Dauerhafter Sanierungsfall: Kälte und Probleme des Berliner Flughafens BER

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Flughafen BERFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times11. Februar 2021

Die Haupthalle am neuen Hauptstadt-Flughafen BER ist zu kalt – im Terminal wurden teilweise nur knapp 12 Grad gemessen. Am Check-In seien es gut 18 Grad gewesen. Daher checken die wenigen Reisenden nun vorübergehend hauptsächlich in Seitengebäuden des Hauptterminals ein. In den dortigen Pavillons ist es etwas wärmer, wie das Portal „t-online“ berichtet. Im Bahnhof unter dem Terminal würden wohl Züge den „frostigen Ostwind“ mitbringen.

Dauerhafter Sanierungsfall

Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass der Hauptstadtflughafen BER noch lange Zeit auf Finanzhilfen der staatlichen Eigentümer angewiesen sein wird. „Zwar ist der neue Flughafen nun endlich eröffnet, doch finanziell bleibt er ein Sanierungsfall“, sagte der Experte für Strukturpolitik und Mittelstand dem „Handelsblatt“.

So seien etwa die zusätzlichen Baukosten gegenüber den ursprünglichen Planungen in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro der Flughafengesellschaft aufgebürdet worden, obwohl sie diese selbst ohne den Corona-bedingten Einbruch des Luftverkehrs nicht tragen könne.

„Durch die fehlenden Einnahmen aufgrund der Pandemie wird das Problem nun weiter verschärft“, sagte Röhl. Daher würden die Gesellschafter nicht darum herumkommen, der Flughafengesellschaft unter die Arme zu greifen.

Eine Teilprivatisierung des Airports sei zwar „denkbar“, sagte Röhl. Allerdings wollten private Geldgeber gemeinhin Geld verdienen. „Voraussetzung ist daher eine Öffnungsperspektive und Klarheit über die Entwicklung des Luftverkehrs nach Corona“, so der Experte. „Im Augenblick gibt es noch sehr viele Unwägbarkeiten, die private Investoren eher abschrecken dürften.“

Die FDP-Verkehrspolitikerin Daniela Kluckert sieht den Flughafen auch als „massiven Sanierungsfall“. Die Eigentümer dürften jetzt aber nicht weiter nach dem Motto „Augen zu und durch“ auf Kosten des Steuerzahlers verfahren, das funktioniere nicht.

„Wir brauchen ein tragfähiges Konzept, und das kann nur mit der Einbindung von Externen, Privaten funktionieren – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen des operativen Know-hows, einen Flughafen erfolgreich zu führen“, sagte die Vize-Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses dem „Handelsblatt“. Eine andere Finanzierung sei auch aufgrund des Europarechts geboten, mahnte Kluckert. „Meine Befürchtung ist, dass die EU-Kommission nicht ewig bei der öffentlichen Finanzierung zuschaut. Seriöse Politik bedeutet jetzt umzusteuern.“

Bund, Berlin und Brandenburg zahlen

Das Bundesland Berlin steht weiterhin zum Airport: „Der Flughafen ist eine zentrale Infrastruktur der Hauptstadtregion und wird künftig eine Schlüsselrolle für deren weitere wirtschaftliche Entwicklung spielen“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) dem „Handelsblatt“.

„Die FBB soll wie in der Vergangenheit auch eine Patronatserklärung bekommen.“ Unter Patronatserklärung versteht man eine Absicherung bei der Gewährung eines Kredits an Konzerngesellschaften gegenüber dritten Kreditgebern.

„Wir wollen den Flughafen so aufstellen, dass er –- wenn die Passagierzahlen wieder das Niveau vor Corona erreichen -– schwarze Zahlen schreibt. Das wird für 2026 erwartet“, sagte Kollatz weiter.

Auch Brandenburg will den Geldhahn offenbar nicht zudrehen. Berlin und Brandenburg halten jeweils 37 Prozent der Anteile, der Bund 26 Prozent. „Selbstverständlich steht das Land Brandenburg unverändert zur Flughafengesellschaft FBB und zum BER“, sagte ein Sprecher der brandenburgischen Finanzministerin Katrin Lange (SPD).

Einen Kommentar zur Berichterstattung über notwendige Finanzmittel in Höhe von 3,5 Milliarden Euro durch die Gesellschafter gab Brandenburg nicht ab. Eine Kommentierung wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, sagte der Sprecher. Die Gesellschafter würden „in bewährter Weise genau zum richtigen und passenden Zeitpunkt“ zu diesen Fragen Stellung nehmen. (dts)



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