Islamismus-Experte Mansour über die Hintergründe der Messer-Phänomene
Noch immer gibt es keine bundesweite statistische Erfassung von Messerdelikten. Doch das Phänomen nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. In einer Kolumne im „Focus“ geht der seit 14 Jahren in Deutschland lebende deutsch-israelische Psychologe und Experte für Islamismus und Extremismusprävention, Ahmad Mansour, darauf ein, warum in Deutschland eine offene Debatte über den hohen Migrantenanteil bei Messerangriffen so wichtig wäre.
Zuvor hatte die Zeitung „Die Welt“ schockierende Rechercheergebnisse zu den Dimensionen der Messerangriffe in Deutschland geliefert. In dem Bericht war die Rede von fast 20.000 Messerdelikten und fast 100 Todesopfern, allein im Jahr 2020.
Realität nicht ausblenden
Auffallend war, dass Migranten in der Statistik überproportional vertreten waren, erinnert Mansour. 39,6 Prozent der Täter seien nicht deutsche Staatsbürger. Ein großer Anteil unter ihnen, fast die Hälfte – oder im Gesamtzusammenhang 17,4 Prozent der Täter –, sind Zuwanderer. Damit seien dem Experten nach Personen gemeint, die sich unerlaubt oder erlaubt (Duldung, Asylbewerber, Schutzberechtigte) in Deutschland aufhalten. Diese Gruppe sei in der Statistik der Messer-Attacken „erschreckend überproportional repräsentiert, gemessen an ihrem Anteil in der Gesamtbevölkerung“.
Mansour wäre den Angaben nach als junger Palästinenser in Israel selbst fast radikaler Islamist geworden. Heute warnt er angesichts des Messerphänomens vor Ignoranz, Relativierung und verharmlosenden Erklärungen und dass die Medien „aus erzieherischen und politischen Gründen Informationen von öffentlichem Interesse“ ignorierten.
Immer wieder würden kulturelle, ideologische und soziologische Aspekte ausgeblendet. Um jedoch die überproportionale Vertretung von Migranten und Zuwanderern in den Statistiken zu erklären, müsse man sich „tabufrei mit den Ursachen innerhalb dieser Gruppe“ auseinandersetzen. Die Gesellschaft müsse einen Weg finden, über solche Phänomene „sachlich und differenziert zu diskutieren“, ohne Pauschalisierung, ohne Stigmatisierung, fordert Mansour. Verallgemeinerung und Generalverdacht seien unangebracht.
Lockdowns und Minderwertigkeitskomplexe
Zum einen sieht Mansour einen weltweiten Anstieg häuslicher Gewalt während der Lockdowns 2020 – herkunftsübergreifend und in fast allen sozio-ökonomischen Schichten. Zum anderen gebe es eine neue Jugendkultur, bei der das Tragen von Messern ein Ausdruck von Männlichkeit, Stärke und Verteidigungsfähigkeit sei, schildert der Psychologe. Bei Migranten kämen noch patriarchalische Erziehungsmethoden in manchen Familien hinzu. Die Gewalt der Väter zuhause führe bei den Opfern oft „psychologisch zu einer Art Identifikation mit dem Aggressor“, meint Mansour.
Es gebe auch „Normen der Männlichkeit“: Junge Männer dürften keine Schwäche zeigen und würden kaum Regeln in den Familien erfahren. Mangelnde emotionale Kommunikation führe oft zu einer Beeinträchtigung der Empathie-Entwicklung und Gewalt in der Erziehung oft zur Entwicklung von massiven Minderwertigkeitskomplexen, erklärt der Psychologe. Diese Minderwertigkeitskomplexe versuche man dann durch eigene Gewalttätigkeit zu kompensieren.
Wertekonflikte und traumatische Erlebnisse
Weitere Ursachen sieht Mansour in den kulturellen Unterschieden. Es gebe Ängste vor dem Verlust der muslimischen oder kulturellen Identität der Kinder durch die liberalen westlichen Werte und die Sorge, dass sich die Frauen von ihren Ehemännern emanzipieren. Vor allem bei den Männern schaffe das ein „explosives Gewaltpotenzial“ und Selbstbestimmung und Individualität würden verachtet. Dies führe zu weiteren Gewalttaten, „entweder durch islamistisch-ideologisierte Personen oder jene, welche einfach die Werte der Aufklärung ablehnen“.
Weitere Ursachen seien Kriegserfahrungen und Traumata, mit denen Teile der Migranten konfrontiert seien. Mansour wolle jedoch davor warnen, dass man „reflexartig die psychische Labilität als einzige Ursache für Messerangriffe“ nenne, was zu kurz greife und viele ideologische und teils religiöse Ursachen ausblende. Doch diese müsse man erwähnen, „auch, wenn es politisch bequemer wäre, sie unter den Tisch fallen zu lassen“.
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