„Kannst die Maske abnehmen“ – ein Café im Widerstand
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Das Café Kleinschmidt in Eberswalde ist das Café mit der längsten Tradition in der Kleinstadt in Brandenburg, seit rund 150 Jahren gibt es das Haus.
Ein Mittwochabend. Menschen kommen zur Tür herein, setzen sich an freie Tische, bestellen bei der Bedienung Cocktails, Wein, kleine Speisen oder Kaffee und Kuchen. Durch den Raum flirrt leise Lounge-Musik, Gemurmel oder ein Lacher bilden die Geräuschkulisse. Niemand ist maskiert, niemand muss am Eingang irgendwelche Dokumente vorzeigen, die ihn zum Einlass berechtigen oder nicht. Die Preise sind weder hoch noch tief, bezahlt wird in bar oder mit Karte. Ab und zu gibt es Konzerte im kleinen Rahmen oder Lesungen. Stammgäste, und da gibt es einige, werden schon mal mit Namen begrüßt.
Das Café Kleinschmidt ist ein ganz normales Café. Es wäre eigentlich keinen Artikel wert, denn Café Kleinschmidts gibt es in jeder deutschen Stadt. Doch seit einiger Zeit – jede Leserin wird das Datum kennen –, ist das Café Kleinschmidt das abnormalste Café Deutschlands. Denn praktisch alle anderen Cafés verwehren einem Teil der Gäste, auch Stammgästen, den Zutritt, verlangen Daten wie Adresse oder Telefonnummer, Händedesinfektion, Mund-Nase-Masken und anderes mehr.
Auf die rare Normalität, die das Café Kleinschmidt und Inhaber Christian Günther pflegen, weisen an der Eingangstür zwei auffällige Kreidetafeln hin. Auf ihnen ist zu lesen: „Im Gegensatz zu den Regierungssimulanten auf Bundes-, Landes- und Kreisebene halten wir uns an das Grundgesetz und diskriminieren niemanden! Uns ist jeder willkommen, egal welcher Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Impfstatus! Willkommen im Kleinschmidt!“ Auf der Tafel daneben steht: „Bei uns gelten nur diese 3G-Regeln: Gebraut, Gezapft, Getrunken! Bei uns wird niemand ausgegrenzt!“
Mit dieser Ansage, die in diesen Zeiten fast einer Heldentat gleicht, schaffte es Christian Günther in die Lokalzeitung, der Artikel mit Foto wurde erwartungsgemäß häufig geteilt. Jetzt, da deutschen Gastronomen nochmals verschärfte Regeln auferlegt wurden und sie zu kontrollieren haben, ob jeder Gast gegen Corona geimpft ist, hat Günther sich veranlasst gefühlt, einen offenen Brief in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. In großen Lettern fängt er an: „Wir protestieren in der Rechtsform des zivilen Ungehorsams in aller Schärfe und Deutlichkeit gegen diese moralisch unanständige und juristisch nach allgemeiner Lesart nicht verfassungskonforme Verordnung!“
„Hysterie frisst Hirn“
Nachdem der ehemalige Chefredakteur des „Stern“, Hans-Ulrich Jörges, mit seinen Worten „Hysterie frisst Hirn“ zitiert wurde, zerpflückt der Verfasser die „offensichtlich zur Hetzkampagne ausgeartete Impfkampagne“. Sie wäre menschlich unredlich, politisch unehrlich, für einen Rechtsstaat unwürdig und darüber hinaus in so vielen Punkten juristisch derart dilettantisch fehlerhaft, dass vieles bei der gerichtlichen Aufarbeitung in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich als sachlich unbegründeter Eingriff in die Grundrechte des Bürgers gewertet würde.
Der zivile Ungehorsam wird begründet: „Wir haben uns als Bürger an Gesetze zu halten, daran besteht im Grundsatz kein Zweifel, selbst dann, wenn ein Gesetz sich in der Praxis als unzweckmäßig, unsinnig oder fehlerhaft erweist.“ Dann kommt Günther auf die Radbruchsche Formel, festgelegt vom Rechtsphilosophen Gustav Radbruch, der bis 1949 lebte. Sie gilt laut Günther in Deutschland als rechtsverbindlich. Nach dieser Definition, so heißt es im offenen Brief, kann man zu keinem anderen Schluss kommen, wenn man sich den Grundwerten unserer Gesellschaftsordnung verbunden fühlt und dem Grundgesetz verpflichtet, als der 2G-Verordnung die Umsetzung zu verweigern.
Vielleicht fühlt sich Günther auch der Tradition des Hauses verbunden, denn im 19. Jahrhundert, als das Café vom Konditormeister Ludwig Kleinschmidt gegründet wurde, lautete seine Philosophie: „Alles hat auf das Wohl des Gastes abgestimmt zu sein! Das Angebot, das Ambiente, freundliches Personal – die gesamte Atmosphäre soll dafür sorgen, dass die Gäste unseres Hauses sich wohlfühlen“, notierte Ludwig Kleinschmidt damals, als die Theke noch aus wuchtigen Gründerzeitschränken aus dunklem Holz bestand, auf der sich Kuchen und Torten türmten. Sogar in DDR-Zeiten hielt das Familienunternehmen bis 1977 durch. Dann folgte die HO-Gaststätte „Naschkatze“, allerdings in einem gänzlich anderen Stil.
„Kleinschmidt for Kanzleramt“
Eine Naschkatze, eine echte, liegt auch heute noch fast immer auf einem der Polstersessel und döst vor sich hin, während um sie herum Cheeseburger mit Süßkartoffelpommes, Salatteller oder das DDR-Gericht „Würzfleisch mit Worcester-Sauce“ serviert werden. Die Gäste, die aus Eberswalde und den umliegenden Orten kommen, in denen der „Dorfkrug“ für immer geschlossen wurde, goutieren sowohl Speisen als auch Einlasspolitik des Kleinschmidt. „Kleinschmidt for Kanzleramt“, schreibt ein Leser namens Kern Keule auf Facebook; Albrecht Gieseler schreibt: „Herzlichen Dank für Ihre unmissverständlichen, tollen Worte. Ich bitte auch alle 2-G’ler, sich kritisch mit dieser absolut unmöglichen Diffamierungspolitik auseinander zu setzen. Es ist nicht mehr zu ertragen und genau genommen Tatbestand mit Freiheitsstrafe. „Tyrannei der Ungeimpften“, alleine dieser Satz des lieben Herrn Weltärztepräsidenten sollte aufhorchen lassen.“
Im offenen Brief geht das Kleinschmidt unterdes auch mit den Fehlern der Politik ins Gericht, die bisher gemacht wurden. Die Aufzählung ist lang. Es fängt an mit der Schließung der Testzentren, der Beendigung der kostenlosen Tests, den nicht sehr strengen Zugangsregeln für Altenheime und Pflegeheime, den fehlenden Lüftungskonzepten für öffentliche Gebäude, um dann zu dem Thema Intensivbetten zu kommen.
Bemängelt werden auch Konzepte zur Eindämmung des Virus, die über eine Woche hinaus gehen, und stattdessen die Ungeimpften zu Unrecht diskriminieren und zum Sündenbock erklären. Günther will sich dabei aber nicht für das Impfen oder gegen das Impfen aussprechen, noch den Grad der Gefährlichkeit von Covid-19 beurteilen. Er lässt stattdessen Zahlen sprechen: Während der Text für den Brief verfasst wurde, befanden sich 69 von 2,6 Millionen Menschen in Brandenburg mit Covid-19 auf den Intensivstationen des Bundeslandes.
„Es geht darum, wie wir miteinander umgehen“
Außerdem wird erwähnt, dass im Kleinschmidt täglich ausgiebig gelüftet wird und das Café auf eigene Kosten Luftfilter installierte, die nach Herstellerangaben 90 Prozent Viren aus der Luft entfernen. Günther freut sich über den Zuspruch, den er sogar manchmal auf offener Straße erhält, von Gästen oder von Leuten, die über ihn in der Lokalzeitung lasen. „Es geht nicht um impfen oder nicht impfen, es geht darum, wie wir miteinander umgehen“, heißt es am Ende des Briefes. Derweil schleicht ein ängstlich wirkender Besucher mit Maske durch das Lokal. „Kannst die Maske abnehmen“, schallt es ihm von seinen Bekannten, die schon am Tisch sitzen, entgegen.
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