Interview: Corona-Selbsthilfegruppe des Impfkritikers Tolzin gesprengt (Teil 1)

Der Autor und Journalist Hans Tolzin ist als einer der bekanntesten Impfkritiker und Aufklärer im deutschsprachigen Raum bekannt. Als er am 10. Dezember mit einer Corona-Selbsthilfegruppe den Menschen im baden-württembergischen Herrenberg einen Rahmen bieten wollte, ihre Probleme – auch aufgrund fehlender Sozialkontakte – zu bewältigen, geriet Tolzin ins Visier der Polizei.
Von 31. Dezember 2020

Abstandhalten, Maskenpflicht, Demonstrationsverbot. Die Corona-Verordnungen lassen für Treffen mehrerer Personen kaum Spielräume zu. Als der Impfkritiker Hans Tolzin eine Corona-Selbsthilfegruppe auf die Beine stellte, prallten Welten aufeinander. Während er davon ausging, dass die Corona-Verordnung von Baden-Württemberg für ein derartiges Treffen im Rahmen der sozialen Fürsorge eine Ausnahmeregelung vorsieht, sah der leitende Polizeibeamte in dem Treffen einen Verstoß gegen die Richtlinien und  eine „nicht genehmigte Personenansammlung“.

Dieser Vorfall sowie die Erfahrungen bei einer Protestaktion am 20. Dezember lösten einen tiefen inneren Prozess bei Tolzin aus, der die Bedeutung der Corona-Pandemie nun anders wahrnimmt. Nach über 20-jähriger Aufklärungsarbeit ist für ihn nun ein Wendepunkt seiner Öffentlichkeitsarbeit erreicht, über den er mit Epoch Times sprach.

Epoch Times: Herr Tolzin, am 10. Dezember hat die Polizei das Treffen, das im Rahmen der Corona-Selbsthilfegruppe bei Ihnen zu Hause stattfand, aufgelöst. Am 18. Dezember riefen Sie auf Ihrer Internetseite zu einem friedvollen Widerstand zum 20. Dezember auf. Wie nehmen Sie die Situation aus heutiger Sicht wahr?  

Hans Tolzin: Ich habe immer gedacht, wenn sich genügend Leute finden und aufstehen, für ihre Wahrheit stehen – komme, was da wolle – dann könnte man den Kurs ändern, den Kurs beeinflussen. Für mich waren die Vorfälle am 10. und 20. Dezember teilweise traumatisch, aber auch tiefgreifend. Ich habe ich eine Woche gebraucht, um alles zu verarbeiten.

Inzwischen sehe ich das, was hier passiert, als eine Naturgewalt. Dieser ganze Prozess, den unsere Gesellschaft durchläuft, ist wie eine Naturgewalt. Wenn du vor einer Sturmflut am Deich stehst, kannst du sie nicht aufhalten. Auch tausend Leute, die sich zueinander gesellen, können das nicht aufhalten. Deswegen bin ich persönlich dazu übergegangen, diesem kollektiven Prozess, den die gesamte Menschheit jetzt durchläuft, zu vertrauen.

Auf der einen Seite ist es natürlich wichtig, zu der eigenen Wahrheit zu stehen. Wenn das genügend Leute machen, kann dieses auf Angst basierende System natürlich nicht aufrechterhalten bleiben. Aber die Leute haben nun einmal Angst – entweder vor dem Virus, vor Jobverlust, vor Ausgrenzung, vor einer globalen Verschwörung oder vor sonst etwas.

Wenn ich heute ohne Maske in ein Geschäft gehe, ist dort jemand, der mich unter normalen Umständen wahrscheinlich freundlich bedient hätte. Aber jetzt schmeißt er mich raus und ruft die Polizei. Alles ist anders.

Als ich am 20. Dezember, ich hatte das ja beim Ordnungsamt angezeigt und öffentlich auf meiner Internetseite angekündigt, zur Polizei mit meinem Megafon gegangen bin, standen mir schätzungsweise 40 bis 50 Polizisten gegenüber.

Ich dachte, ich könnte Menschen ein bisschen mobilisieren, vielleicht hundert Leute. Zum Schluss waren wir aber maximal 16.

Der stellvertretende Leiter der Polizeidienststelle, der das Kommando hatte, hat mir dann gesagt, dass das alles verboten sei. Ich habe mich auf Artikel 20 Absatz  4 Grundgesetz, friedvoller Widerstand, berufen und erwidert, dass es keine Pandemie gibt und dass er remonstrieren müsse.

Weil er das ablehnte, bin ich mit meinem Megafon zum Rathaus gegangen, das sind nur fünf Minuten Weg. Der gesamte Marktplatz wurde von der Polizei abgeriegelt. Nicht nur ich, kein anderer wurde mehr auf den Marktplatz ins Rathaus gelassen. Bekannten von mir, die einen Livestream gemacht haben, wurde trotz vorgezeigtem Presseausweis das Handy weggenommen – es war schon heftig.

Dann bin ich zum Auto, habe meine Grundrechtsfahnen an den Fenstern angebracht und meine CD eingelegt mit Ansprachen: Es gibt keine Pandemie. Es gibt keine erhöhten Sterberaten und so weiter. Das habe ich dann bei offenem Fenster in voller Lautstärke laufen lassen und bin dann eine halbe Stunde durch die Stadt gefahren, auch zweimal an der Polizeidienststelle vorbei. Beim zweiten Mal haben sie mich dann angehalten und gesagt: Entweder hören Sie damit auf, fahren nach Hause und machen die Grundrechtsfahnen ab oder Ihr Auto wird beschlagnahmt.

Was ich mit meiner Aktion losgetreten habe an Mobilisation auf Seiten der Polizei, das ist schon irre. Ich bin immer noch dabei, das zu verarbeiten. Ich habe angefangen, meine eigene Motivation zu hinterfragen: Wie wichtig ist es mir, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen? Was treibt mich an? Ich nahm das Geschehene zum Anlass, um mich zu reflektieren.

Epoch Times: Mit welchem Ergebnis?

Hans Tolzin: Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich an diesem Punkt völlig loslassen und dem Gesamtprozess, der da abläuft, vertrauen muss. – Das ist wie eine Naturgewalt. Ich glaube, die Menschheit hat so etwas noch nie erlebt.

Ich muss jetzt schauen, was das für meine Arbeit bedeutet. Klar habe ich Fehler gemacht. Ich habe auf die Selbsthilfegruppe am 10. Dezember in verschiedenen Telegram-Gruppen hingewiesen, wahrscheinlich war da ein Spitzel dabei. Außerdem hatte ich einen Zettel an die Tür gehängt: „Nicht klingeln, Tür ist offen“. Dann sind die Polizisten natürlich direkt reinmarschiert.

Epoch Times: Wie haben Sie reagiert?

Hans Tolzin: Ich habe mir dann zwei Zeugen zur Seite genommen, mein Handy eingeschaltet und alles als Audio aufgenommen. Und selbst das wollte mir die Polizei in meinem eigenen Haus verbieten! Die haben Richtlinien, weil die Sachen nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Ob es zum Teil Einschüchterungsversuche sein sollen, wenn Menschen beispielsweise zu Boden gedrückt werden bei Demonstrationen, ich weiß es nicht. Das spielt auch keine Rolle. Letztendlich ist es so: Alle Masken fallen, sogar meine eigene Maske. Ich muss mich da natürlich auch fragen: Warum tue ich das? Wie weit gehe ich? Wo ist die Grenze?

Die Polizei ist in mein Haus eingedrungen. Muss ich die Tür jetzt jedes Mal schließen und  den Schlüssel dreimal rumdrehen? Niemand ist mehr sicher. Wenn Ihr Nachbar nicht mag, dass Sie bei Epoch Times arbeiten und bei Ihnen kommt Besuch und der Nachbar ruft die Polizei an, die dann klingelt – selbst wenn Sie nicht öffnen, weiß niemand, was dann passiert. Die Polizisten glauben, dass sie keinen richterlichen Beschluss mehr brauchen, um in die Wohnung einzudringen.

Epoch Times: Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Hans Tolzin: Am besten ist es, sich lokal mit Menschen zu vernetzen, die man nur persönlich kennengelernt hat. So kann man verhindern, dass Spitzel Gruppen unterwandern. Diese persönliche Vernetzung nehme ich auch in meinem Umfeld wahr. Die Leute rücken näher zusammen und man findet Gleichgesinnte viel schneller als noch vor einem Jahr.

Die Spreu trennt sich vom Weizen. Das ist etwas Positives. Ich wohne seit sieben Jahren in Herrenberg und war bisher eigentlich eher Einzelgänger. Ich war noch nie so gut sozial vernetzt wie jetzt.

Epoch Times: Und das, obwohl man Kontakte vermeiden soll?

Hans Tolzin: Genau. Gleich und gleich zieht sich nun einmal an. Wir alle machen ähnliche Erfahrungen – ob bei Lichterspaziergängen oder anderen Aktionen –, wir nehmen ein Risiko auf uns. Man trifft sich und lernt sich kennen. Dann gibt es dort Menschen, die beschäftigen sich mit Permakultur und nachhaltigem Gärtnern oder wie man ganz einfache Dinge, die man zum Überleben braucht, bewerkstelligt.

Wir wissen ja nicht, ob es vielleicht mehrwöchige Stromausfälle geben wird. Es ist ja völlig unkalkulierbar, was in den nächsten Wochen und Monaten passiert. Wenn ein paar Wochen lang der Strom ausfällt, was machen wir dann? Dafür braucht man gegenseitige Unterstützung.

Epoch Times: Sie haben bereits gesagt, dass die Masken von jedem Einzelnen fallen. Sehen Sie eine Möglichkeit, die gegensätzlichen Gruppen wieder als Menschen – unabhängig von ihrem Status als Polizist, Politiker oder Kritiker – an einen Tisch zu bringen?

Hans Tolzin: Nein, das ist im Moment nicht absehbar. Ich erlebe schon seit 20 Jahren, seitdem ich mich mit der Impfthematik beschäftige, dass man die Leute nicht an einen Tisch bringt. Jeder, der sich mit einem bekannten Impfkritiker sehen lässt, muss um seine Karriere fürchten. Das war schon vor 20 Jahren so. Aber in den ganzen Jahren wurde das immer extremer.

Ich glaube, alle Leute an einen Tisch zu bekommen, ist eine Illusion. Letztlich haben alle einen freien Willen. Jemand kann sich dafür entscheiden, dass er dem Mainstream Glauben schenkt. Ein anderer entscheidet für sich, wer gut oder wer böse ist und dass er sich von dem Bösen fernhält. Aber was willst du machen, wenn jemand nicht mit dir reden will?

Natürlich ist das ein schöner Gedanke: Ich träume von einer Gesellschaft, wo alle Menschen an einem Tisch sitzen, wo man Verschiedenheiten als Bereicherung ansieht und die Individualität und Einzigartigkeit von Kindern von vornherein fördert, weil sie ein Geschenk für die Gemeinschaft sind. Aber das erfordert Bereitschaft und Offenheit, diesen Weg zu gehen. Und dazu muss man zuallererst die eigenen Glaubenssätze hinterfragen. Wer das nicht will, den erreichst du nicht!

Ich sehe diesen Prozess als eine Naturgewalt, ich kann das nicht anders beschreiben. Ich kann diesen Prozess im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten nicht aufhalten. Ich bin an meine Grenzen gegangen und habe gesehen, ich kann das nicht. Ich muss von nun an einfach dem Prozess vertrauen und spirituell verarbeiten. Hinter dieser ganzen Krise steht ein Sinn und den muss jeder für sich erkennen.

Fortsetzung: [Link zum zweiten Teil ]

Seit Jahrzehnten ist der gelernte Molkereifachmann, Autor und Journalist Hans Tolzin als einer der bekanntesten Impfkritiker und Aufklärer im deutschsprachigen Raum bekannt. Auf seiner Plattform „Impfkritik“ fanden unzählige Menschen Informationen und Rat rund um das Thema Impfung. Seit der Corona-Krise nahm der Kritiker an unterschiedlichen Veranstaltungen und Kundgebungen als Redner teil. Am 7. Dezember stellte der 62-Jährige seine Petition, die 53.869 Unterstützer fand und mit der er eine unverzügliche Einberufung einer transparenten Expertenkommission forderte, dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vor.



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