Influencer Rezo will mit SPD sprechen: „Gute Basis für Gespräche“
Nach seiner massiven Kritik an der Klimapolitik von CDU und SPD in einem millionenfach geklickten Video hat sich der Youtuber Rezo zu einem Gespräch mit den Sozialdemokraten bereit erklärt und der CDU Bedingungen für einen Meinungsaustausch genannt.
In dem viel diskutierten Clip hatte der Influencer kurz vor der Europawahl kritisiert, die beiden großen Parteien täten nicht genügend, um den CO2-Ausstoß in Deutschland schnell zu senken.
Die enorme Reichweite von Rezos Beitrag und die ersten, von vielen als unbeholfen empfundenen Reaktionen der christdemokratischen Parteiführung auf das Video befeuerten eine öffentliche Debatte.
Bei Twitter schrieb Rezo am Mittwoch, seine „öffentliche Frage an die CDU“ sei nun, ob man in der Partei einen Kurswechsel in der Klimapolitik inzwischen für notwendig halte oder nicht. Bei der SPD sehe er bereits jetzt „eine gute Basis“ für ein Gespräch.
Rezo findet SPD offen für Kritik
Für die SPD hatten Generalsekretär Lars Klingbeil, Juso-Chef Kevin Kühnert und der Europaabgeordnete Tiemo Wölken nach Rezos Video einen eigenen Clip auf Youtube gepostet.
„Uns hat eure Kritik erreicht“, sagte Klingbeil darin. Rezo befand nun, die drei Sozialdemokraten hätten öffentlich klargemacht, dass sie „einen deutlichen Kurswechsel“ wollten, um die Bekämpfung der Klimakrise voranzutreiben. „Daher ist dort eine gute Basis für so ein Gespräch vorhanden, bei dem ich (…) auch gern mitmachen kann.“
Rezo wandte sich bei Twitter zudem direkt an „Paul und AKK“ – also an CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
„Sagt ihr „Ja, wir müssen einen deutlichen Kurswechsel machen und lasst uns mal über das WIE reden“, oder sagt ihr „ne, ein deutlicher Kurswechsel ist nicht nötig“? Wäre also nice, wenn ihr es wie die SPD ebenfalls schafft, darauf auch eine klare Antwort zu geben.“
Das Wahlergebnis bei der Europawahl mit den massiven Verlusten von Union und SPD zeige, „dass die aktuelle Union und die aktuelle SPD einen dringenden Kurswechsel“ in der Klimapolitik einschlagen müssten, wenn sie weiter dem Anspruch einer Volkspartei gerecht werden wollten. „Dazu muss man sie nicht abschaffen, sie können sich auch einfach ändern. Das wäre doch das beste für alle.“
Die Regierung steht öffentlich unter Druck und muss beim Klimaschutz liefern. Das Klimakabinett legte am Mittwoch ein Paket mit umfangreichen Maßnahmen für mehr Klimaschutz vor – beschlossen wurde jedoch nichts.
Eine Grundsatzentscheidung über Gesetze und Maßnahmen solle im September getroffen werden, hieß es. Diese sollen dann bis zum Jahresende im Kabinett verabschiedet werden.
Weniger Worte und mehr Taten
Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit Blick auf die Erwartungen der jungen Generation, Jugendliche wollten „kein endloses Gerede“, sondern „vor allem Taten sehen“.
Und für diese Zielgruppe ist das Internet, sind Youtuber wie Rezo eine wichtige Quelle zur Information und Meinungsbildung. CSU-Chef Markus Söder sagte am Mittwochabend im Bayerischen Fernsehen (BR): „Wir müssen verstehen, dass da eine fünfte Gewalt entstanden ist, die im Internet stattfindet.“
Das inzwischen mehr als 13 Millionen Mal geklickte Rezo-Video hatte auch wegen der umstrittenen ersten Reaktion der CDU darauf für Schlagzeilen gesorgt.
Generalsekretär Ziemiak hatte zunächst abweisend auf das Video reagiert – und Rezo erst nach öffentlicher Kritik an diesem Verhalten zu einem Meinungsaustausch eingeladen.
Ziemiak hat inzwischen Mängel in der Öffentlichkeitsarbeit seiner Partei mit Blick auf den Umgang mit dem Video eingeräumt.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor sagte der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag), allen Beteiligten sei durchaus klar, „dass es in der Außenwirkung der letzten Tage und Wochen durchaus noch Luft nach oben“ gebe.
Zuletzt entbrannte eine weitere Debatte über Aussagen Kramp-Karrenbauers, die nach der Europawahlpleite Regeln für „Meinungsmache“ im Internet in Wahlkampfzeiten ins Gespräch gebracht hatte.
Rezo betonte, bei seinem Video habe es sich um keinen journalistischen Beitrag gehandelt. Er schrieb: „Journalismus zu betreiben ist super wertvoll.
Begründete Meinungen auszutauschen ist auch wertvoll. Ich hab letzteres gemacht.“ Mit Blick auf Vorwürfe, er habe in seinem mehr als 50-minütigen Video auch faktische Fehler gemacht, räumte Rezo ein, ihm seien „bei so einem riesigen Projekt (…) auch ein paar wenige kleinere handwerkliche Fehler“ unterlaufen. Darunter sei aber kein Fehler gewesen, „der irgendeine Grundthese von mir ungültig macht“. (dpa)
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