Hochwertiges schwarzes Gold im südhessischen Ried gefunden
Im hessischen Riedstadt ist erneut Erdöl gefunden worden. Wie die Firma Rhein Petroleum mitteilt, deutet vieles „auf ein interessantes Vorkommen“ hin. Wie die „hessenschau“ berichtet, ist das Unternehmen bei Probebohrungen in 1.700 Meter Tiefe fündig geworden. Überrascht sei man sowohl von der Menge als auch von der Qualität des schwarzen Goldes, das dort in der Tiefe schlummert. So seien die erdölführenden Schichten mächtiger, als vor der Bohrung vermutet, hieß es seitens Rhein Petroleum. Nun sollen weitere Tests folgen.
Sinkende Weltmarktpreise bedeuteten das Aus
Im Ried – unweit von Darmstadt – wurde bereits seit den 1950er-Jahren Erdöl gefördert. So gab es von 1952 bis 1994 im nahegelegenen Stockstadt sogenannte Pferdekopfpumpen, die in den rund vier Jahrzehnten aus 47 Bohrlöchern etwa sieben Millionen Barrel Erdöl förderten. Als die Ölpreise auf dem Weltmarkt immer mehr sanken, lohnten sich die aufwändigen Arbeiten dort nicht mehr, die Bohrungen wurden eingestellt, erläutert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ).
Es ist der einzige Förderstandort in Hessen, heißt es im Bericht der „hessenschau“. Die in Heidelberg beheimatete Ölfirma kündigte im Juni 2023 Probebohrungen neben der bestehenden Förderanlage im Riedstädter Ortsteil Goddelau an. Ziel war das Aufspüren eines weiteren Vorkommens. Groß waren die Erwartungen seinerzeit offenbar nicht. Noch vor Beginn der Testbohrungen dämpfte Geschäftsführer Peter Appel die Erwartungen. Dort gebe es keine Seen aus Öl. Vielmehr sei es wie in einem Schwamm im Gestein.
Leicht und schwefelarm und reich an Inhaltsstoffen
Das nun aufgespürte Erdöl ist von hoher Qualität. Das hätten erste Laboranalysen ergeben. Laut Rhein-Petroleum ist es „leicht, schwefelarm und reich an wertvollen Inhaltsstoffen“. Das Öl aus dem Ried soll daher nicht verbrannt oder verheizt werden. Vielmehr sei es für eine industrielle Weiterverarbeitung geeignet. Unter anderem könnten Kunststoffe oder Arzneimittel daraus hergestellt werden. „Wir sind davon überzeugt, dass Erdöl als reiner Energierohstoff zumindest in Europa in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielen wird“, sagte Appel zu Beginn der Bohrungen.
Der Bohrturm für die Probebohrung ist rund 35 Meter hoch. Für die Suche sollte erst senkrecht bis in eine Tiefe von 1,7 Kilometern gebohrt werden, dann in Richtung Südwesten. Die genehmigte und überwachte Bohrung bestehe aus teleskopartigen ineinandergesteckten Rohren, die mit einem speziellen Zement abgedichtet würden.
Rhein Petroleum fördert 100.000 Liter pro Woche
Das hessische Ried ist einer der Hauptversorger mit Wasser im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet. Um eine Verschmutzung durch Öl zu verhindern, würden die Schichten, in denen sich Wasser befindet, durch mehrere Schichten Stahl und Zement geschützt.
Rhein Petroleum fördert bereits Öl in dem Gebiet. Etwa 100.000 Liter würden wöchentlich in die Raffinerie nach Karlsruhe transportiert, um es dort aufzubereiten.
Die zur Ölförderung benötigte Produktionsanlage könne auch für den neuen Fund verwendet werden. Zurzeit werden nach Angaben der Firma rund zwei Prozent des bundesweit verbrauchten Erdöls in Deutschland gefördert.
Die Erdölproduktion hat in Deutschland eine lange Tradition, ist auf der Internetseite des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) zu erfahren. Bereits seit mehr als 160 Jahren wird hierzulande Erdöl gefördert. Die erste erfolgreiche Bohrung weltweit fand 1858 im niedersächsischen Wietze statt. In den 1950er-Jahren nahm die Erdölförderung stark an. Die größten Fördermengen gab es in den späten 1960er-Jahren mit etwa acht Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr. Danach ging die Produktion allmählich zurück.
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