IG Metall plant Urabstimmung und 24-Stunden-Streiks

Nach mehreren Tarifverhandlungen von IG Metall und der Metall- und Elektroindustrie kam es zu keiner Einigung. Die IG Metall will „in der zweiten Warnstreikwelle noch eine Schippe drauflegen.“
„Rasen auf einen Konflikt zu“: IG Metall plant Urabstimmung und 24-Stunden-Streiks
Beschäftigte versammeln sich zu einer nächtlichen Kundgebung der Gewerkschaft IG-Metall.Foto: Thomas Banneyer/dpa
Epoch Times11. November 2022

Die Metall- und Elektroindustrie ist die größte deutsche Wirtschaftsbranche. Hier könnte es noch in diesem Monat zu größeren Streiks kommen. Bereits das vierte Mal kamen am 8. November in der Metall-Tarifrunde 2022 Arbeitgeber und IG Metall zu Verhandlungen in Baden-Württemberg und Bayern zusammen – erneut ohne Einigung. Von den Tarifverhandlungen sind knapp vier Millionen Arbeitnehmer betroffen.

Laut eines Berichts der „Süddeutschen Zeitung“ bereitet die IG Metall gerade sehr konkret ein Szenario vor, das ab dem 20. November greifen soll – wenn bis dahin in zwei Verhandlungstreffen keine Einigung mit den Arbeitgebern gelingt.

Urabstimmung über echten, unbegrenzten Streik

Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall in Bayern, Johann Horn, kritisiert die schleppende Entwicklung der Gespräche. „In der vierten Tarifverhandlung immer noch keine Prozentzahl anzubieten, ist eine selten gesehene Eskalation der Arbeitgeberseite und ziemlich einmalig in der Geschichte der Tarifpolitik“, sagte Horn.

„Die Arbeitgeber reizen die Geduld der IG Metall und der Beschäftigten maximal aus. Jetzt müssen wir in der zweiten Warnstreikwelle noch eine Schippe drauflegen.“

So soll es dann deutschlandweit sogenannte 24-Stunden-Streiks geben, bei denen etliche Betriebe einen Tag und eine Nacht lang stillstünden. Begleitet werden sollen sie von einer Urabstimmung über einen echten, unbegrenzten Streik in einem oder zwei der Gewerkschaftsbezirke, also etwa in Baden-Württemberg, Bayern oder Nordrhein-Westfalen.

„Jetzt rasen wir auf einen Konflikt zu“, sagte einer der Verhandlungsführer der SZ. Die Gewerkschaft ist verärgert darüber, dass der Arbeitgeberverband Gesamtmetall trotz dreier Verhandlungstreffen noch kein Angebot unterbreitet hat, das eine Lohnerhöhung konkret beziffern würde.

Bereits über 300.000 Beschäftigte im Warnstreik

Bisher haben die Arbeitgeber eine steuer- und sozialabgabenfreie Sonderzahlung von 3.000 Euro bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 30 Monaten in Aussicht gestellt und neben der Sonderzahlung eine dauerhafte prozentuale Lohnerhöhung „in Aussicht“ gestellt.

Aus Sicht der IG Metall ist dieses Angebot inakzeptabel. Sie fordert 8 Prozent mehr, die anders als die von den Arbeitgebern angebotenen 3.000 Euro dauerhaft auf die Tariftabellen obendrauf kommen sollen.

Seit Ende der Friedenspflicht am 29. Oktober um 0:00 Uhr haben sich bereits bundesweit über 300.000 Beschäftigte an den Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie beteiligt. Um weiteren Druck auf die Verhandlungen auszuüben, weitet die IG Metall diese Woche die Warnstreiks weiter aus.

Gewerkschafter wollen Abschluss bis Weihnachten

Die Gewerkschafter sehen durch die zähen Verhandlungen ihr Ziel gefährdet, die Tarifrunde bis Weihnachten abzuschließen. Aus Sicht der IG Metall sollen die Beschäftigten spätestens dann wissen, mit wie viel Geld sie in Zukunft planen können. Außerdem fürchten die Gewerkschafter, der Weihnachtsurlaub könnte einer möglichen Streikwelle die Dynamik nehmen.

Die Arbeitgeber weisen den Vorwurf, die IG Metall hinzuhalten, weit von sich. „Unsere Beratungen dauern einfach“, sagte Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf. Die Lage sei wegen Energiekrise und Inflation besonders schwierig. Kompliziert ist es aus Sicht der Arbeitgeber auch, weil es den Firmen in der Metall- und Elektroindustrie unterschiedlich geht. Während die Autobauer zum Beispiel insgesamt gut dastehen, kämpfen viele Zulieferunternehmen gegen rote Zahlen.

Die Arbeitgeber sehen ihr vorliegendes Angebot als Korridor für eine mögliche Einigung, die es bei den nächsten beiden Verhandlungsrunden geben könnte. Die vierte Verhandlungsrunde beginnt am Dienstag, die fünfte findet voraussichtlich vom 14. bis 20. November statt.

2024 könne dann eine dauerhafte Erhöhung folgen – aber nur, wenn sich die Wirtschaft erholt. Eine solche Klausel dürfte die IG Metall allerdings kaum mitmachen. Größere Streiks werden damit immer wahrscheinlicher. (dts/mf)



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