Massenarbeitslosigkeit droht nicht – IWH rechnet jedoch mit mehr Arbeitslosen im Osten
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) geht von einer weiteren Zunahme der Arbeitslosenzahlen im Osten aus.
„Also kurzfristig, in diesem Jahr und im nächsten Jahr, bleibt die Konjunktur mau“, sagte IWH-Arbeitsmarktexperte Steffen Müller dem Radiosender MDR Aktuell. „Und wir werden möglicherweise einen leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den nächsten Monaten noch weiter sehen.“
Keine Massenarbeitslosigkeit zu erwarten
Eine so hohe Arbeitslosigkeit wie in den späten 1990er-Jahren sei aber nicht zu erwarten, so Müller weiter. Die Debatte um eine Rückkehr der Massenarbeitslosigkeit sei eine Gespensterdebatte, es seien andere Zeiten.
Vor allem der demografische Wandel verhindere im Osten einen deutlicheren Anstieg der Arbeitslosenzahlen. „Da haben wir in ländlichen Regionen, zum Beispiel im südwestlichen Sachsen, Prognosen, dass die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in den nächsten 15 Jahren um 30 Prozent sinken wird.“
Dieser massive Rückgang lasse eigentlich überhaupt keine Massenarbeitslosigkeit erwarten. „Ich denke, stattdessen wird gerade bei uns in der Region jede Arbeitskraft gebraucht werden“, so der Experte.
46 Millionen erwerbstätig, 8,1 Millionen Industriearbeitsplätze
Im September 2024 sind rund 46,0 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig gewesen. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank die Zahl saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat leicht um 18.000 Personen.
8,1 Millionen (Stand Ende 2023) der 46 Millionen Beschäftigte haben wertschöpfende Industriearbeitsplätze. Hinzu kommen 2,6 Millionen Beschäftige am Bau und 0,6 Millionen in Fischerei, Land- und Forstwirtschaft. Diese 11,7 Millionen bilden die produktive Basis von Deutschland. 34,6 Millionen weitere Beschäftigte gehören zur Dienstleistungsbranche.
Dies war der vierte Rückgang der Erwerbstätigkeit in Folge, denn in den Monaten Juni, Juli und August 2024 war diese nach revidierten Ergebnissen ebenfalls um durchschnittlich je 18.000 Personen gegenüber dem Vormonat zurückgegangen.
Herbst-Saison für Beschäftigte schwächer als üblich
Nicht saisonbereinigt stieg die Zahl der Beschäftigen im September 2024 gegenüber August 2024 mit Beginn der Herbstbelebung um 162.000 Personen (+0,4 Prozent). Der saisonal übliche Anstieg fiel damit merklich schwächer aus als im September-Durchschnitt der Jahre 2022 und 2023 (+210.000 Personen).
Gegenüber September 2023 stieg die Zahl der Erwerbstätigen im September 2024 um 0,1 Prozent (+53.000 Personen). Von Januar bis August 2024 hatten sich die monatlichen Vorjahresveränderungsraten von +0,5 Prozent auf +0,2 Prozent abgeschwächt.
Somit setzte sich im Vorjahresvergleich der langfristig positive Trend auf dem Arbeitsmarkt zwar weiter fort, der Zuwachs ist aber inzwischen nahezu versiegt.
Im Durchschnitt des dritten Quartals 2024 gab es nach vorläufigen Berechnungen rund 46,1 Millionen Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland. Im Vergleich zum Vorquartal sank die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt um 45.000 Personen (-0,1 Prozent).
2,8 Millionen Arbeitslose
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Oktober nahezu unverändert geblieben. Im Vergleich zum Vormonat ging die Arbeitslosigkeit minimal um 16.000 auf 2,791 Millionen Menschen zurück. Das seien 183.000 mehr als im Vorjahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 6 Prozent.
„Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt in diesem Jahr weitgehend aus“, sagte die Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles. Einen so geringen Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Oktober hatte es den Fachleuten zufolge in den vergangenen 20 Jahren nicht gegeben.
Saisonbereinigt legte die Zahl der Arbeitslosen im Oktober verglichen mit dem Vormonat demnach um 27.000 zu. Im langfristigen Vergleich bewegt sich die Arbeitslosigkeit allerdings auf eher niedrigem Niveau.
Bereits im September hatten Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung entgegen des saisonüblichen Trends kaum abgenommen. Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften gab laut der Bundesagentur im Oktober nach. Demnach waren 689.000 offene Arbeitsstellen gemeldet, 60.000 weniger als vor einem Jahr. Für ihre Oktober-Statistik griff die Bundesagentur auf Datenmaterial zurück, das bis zum 14. Oktober vorlag. (dpa/dts/red)
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