Hochwasser: Leichte Entspannung im Saarland – Pegel sinken – Scholz sagt Hilfe „im besten Sinne“ zu
In den ersten Gemeinden im Saarland sind die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser angelaufen. Die Pegel der Flüsse sinken; die Lage beginnt, sich zu entspannen. Für eine vollständige Entwarnung ist es jedoch noch zu früh, heißt es vonseiten der Verwaltungsbehörden.
In einigen Orten wie Blieskastel ist die Situation weiterhin prekär, es drohte eine Überflutung der Altstadt. Mittlerweile scheint die Gefahr bis auf Weiteres wieder gebannt zu sein. Auch in Gemeinden wie Gersheim war die Lage am Samstagabend noch kritisch. Das Wasser läuft nun in größere Flüsse wie den Rhein ab und wird dort für höhere Pegelstände sorgen.
Hochwasser sorgt nach wie vor für Engpässe bei der Stromversorgung
Neben dem Saarland ist auch der angrenzende Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz durch großflächige Überschwemmungen an Saar und Ruwer betroffen. Erhebliche Wassermassen flossen von der Riveristalsperre in die Ruwer. Mittlerweile steigen die Pegel aber auch dort nicht mehr an.
In einigen betroffenen Gemeinden oder Gemeindeteilen ist nach wie vor der Strom ausgefallen oder bewusst abgeschaltet worden, weil Wasser Stromleiter ist. Dies teilt der „Saarländische Rundfunk“ mit. Mancherorts betreffen die Abschaltungen auch die Gasversorgung.
Zu den Gebieten, die zuletzt noch ohne Strom waren, gehörten die Innenstadt von Neunkirchen, die Gemeinde Differten sowie Straßenzüge von Saarbrücken und Kirkel. Wie „sol.de“ berichtet, ist in weiten Teilen der Landeshauptstadt die Stromversorgung seit Samstagabend jedoch wiederhergestellt. Verzögerungen gibt es dort noch im Bereich Russhütte.
Erinnerungen an die Katastrophe im Ahrtal
Der „Tagesschau“ zufolge stehen nach wie vor zahlreiche Straßen unter Wasser; auf einer Vielzahl an Strecken ist der Bahnverkehr nach wie vor eingestellt. Zwischen Mettlach und Trier werde auch am Sonntag kein Zug verkehren. Demgegenüber wird die Saarbahn zwischen Lebach und Saargemünd wieder zu ihrem Betrieb zurückkehren – wobei es „sol.de“ zufolge weiterhin zu Beeinträchtigungen kommen kann.
Das Hochwasser und die damit verbundenen Überflutungen und erforderlichen Evakuierungen von Wohngebieten weckte vielerorts Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021. Auch dieser war tagelanger Dauerregen vorangegangen. Allein am 14. Juli 2021 fiel in dem betroffenen Gebiet mehr Regen als der durchschnittlichen Regenmenge im gesamten Monat zwischen 1991 und 2020 entsprach.
Auch in den betroffenen Gebieten des Saarlandes hatte es im Vorfeld der Flut Starkregen gegeben mit mehr als fünf Liter pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit.
Im Unterschied zur Katastrophe im Ahrtal, wo mindestens 136 Menschen durch die Flut gestorben waren, blieb es im Saarland bislang bei hohen Sachschäden. Deren Bezifferung wird erst möglich sein, sobald die Pegelstände sich normalisiert haben.
Warnungen vor außergewöhnlichem Hochwasser auch in Ostfrankreich
Am Samstag hatten Bundeskanzler Olaf Scholz und die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger den besonders stark betroffenen Ort Kleinblittersdorf besucht. Konkrete Hilfszusagen gab es dabei noch nicht.
Allerdings versicherten beide Politiker, es werde „verabredet, was man tun kann“. Dabei, so Scholz, könnten sich „alle darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht“. Es gebe da „eine gute Praxis der Solidarität“.
Rehlinger dankte ebenso wie Scholz den Helfern für deren Einsatz. Noch in der Nacht zum Samstag habe die Landesregierung des Saarlandes einen Beschluss gefasst, der die Grundlage für schnelle konkrete Hilfen abgeben soll. Aufgrund der Ereignisse sei von „massiven Schäden an der öffentlichen Infrastruktur sowie an privatem Eigentum“ auszugehen, so Rehlinger.
In Ostfrankreich bleibt unterdessen die Lage prekär. In der Region Moselle in Lothringen herrscht Alarmstufe Rot aufgrund von „außergewöhnlichem Hochwasser“ des Saar-Nebenflusses Nied. „Météo France“ berichtet zudem von starkem Hochwasser an mehreren Flüssen in den Grenzregionen.
Im Department Bas-Rhin herrscht nach einem Regenfall, der an einem Tag die durchschnittliche Monatsmenge übertroffen habe, Warnstufe Orange. Mittlerweile hat der Regen zwar aufgehört, die Pegel der Flüsse stiegen zuletzt jedoch nach wie vor noch an.
Neues Regentief könnte in der kommenden Woche die Region heimsuchen
Entwarnung ist auch in Deutschland noch nicht angebracht. Wie „Bild“ berichtet, könnte in der kommenden Woche noch einmal ein Tiefdruckgebiet mit Starkregen die Region heimsuchen.
Dr. Karsten Brandt von „Donnerwetter.de“ erklärt, ein langsam ziehendes Tief, das bis zu 100 Liter pro Quadratmeter an Regen mit sich bringen könnte, droht den äußersten Westen Deutschlands heimzusuchen. Auch das Ahrtal könnte dann wieder in Mitleidenschaft gezogen werden.
Im ungünstigsten Fall könne dies Pegelstände über sieben Meter am Rhein und sogar zehn Meter an der Mosel bedeuten. Zuletzt habe es dieses Szenario beim Frühjahrshochwasser 1983 gegeben: „Wenn es nicht aufhört zu regnen, ist auch so ein Szenario denkbar.“
Während Klimaaktivisten das Hochwasser als Ausdruck erhöhter Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen infolge des Klimawandels betrachten, sehen andere Experten die Lage differenzierter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg rückten Siedlungen wieder näher an die Gefahrenzone
Gegenüber dem SWR weist Geograf Jürgen Herget darauf hin, dass es bereits zahlreiche Hochwasser in der Region gegeben habe. So seien bereits im 13. und 14. Jahrhundert Siedlungen an der Kyll wegen der erhöhten Hochwassergefahr geräumt worden.
Wie auch in anderen Gebieten der Region sind natürliche Überflutungsgebiete im 19. Jahrhundert durch Industrialisierung und Landgewinnung verloren gegangen. Im 20. Jahrhundert kamen Flussbegradigungen und der Bau von Dämmen dazu.
Zu Beginn schienen diese erfolgreich zu sein. Allerdings können bei Extremwetterereignissen die begradigten Flüsse und der Verlust von Auen auch zu einem schnelleren Abfließen der Wassermassen beitragen. Dies kann Hochwasserspitzen höher und gefährlicher machen.
Herget hält auch den Umstand, dass nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mehr Häuser an die Gefahrenzone heran gebaut worden seien, für einen Faktor, der Schäden durch Hochwasser erhöhe.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion