ifo-Institut für mehr Arbeit: Renteneinstieg ab 69 und Wegfall der Steuerklassen III und V

Wie könnten mehr Menschen dazu bewegt werden, zu arbeiten? Wie könnte Erwerbstätigkeit besser belohnt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine neue Studie des Münchener ifo-Institut.
Viele Azubis haben Probleme beim Lesen und Rechnen
Überall fehlen Arbeitskräfte – auch im Handwerk.Foto: YakobchukOlena/iStock
Epoch Times16. August 2024

Der Wegfall der Steuerklassen III und V kann zu einem Beschäftigungsgewinn von 67.000 Vollzeitstellen führen, berechneten Fachleute vom Münchener ifo-Institut. Der am Freitag veröffentlichten Studie zufolge schlummern in weiteren Reformen im Steuer- und Sozialsystem noch weitere Potenziale, um die Beschäftigung zu erhöhen.

„Durch Fehlanreize vor allem für Frauen und Ältere liegen bislang erhebliche Erwerbspotenziale brach“, bemängeln die Ökonomen. Den größten Beschäftigungsschub hätte der Untersuchung zufolge eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters von 67 auf 69 Jahre.

Familiensplitting

Die Bundesregierung hatte die Abschaffung der Steuerklassen III und V für Verheiratete Ende Juli beschlossen. Die Reform gilt als Ersatz für eine Abschaffung des seit langem kritisierten Ehegattensplittings: Die Ehepartner werden künftig anhand ihres individuellen Arbeitslohns besteuert, um die Lohnsteuerbelastung gerechter zu verteilen.

Das ifo-Institut spricht sich darüber hinaus für weitere Änderungen aus. „Das Steuer- und Abgabensystem in Deutschland kann definitiv so umgebaut werden, dass der Arbeitskräftemangel gemildert wird“, erklärte Volker Meier vom ifo.

Als mögliche Maßnahmen werden ein Übergang vom Ehegattensplitting zu einem Familiensplitting, ein Ende der beitragsfreien Mitversicherung von Ehepartnern in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung und höhere Rentenabschläge bei Frührentnern genannt.

1,2 Millionen Jobs

Potenzial steckt demzufolge zufolge auch im Ausbau der Kinderbetreuung, vor allem in westdeutschen Großstädten, wo es am meisten an Kita-Plätzen mangelt. Auch die Abschaffung der Rente mit 63 wird genannt.

„Angesichts des Alterungsschubs und des Arbeitskräftemangels muss unser Steuer- und Sozialsystem konsequent Erwerbstätigkeit belohnen“, erklärte Meier.

„Dabei kommt es auf jeden Beschäftigungsanreiz an: Ob Einstieg in die Erwerbstätigkeit, einige Wochenstunden mehr in der Teilzeitarbeit oder längeres, weil attraktiveres Arbeiten zur Rente hin – jede Wochenarbeitsstunde mehr zählt.“

Durch die Reformen im Steuer- und Sozialsystem könnten insgesamt mehr als 1,2 Millionen Vollzeitstellen besetzt werden, so die Studie des ifo-Instituts für die IHK München und Oberbayern.

Für die IHK zählt jeder Wochenstunde, die mehr gearbeitet wird. „Angesichts des Alterungsschubs und des Arbeitskräftemangels muss unser Steuer- und Sozialsystem konsequent Erwerbstätigkeit belohnen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Generell bleibt aber auch der Befund, dass die Steuer- und Abgabenlast für Erwerbstätige in Deutschland zu hoch ist.“ (afp/red)



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