„Ich war schon immer ein Ordoliberaler“: Röttgen bringt sich mit Wirtschaft und Ökologie in Stellung

Nach dem Streit um den CDU-Parteitag ruft die CDU-Vorsitzende zu Zusammenhalt in der Union auf. Kandidat Röttgen setzt einen neuen Schwerpunkt - und eine Spitze gegen seinen Konkurrenten Merz.
Titelbild
Norbert Röttgen bei einem Auftritt vor der Jungen Union am Rednerpult.Foto: Michael Kappeler/dpa-pool/dpa/dpa
Epoch Times7. November 2020

Im Rennen um den CDU-Vorsitz wirbt Kandidat Norbert Röttgen mit einer Betonung von Wirtschaftsthemen um Anhänger seines Konkurrenten Friedrich Merz.

„Ich war schon immer ein Ordoliberaler“, sagte er dem „Spiegel“. „Nach der Pandemie bedarf es einer wirtschaftspolitischen Neuausrichtung der CDU auf einer klaren ordnungspolitischen Grundlage.“ Er lade seine Partei ein, ihr „ordnungspolitisches Profil als Markenkern der CDU zu schärfen“. Der profilierte Außenpolitiker bezog damit Positionen, für die bisher vor allem der konservative Wirtschaftspolitiker Merz stand.

Röttgen wurde bisher eher als Außenpolitiker wahrgenommen, warb am Samstag auf Twitter aber auch dafür, Wirtschafts- und Klimapolitik Hand in Hand gehen zu lassen. Auch sein Rat zu einem „integrativen Führungsstil“ konnte als Spitze gegen Merz verstanden werden. Dieser hatte sich empört über die Verschiebung des CDU-Wahlparteitags wegen der Corona-Pandemie gezeigt, das „Parteiestablishment“ angegriffen und dem dritten Kandidaten, dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet, persönliche Vorwürfe gemacht.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer rief künftige Verlierer im Machtkampf um den Parteivorsitz eindringlich auf, den Gewinner zu unterstützen. Die CDU werde die Wahlen im kommenden Jahr „nur erfolgreich gestalten können, wenn diese Partei und wenn die Union insgesamt wirklich zusammenhält. Und bis auf den letzten Mann und die letzte Frau gemeinsam die Ärmel hochkrempelt und kämpft“, sagte Kramp-Karrenbauer am Freitagabend bei einem virtuellen Kongress der Kommunalpolitischen Vereinigung von CDU und CSU. Im kommenden Jahr stehen die Bundestagswahl und sechs Landtagswahlen an.

Deswegen erwarte sie von jedem der drei Kandidaten, „dass er, wenn er nicht gewinnen sollte, mit den beiden anderen zusammenarbeitet. Dass alle drei an einem Strang ziehen“, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie erwarte, dass von dem für den 16. Januar geplanten Parteitag „ein klares Signal ausgeht: Diese Partei geht geschlossen in dieses Wahljahr“.

In der Schwesterpartei CSU wünscht sich eine Mehrheit der Mitglieder einer aktuellen Umfrage zufolge den künftigen CDU-Chef als gemeinsamen Union-Kanzlerkandidaten – und nicht den eigenen Parteichef Markus Söder. 59 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass es der neue CDU-Vorsitzende wird, wie aus dem am Samstag veröffentlichten RTL/ntv-„Trendbarometer“ hervorgeht. Nur etwa 32 Prozent der Christsozialen plädierten für den bayerischen Ministerpräsidenten als Gegenspieler von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Möglicher Hintergrund: Neun von zehn CSU-lern sind mit Söders Arbeit in Bayern „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“.

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte dazu Ende Oktober bis Anfang November mehr als 660 CSU-Mitglieder. Die bayerische Partei zählt nach eigenen Angaben rund 140.000 Parteibücher. In der Schwesterpartei CDU gibt es durchaus Stimmen, die einer Kanzlerkandidatur Söders angesichts seiner guten Umfragewerte den Vorzug geben würden vor einem der CDU-Vorsitzkandidaten. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion