Kanzlerin Merkel ist neugierig – Ihre USA-Reise und Gesprächsthemen: Freihandel, Wirtschaft, Zusammenarbeit

Kanzlerin Merkel will mit US-Präsident Trump über Sicherheits- und Wirtschaftsfragen sowie die künftige internationale Zusammenarbeit sprechen: "Unsere Länder profitieren davon, wenn wir gut und fair zusammenarbeiten." International wird befürchtet, dass Trump im Welthandel eine Ära der Handelsschranken einläutet.
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Angela MerkelFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times16. März 2017

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist mit Zuversicht zum neuen US-Präsidenten Donald Trump. „Es ist immer besser, miteinander zu reden als übereinander“, so Merkel der „Saarbrücker Zeitung“. Auf die Frage, ob man von offener Neugier auf beiden Seiten sprechen könne, sagte die Kanzlerin: „Neugier in jedem Fall. Und auch Freude, sich kennenzulernen. Das gilt zumindest für mich.“

Sie wolle mit Trump über Sicherheits- und Wirtschaftsfragen sowie über die künftige internationale Zusammenarbeit sprechen. Angesichts der Sorgen vor einem Handelskrieg zwischen den USA und Deutschland sowie Europa mahnte Merkel: „Unsere Länder profitieren davon, wenn wir gut und fair zusammenarbeiten.“

Auch Deutschland habe gute Argumente, denn gebe es nicht nur den deutschen Handelsüberschuss gegenüber den USA, sondern auch hohe deutsche Direktinvestitionen im Land. So exportiere das BMW-Werk in den USA von dort „mehr Autos als GM und Ford zusammen“, sagte Merkel. „Das werde ich deutlich machen“.

Treffen der G20-Finanzminister: Kein Bekenntnis zum Grundsatz des Freihandel?

Trump drohte unter anderem bereits deutschen Autobauern mit saftigen Strafzöllen. Merkel will ihren Besuch in Washington nutzen, um Trump kennenzulernen und die Bedeutung des freien Handels für die Wirtschaftsentwicklung beider Länder zu betonen. Die Bundeskanzlerin möchte das Thema zudem zu einem Schwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft machen.

Vor dem Treffen der G20-Finanzminister am Freitag und Samstag in Baden-Baden zeichnet sich ein Konflikt zwischen den USA und anderen Teilnehmerstaaten ab.

Bei Vorgesprächen am Mittwoch und Donnerstag habe der Vertreter der US-Regierung ein Bekenntnis zum Grundsatz des Freihandels abgelehnt, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Angaben aus Teilnehmerkreisen. Dagegen hätten andere Staaten – darunter Frankreich, Brasilien und Singapur – darauf bestanden, ein solches Bekenntnis in die Abschlusserklärung aufzunehmen.

Handel und Wirtschaft: Gemeinsam mit China gegen die USA?

Vor ihrem Besuch bei US-Präsident Donald Trump sucht die Kanzlerin im Kampf gegen drohenden wirtschaftlichen Protektionismus den Schulterschluss mit China.

In einem Telefonat hätten Merkel und der chinesische Staatschef Xi Jinping bekräftigt, „sich gemeinsam für freien Handel und offene Märkte einzusetzen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag. Die US-Abschottungstendenzen werden in den Exportnationen Deutschland und China mit Sorge betrachtet.

Merkel und Xi vereinbarten laut Seibert, „die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortzusetzen, insbesondere auch im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft“.

Stimmen deutsche Wirtschaftsvertreter zum USA-Geschäft

Auch deutsche Wirtschaftsvertreter warnten vor einer Protektionismus-Politik der USA. „In Washington sollte die Kanzlerin dafür werben, dass sich die Vereinigten Staaten weiterhin international engagieren und nicht abschotten, weder wirtschaftlich noch politisch“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Weiter betonte er, der BDI setze auf ein starkes Europa: „Nur im Verbund mit den EU-Mitgliedsstaaten haben wir international eine starke Stimme.“

Kempf wies auch auf eine positive Rolle der deutschen Industrie für die US-Wirtschaft hin: „Unsere Unternehmen investieren in den Vereinigten Staaten, schaffen und sichern dort gute Arbeitsplätze.“

Sie seien in den USA der drittgrößte ausländische Arbeitgeber. Dies helfe auch, die Industrie vor Ort zu stärken. „Das geht aber nur, wenn die Vereinigten Staaten keine neuen Handelsbarrieren errichten und die globale Arbeitsteilung nicht unterbrechen oder erschweren“, warnte der BDI-Präsident.

Die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten am Donnerstag unter Berufung auf eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), fast jedes dritte deutsche Unternehmen, das in den USA aktiv ist, befürchte einen Rückgang seines US-Geschäfts.

Die Ankündigungen Trumps, Importe mit Zöllen zu belegen und die Einreise zu erschweren, verunsichert demnach besonders den Großhandel und die deutschen Dienstleistungsunternehmen. Auch DIHK-Präsident Eric Schweitzer forderte vor diesem Hintergrund, die europäische Zusammenarbeit wieder zu verstärken. (dts/afp)



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