Ifo-Präsident fordert für Unternehmen größeren Verlustrücktrag – Hilfe wirkt „sehr zielgenau“
Der Präsident des Münchener ifo-Instituts, Clemens Fuest, fordert, dass Unternehmen Gewinne aus der Vergangenheit stärker mit Verlusten aus dem Corona-Jahr verrechnen können sollen. „Die derzeit geltende Beschränkung der Verlustverrechnung verstärkt die Krise, denn sie belastet gerade Unternehmen, die vor der Krise positive Erträge erwirtschaftet haben und nun krisenbedingt Verluste erleiden“, erklärte Fuest am Donnerstag. Eine Ausweitung über die derzeit geltende Beschränkung von fünf Millionen Euro hinaus könne Pleiten durch Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit abwenden und so viele Arbeitsplätze und öffentliche Einnahmen retten.
Ein erweiterter Verlustrücktrag wirke sehr zielgenau, erläuterte Fuest: Es würden nur jene Unternehmen entlastet, die vor der Krise ein funktionierendes Geschäftsmodell gehabt und die ihre Gewinne in Deutschland versteuert hätten. Wer schon vorher in den roten Zahlen gewesen sei, könne den Rücktrag nicht nutzen.
Ifo-Chef: „Der Verlustrücktrag wirkt wie eine Steuerstundung“
„Der Verlustrücktrag wirkt wie eine Steuerstundung“, fügte Fuest hinzu. Endgültige Steuerausfälle erleide der Staat aber nur in Ausnahmefällen, beispielsweise dann, wenn Unternehmen später insolvent würden. Die Ausweitung koste den Staat deshalb nur wenig. Die bisher gewährte, beschränkte Ausweitung des Verlustrücktrages verringere die Steuereinnahmen nach Schätzungen der Bundesregierung im Jahre 2020 um 4,2 Milliarden Euro. Mehr als 90 Prozent davon flössen aber in den Folgejahren wieder in die Kassen zurück.
Aus der Perspektive des Staates ist der Rücktrag laut Fuest wie eine vorübergehende Überlassung von Liquidität und Kapital zu betrachten. Da der deutsche Staat sich derzeit zu Negativzinsen verschulden könne, würden die öffentlichen Kassen kaum belastet. (afp)
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