Immunologe: Merkel soll sich live mit Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen – „Das wäre großartig“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll sich nach einem Vorschlag des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, live im Fernsehen mit dem Präparat impfen lassen. Das soll der Skepsis gegen den Impfstoff entgegenwirken, wie er der britischen BBC sagte.
Es sei bereits abzusehen, dass die Ständige Impfkommission das Vakzin auch für die über 65-Jährigen empfehlen werde, so Watzl. Für diese Gruppe ist es mangels Studiendaten derzeit noch nicht zugelassen.
Immunologe: Der Astrazeneca-Impfstoff hat ein reines PR-Problem
„Wenn Angela Merkel zu diesem Zeitpunkt ins Live-Fernsehen gehen würde und mit dem Impfstoff geimpft würde, wäre das natürlich großartig“, so der Immunologe. Der Astrazeneca-Impfstoff habe ein reines PR-Problem.
Dies erklärte der Immunologe vor dem Hintergrund eines anwachsenden Staues an bereits vorhandenem Corona-Impfstoff – insbesondere des von Astrazeneca.
In Deutschland stapelt er sich in den Kühlschränken der Bundesländer. Bis Freitag wurden – laut RKI – nur 364.000 Dosen davon geimpft. Laut Bundesgesundheitsministerium wurden mehr als 1,4 Millionen Dosen geliefert. Weitere 1,7 Millionen Astrazeneca-Dosen waren seit Samstag für die kommenden Tage geplant.
Die einen sehen die Hauptgründe für die Ablehnung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca in einer mangelnden Organisation der Corona-Impfungen in den Ländern – die anderen in einer ablehnenden Haltung vieler Menschen diesem Präparat gegenüber. Es hat mit einer Wirksamkeit von 70 bis 80 Prozent niedrigere Werte als die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer.
Johnson & Johnson Corona-Impfstoff kommt wahrscheinlich Mitte März
Der Corona-Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson ist in den USA bereits zugelassen – in der EU und somit auch in Deutschland wird eine Zulassung Mitte März erwartet. Laut Bundesgesundheitsministerium bekommt Deutschland 36,7 Millionen Dosen über die EU.
Das Präparat entfaltet seine volle Wirkung schon nach Verabreichung einer Dosis und muss – anders als die übrigen genutzten Impfstoffe – nicht zweimal gespritzt werden. Ähnlich wie der Impfstoff von Astrazeneca hat der von Johnson & Johnson nach bisherigen Studienergebnissen eine geringere Wirksamkeit als die von Biontech/Pfizer und Moderna.
In den vergangenen Tagen gab es eine heftige Debatte darüber, wer die Corona-Impfstoffe bekommen soll. Die Länder verfahren hierbei unterschiedlich. So konnten zum Beispiel in Baden-Württemberg Lehrkräfte und Kita-Erzieherinnen Impftermine ausmachen – nicht aber Krebskranke und über 70-Jährige. In Berlin wurden hingegen über 70-Jährige zum Impfen eingeladen.
Kassenärzte: Corona-Impfprogramme entbürokratisieren und die Ärzte einbinden
Bund und Länder wollen bei ihrem nächsten Krisentreffen am Mittwoch Lockdown-Lockerungen zunächst vor allem von Corona-Tests abhängig machen. Denn Impfstoff ist noch nicht breit verfügbar.
Deutschlands Kassenärzte machen seit Tagen Druck, dass die Länder ihre Corona-Impfprogramme entbürokratisieren und die Ärzte über die Corona-Impfzentren hinaus so früh wie möglich einbinden sollen. Bis Ostern könnten ihren Berechnungen nach mehr als zwei Millionen zusätzliche Erstimpfungen gespritzt werden, wenn keine Corona-Impfdosen mehr für Zweitimpfungen zurückgelegt werden.
Bis zum Beginn der Sommerferien in den ersten Ländern könnten es sogar mehr als 7,5 Millionen sein. Demnach könnten dann 58 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Corona-Impfung erhalten, sofern sie es wünschen.
Die Aufstockung der Corona-Impfkapazitäten etwa durch Einbindung der niedergelassenen Ärzte wird laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung noch dringender, wenn die Corona-Impfstoffe der von Johnson & Johnson sowie des Herstellers CureVac zugelassen werden.
EU-Kommission hat Johnson & Johnson Corona-Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt
Die EU-Kommission hat von Johnson & Johnson Corona-Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Zudem hat sie eine Option auf ausreichende Mengen für noch einmal 200 Millionen Personen. Anfang Februar hatte Johnson & Johnson die Notfallzulassung für den von seiner Pharmasparte entwickelten Corona-Impfstoff bei der FDA beantragt. Mitte Februar folgte der Antrag bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA.
Laut einem Zwischenergebnis der Phase-III-Studie mit rund 44.000 Probanden bietet der Impfstoff von Johnson & Johnson vier Wochen nach Verabreichung einen 66-prozentigen Schutz vor mittleren oder schweren Covid-19-Krankheitsverläufen. Die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen wurde mit 85 Prozent angegeben.
Die Prozentzahlen bedeuten, dass es in der geimpften Probandengruppe entsprechend weniger Fälle gab als in der Placebo-Probandengruppe. Zur Infektiösität hingegen gibt es keine Angaben – also, ob eine Impfung davor schützt andere anzustecken. Es gibt auch keine Angaben dazu, wie lange eine mögliche Immunität anhält. (dpa/er)
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