„Horst, es ist Zeit“: Diskussion um politische Zukunft von Seehofer geht weiter
Die Diskussion um die politische Zukunft von CSU-Parteichef Horst Seehofer reißt nicht ab: Am Freitag meldeten sich gleich zwei ehemalige Parteigrößen zu Wort. Der frühere Parteivize Peter Gauweiler drängte Seehofer mit einem abgewandelten Rilke-Zitat zum Rückzug: „Horst, es ist Zeit“, sagte Gauweiler der „Süddeutschen Zeitung“.
Er rate seiner Partei, erst die internen Personalfragen zu klären und dann in Koalitionsverhandlungen zu gehen, fügte Gauweiler hinzu. „Koalitionsverhandlungen sind nicht dafür da, das Ende eines Parteichefs hinauszuschieben – und zu hoffen, dass sich dabei Positionsverbesserungen für die Beteiligten ergeben.“
CSU berät über Führungsfragen erst im November
Die CSU hatte sich trotz massiver Unzufriedenheit mit dem Ergebnis bei der Bundestagswahl dafür entschieden, die Führungsfragen erst auf dem Parteitag im November wieder aufzurufen. Bereits an diesem Sonntag beginnen die unionsinternen Abstimmungen zwischen CDU und CSU; danach sollen Gespräche über eine mögliche Jamaika-Koalition auch mit FDP und Grünen geführt werden.
Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein verwies auf den vereinbarten Zeitplan, nannte aber die Diskussion über den Parteivorsitz und die Zukunft von Seehofer verständlich. „Ich bin bei einem Ergebnis von 43,8 Prozent als Ministerpräsident zurückgetreten. Jetzt haben wir 38,5 Prozent. Das ist es schon naheliegend, dass es Diskussionen gibt“, sagte Beckstein dem Radiosender Bayern 2.
Die Menschen glaubten nicht, dass die CSU die Obergrenze durchsetzt
Ebenso wie Gauweiler widersprach Beckstein der Analyse von Seehofer, die CSU habe im Wahlkampf die „rechte Flanke“ offen gehabt. Es gehe nicht um einen Rechtsruck als Strategie, sagte Beckstein, sondern darum, „wieweit die Menschen uns geglaubt haben, dass wir die Obergrenze tatsächlich auch durchsetzen“.
Auch Gauweiler sagte der „Süddeutschen“, das Problem der CSU im Wahlkampf sei die „fehlende Übereinstimmung von Wort und Tat“ gewesen. „Rechte Rhetorik gab es doch genug, aber die einen Wähler haben sie nicht geglaubt, die anderen Wähler waren davon befremdet.“ (afp)
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