Ich nehme alle ernst

Weltmeisterin Julia Sahin im Interview
Titelbild
(Lars Baron/Bongarts/Getty Images)
Von 17. September 2008

Am Samstag, den 27. September wird außer Firat Arslan und Vladimir Virchis auch noch Julia Sahin aus dem Hamburger Universum Boxstall in der Hamburger Color Line Arena in den Ring steigen. Zum vierten Mal wird sie ihren Weltmeistergürtel nun schon verteidigen und sie wird auf die zu allem entschlossene Herausforderin Esmeralda Moreno aus Mexiko treffen.

Die Epoch Times Deutschland sprach in der heißen Vorbereitungsphase mit der sympathischen Universum-Boxerin.

ETD: Frau Sahin, Ihre vierte WM-Titelverteidigung steht kurz bevor – wie fühlen Sie sich?

Sahin: Vor einem solchen Kampf bin ich immer ein bisschen aufgeregt. Allerdings muss ich auch sagen: je mehr Titelverteidigungen man hat, umso weniger hat man falsch gemacht. Ich freue mich auch sehr, das Frauenboxen bei so einer hochklassigen Veranstaltung zu vertreten und meinen Titel erstmals in Hamburg verteidigen zu können.

ETD: Was wissen Sie über die Mexikanerin Esmeralda Moreno?

Sahin: Ich habe sie gegen Alesia Graf boxen sehen und die hatte mit ihr allerhand Probleme. Esmeralda ist eine Kämpferin, die ständig nach vorne geht, die viel schlägt und stark kämpft. Sie ist eher eine Kämpferin als eine Technikerin. Aber dafür sind die Mexikanerinnen bekannt. Auf gut deutsch würde ich sagen, Esmeralda Moreno ist eine echte Kampfs…

ETD: Haben Sie sich speziell auf die Mexikanerin vorbereitet?

Sahin: Speziell nur auf sie? Nicht wirklich. Ich habe einen guten Sparringspartner, der mir auch immer viel Druck und viel Tempo macht. Der marschiert auch immer nach vorne… aber ganz speziell – nein. Ich denke, dass man sich nie so richtig darauf vorbereiten kann, was dann schließlich am Kampfabend im Ring auf einen zukommt. Man weiß nie, ob die nun an dem Tag ganz genauso kämpft wie an dem Tag, als ich sie gesehen habe. Das kann sich auch noch im Kampf ganz schnell verändern. Aber im Großen und Ganzen haben wir uns sehr gut auf den Kampf vorbereitet.

ETD: Wie werden Sie Ihren Kampf angehen?

Sahin: Das kann ich jetzt noch gar nicht sagen, denn ich habe mir vorher keinen Plan zurechtgelegt. Ich bin eine Boxerin, die im Ring alles sehr spontan macht. Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich auch nicht eine, die sich immer und gerne Videos von ihren Gegnern anschaut. Ich denke, das könnte mich unter Umständen sogar irritieren, denn am Kampftag kann alles doch wieder ganz anders sein als ich es auf dem Video gesehen habe. Ich boxe ja auch nicht jede Gegnerin gleich – deshalb möchte ich mich nicht so sehr nur auf die Videos verlassen. Ich bin ein sehr spontaner Mensch, aber ich höre auch auf das, was mir mein Trainer sagt und ich höre auf mein inneres Gefühl.

ETD: Ihr Kampfrekord ist 20 Siege in 20 Kämpfen. Wird man da von Kampf zu Kampf immer gelassener?

Sahin: Nein, eigentlich nicht, denn es geht ja schließlich auch um etwas. Man wird zwar routinierter, aber gelassener? Nein, gar nicht. Ich bin vorher immer nervös. Aber ich möchte auch immer gewinnen. Es besteht keine Gefahr, dass ich eine Gegnerin unterschätze – ich nehme alle ernst. Selbst die Aufbaukämpfe habe ich immer ernst genommen, denn auch diese Gegner muss man ja erst einmal besiegen. Auch die können alle etwas und haben jahrelange Erfahrung. Ein Lucky Punch ist für jeden immer möglich. Schon allein deshalb sollte man jeden Gegner immer sehr ernst nehmen.

ETD: Wer gab Ihnen eigentlich den durchaus zutreffenden Namen „Sunshine”?

Sahin: Als ich mit 18 Jahren für die deutsche Nationalmannschaft im Kickboxen gekämpft habe, hat der damalige Trainer zu mir gesagt: „Wer immer so hübsch lächelt wie du, muss einfach Sunshine heißen”. Ich meine, andere heißen „Killerqueen” – warum sollte ich dann nicht „Sunshine” heißen können?

ETD: Sie sind eigentlich aus Köln, leben und trainieren aber für diesen Kampf für ein paar Wochen in Hamburg? Wie gefällt es Ihnen hier?

Sahin: Seit fünf Wochen habe ich ein Appartement in Hamburg. Da kann ich mich dann auch nach den Trainingseinheiten immer etwas zurückziehen und ausruhen. Leider habe ich noch nicht viel von Hamburg mitbekommen. Ich bin zwar immer hier, aber ich habe ja auch kaum Zeit, in die Stadt zu gehen oder mir etwas anzuschauen. Ich pendele immer nur zwischen Appartement und Trainingshalle und wenn ich mal Zeit habe, gehe ich mit meinem Hund auf den Hundespielplatz. Das alles liegt gerade mal 500 Meter auseinander und da sehe ich leider nicht so viel von der Stadt.

ETD: Frau Sahin, vielen Dank für das Interview während Ihrer Vorbereitungszeit und auch wir hoffen, dass Ihnen wieder viele Leute die Daumen drücken werden.

Name: Julia “Sunshine” Sahin

Gewichtsklasse: Halb Fliegengewicht

Größe: 160 cm

Geburtsdatum: 23.02.1974

Geburtsort: Siegen

Wohnort: Köln

Nationalität: Deutsch

Erlernter Beruf: Metallbauerin

Trainer: Michael Timm

Manager: Klaus-Peter Kohl

Titel: amtierende WIBF-Weltmeisterin im Jr. Fliegengewicht

Frühere Titel: Deutsche Meisterin im Fliegengewicht 2005, WIBF Intercontinental Champion 2005/2006

Erfolge als Amateurin: viermal türkische Meisterin, zweimal Europameisterin, einmal Weltmeisterin.

(Lars Baron/Bongarts/Getty Images)
(Lars Baron/Bongarts/Getty Images)


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