Immunologe schlägt vor: Kanzlerin sollte sich live im TV mit AstraZeneca impfen lassen – Reitschuster fragt nach
Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, hat der deutschen Impfmüdigkeit den Kampf angesagt. Im britischen Sender „BBC“ schlug er vor, dass sich die Kanzlerin live im Fernsehen mit dem AstraZeneca-Präparat impfen lassen sollte, um der Skepsis entgegenzuwirken.
Die „Bild“ hat den Vorstoß des Immunologen sofort aufgegriffen und titelte am Sonntag: „Hammer-Vorschlag von Immunologe: Merkel soll sich LIVE im TV impfen lassen.“
Weiter schreibt das Blatt: „Die Bundesregierung hat nicht nur die Impf-Beschaffung verpatzt, indem sie die Verantwortung der Trödel-EU-Kommission überließ. Wir schaffen es nicht einmal, die wenigen Dosen zu verimpfen, die uns bislang geliefert wurden.“
Massenhaft liegt ungenutzter Corona-Impfstoff in Deutschlands Impfzentren – Millionen weitere Impfdosen werden erwartet.
„Wenn Angela Merkel zu diesem Zeitpunkt ins Live-Fernsehen gehen würde und mit dem Impfstoff geimpft würde, wäre das natürlich großartig“, so der Immunologe. Der AstraZeneca-Impfstoff habe ein reines PR-Problem.
Aktuell darf der AstraZeneca-Impfstoff nur an Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren verimpft werden, deswegen käme die Kanzlerin mit ihren 66 Jahren dafür derzeit nicht infrage. Das soll sich aber laut Watzl ändern. Es sei bereits abzusehen, dass die Ständige Impfkommission das Vakzin auch für Ältere empfehlen werde, sagte er.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie werde in den kommenden Tagen eine Stellungnahme veröffentlichen, „in der wir klar die Fakten darlegen, dass dies ein sicherer und effektiver Impfstoff auch für Ältere ist“, sagte der Wissenschaftler. Er forderte aber auch von der Politik die Botschaft, dass die Menschen sich impfen lassen sollten.
Reitschuster fragt bei Merkel an
Journalist Boris Reitschuster wollte wissen, wie die Kanzlerin zu dem Vorschlag stehe und fragte bei Regierungssprecher Seibert an. Der antwortete, dass die Kanzlerin schon mehrfach dazu geäußert habe, dass sie sich „selbstverständlich“ dann impfen lassen werde, wenn sie dran sei. Weiter zitiert Reitschuster aus der Stellungnahme Seiberts im Auftrag Merkels:
„Es gibt eine ganze Reihe von Berufsgruppen, die in ihrem beruflichen Alltag nicht das leben können, was ich leben kann, nämlich Abstand und absolute Sicherheit, und diese sind zuerst dran.“
Weiter antwortet Seibert auf Reitschuster: „Damit hat sie zum Beispiel auf die Kitaerzieher und -erzieherinnen, auf die Menschen in den Grundschulen usw. angespielt. Diese Haltung hat sich auch durch die Äußerung dieses Experten nicht geändert. Das heißt nicht, aber das ist ja klar, dass die Bundesregierung nicht bei jeder Gelegenheit darauf hinweist, dass der AstraZeneca-Impfstoff von der europäischen Behörde ordnungsgemäß freigegeben wurde, dass er von unseren Autoritäten für den Einsatz in einer bestimmten Altersgruppe empfohlen wird, da gibt es möglicherweise Veränderungen; das hat der Chef der STIKO angekündigt, aber noch ist es nicht so weit und dass deswegen die Bürger darauf vertrauen können, dass das ein sicherer und wirksamer Impfstoff ist und er entsprechend eingesetzt wird.“
Reitschuster hatte nicht das erste Mal bezüglich einer Impfbereitschaft in der deutschen Regierung nachgefragt. Die Antworten, die er bekam, waren für ihn wiederholt unbefriedigend. Nach einer Umfrage, die er exklusiv bei INSA in Auftrag gegeben habe, würde sich eine Mehrheit der Deutschen wünschen, dass ihre Politiker mit gutem Beispiel vorangingen beim Impfen, schreibt er. (nmc)
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