierte, ergab eine insgesamt dürftige Auslastung der deutschen LNG-Terminals. Wilhelmshaven hatte von Jahresbeginn 2024 bis Mitte Dezember eine Auslastung von nur 64 Prozent. Nur wenig besser sah mit 68 Prozent die Auslastung am Terminal in Brunsbüttel aus. Weit abgeschlagen waren hingegen die Anlagen auf Rügen, deren Auslastung lediglich bei 10 Prozent lag.

Daher legte der Verein im Oktober 2024 eine Beschwerde beim Bundesrechnungshof ein und stellte einen Überprüfungsantrag „wegen nicht zielgerichteter und ineffizienter Mittelverwendung“.

Die DUH-Auswertung ergab, dass für den Ausbau der LNG-Infrastruktur auf Rügen das Wirtschaftsministerium unter Habeck 865 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln veranschlagte. Dazu kommt eine Garantie des Bundes über 1,878 Milliarden Euro. Dem gegenüber steht eine Gaseinspeisung von 1,3 Milliarden Kubikmetern, also von rund 1,5 Prozent des gesamten jährlichen Gasbedarfs in Deutschland.

Anfang 2024 erklärte das renommierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) anhand einer Studie zu den LNG-Bauvorhaben der Bundesregierung, dass „der überdimensionierte LNG-Infrastrukturausbau“ nicht erforderlich sei, um eine potenzielle Gasmangellage zu vermeiden und daher nicht weiterverfolgt werden sollte. Eine Gasmangellage, mit der der beschleunigte Ausbau von Flüssigerdgas (LNG)-Infrastruktur seit dem Sommer 2022 gerechtfertigt werde, sei zu keinem Zeitpunkt eingetreten, hieß es weiter.

Mittlerweile gibt es erste Stimmen aus der deutschen Chemieindustrie wie der Chef der Infra-Leuna in Sachsen-Anhalt, Christof Günther, die fordern, russisches Erdgas wieder über Pipelines nach Deutschland liefern zu lassen. „Es ist auch unplausibel, dass wir russisches LNG (Flüssiggas) importieren, aber die Pipelines abgestellt sind“, sagte der Geschäftsführer des Chemieparks der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Erst Ende November 2023 scheiterte Habecks Projekt mit der Ansiedlung einer Produktionsstätte des schwedischen Batterieherstellers Northvolt in Schleswig-Holstein. Bis zu 620 Millionen Euro an Steuergeldern könnten durch die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt verloren gehen.

 



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