Hoffnung für Schwedt? Katar will russische Rosneft-Anteile an PCK-Raffinierie erwerben

Seit 2022 steht der russische Energiekonzern Rosneft unter Zwangsverwaltung durch den Bund. Nicht zuletzt für die PCK-Raffinerie in Schwedt an der Oder, an der Rosneft einen Mehrheitsanteil hält, bedeutet das Unsicherheit mit Blick auf die Zukunft. Hoffnung kommt nun aus Katar.
Die Raffinerie in Schwedt in der Uckermark im Nordosten von Brandenburg versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Sie gehört mehrheitlich zwei Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft, die aber unter Treuhandverwaltung des Bundes stehen.
Die Raffinerie in Schwedt in der Uckermark im Nordosten von Brandenburg versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Sie gehört mehrheitlich zwei Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft, die aber unter Treuhandverwaltung des Bundes stehen.Foto: Patrick Pleul/dpa
Von 29. August 2024

Nach Jahren der Ungewissheit über die Zukunft der Anlage könnte Bewegung in die Debatte um die Zukunft der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt an der Oder kommen. Wie unter anderem „Bloomberg“ unter Berufung auf anonyme Quellen berichtete, hat Bundeskanzler Olaf Scholz jüngst Besuch aus Katar erhalten. In Gesprächen ging es demnach um einen möglichen Erwerb der Anteile des staatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft an der Anlage.

Treuhandschaft über Rosneft wird im September erneut verlängert

Wie die Finanznachrichtenplattform mitteilt, soll die deutsche Bundesregierung grundsätzlich ihre Offenheit bezüglich des Deals signalisiert haben. Eine eindeutige Stellungnahme zu dem Bericht gab es bislang weder aus Katar noch aus Russland. Auch aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz heißt es, eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen.

Dennoch spricht vieles dafür, dass ein mehrseitiges Interesse am Zustandekommen des Deals besteht. Die Bundesregierung hatte Rosneft nach Beginn des Ukraine-Krieges 2022 unter Treuhandschaft gestellt. Diese wurde bereits zweimal um ein halbes Jahr verlängert.

Am 10. September läuft die aktuelle Periode der Zwangsverwaltung aus. Der Bund hatte eine weitere Verlängerung angekündigt, allerdings waren zuletzt auch vermehrt Stimmen laut geworden, die nach einer Enteignung gerufen hatten. Auch wenn sich der politische Widerstand dagegen in Grenzen halten würde, wäre eine solche wenig vorteilhaft für das internationale Vertrauen in den Investitionsstandort Deutschland.

Bund stellte groß angelegtes Rettungspaket für PCK in Aussicht

Rosneft Deutschland hält derzeit nicht nur 54 Prozent der Anteile an der PCK-Raffinerie in Schwedt, auch an den Raffinerien MiRO in Karlsruhe und Bayernoil in Vohburg ist sie mit 24 und 28 Prozent beteiligt.

Die PCK-Raffinerie versorgt derzeit große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Im Jahr 2022 hatte Minister Robert Habeck erklärt, man habe für 400 Millionen Euro die Pipeline „ertüchtigt“, die derzeit Öl aus dem Hafen Rostock nach Schwedt liefert. Zudem wolle man für 50 Millionen Euro den Hafen in Rostock ausbauen.

Über 15 Jahre hinweg wolle man zudem 825 Millionen Euro in den Erhalt des Standorts investieren – und unter anderem ein Forschungslabor für die Entwicklung von „nachhaltigem Kerosin“ für die Luftfahrt gründen. Insgesamt solle es ein Paket zur Rettung der PCK-Raffinerie im Umfang von mehr als einer Milliarde Euro geben. Inwieweit Brüssel dieses absegnen wird, ist noch ungewiss.

Katar bereits jetzt an Rosneft beteiligt – und damit indirekt auch an PCK

Gleichzeitig bemühte sich die Bundesregierung darum, einen Käufer zu finden, der zumindest die russischen Anteile an der Anlage übernimmt. Seit März hatte es keine Bewegung in der Sache gegeben. Im Gespräch war unter anderem der indische Konzern Reliance Industries. Der Erwerber musste wegen europäischer Sanktionsbestimmungen aus einem Nicht-EU-Land kommen.

Mittlerweile soll es jedoch ein ernsthaftes Kaufangebot geben. Der „Business Insider“ will sogar schon Konkreteres in Erfahrung gebracht haben. So habe die Qatar Investment Authority deutlich gemacht, Interesse an einem Einstieg in die Anlage in Schwedt zu haben. Bei dieser handelt es sich um den Staatsfonds des Golfemirats Katar.

Der Fonds weist derzeit einen Vermögensbestand im Wert von 526 Milliarden US-Dollar auf und ist damit der achtgrößte Staatsfonds der Welt. An Rosneft ist dieser schon jetzt beteiligt. Katar hält an dem russischen Energiekonzern einen Anteil von etwa 19 Prozent.

Da die Anlage als kritische Infrastruktur gilt, muss das BMWK einem möglichen Verkauf zustimmen. Bereits Anfang des Jahres hatte der Shell-Konzern seine Anteile verkauft. Die Briten hatten ihren 37-prozentigen Anteil an die ebenfalls aus Großbritannien stammende Unternehmensgruppe Prax veräußert.

Kanzleramt hat mittlerweile Gespräche bestätigt

Am Mittwoch, 28. August, hat ein Regierungssprecher gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ bestätigt, dass es Gespräche zwischen dem Kanzleramt und der Regierung des Golfemirats gab. Katar gehört zu jenen Staaten, die auch nach Beginn des Ukraine-Krieges 2022 ein intaktes Verhältnis zur Russischen Föderation aufweisen. Es deutet deshalb vieles darauf hin, dass auch in Moskau eine gewisse Offenheit für das Angebot aus Doha vorhanden sein könnte.



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