Hessen: Immer mehr Polizeibeamte wenden sich von etablierten Parteien ab
Die Polizei in Hessen fühlt sich von der schwarz-grünen Regierung im Stich gelassen und nicht mehr politisch vertreten. Das sagte GdP-Chef Andreas Grün in einem Interview mit „Welt“. Ein riesiger Überstundenberg sowie eine schlechte Lohnentwicklung sind unter anderem Gründe dafür.
Um dem Problem Abhilfe zu schaffen, will Hessens Landesregierung rund 1000 zusätzliche Polizisten einstellen, was die Lage aber nicht nennenswert ändern wird. „Die 1010 Stellen erreichen uns erst nach drei Jahren“, so Grün.
86 Kollegen seien aus der Bereitschaftspolizei herausgenommen wurden, um eine Operative Einheit Staatsschutz gründen zu können. Viele Beamte haben nun Sondereinsätze bei Abschiebungen, Demonstrationen und Fußballspielen.
Hinzu kämen Sonderkontrollen, um Wohnungseinbrüchen vorzubeugen. „Wir haben beim Landeskriminalamt eine Software, die vorhersagen soll, wo in nächster Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit mit mehr Einbrüchen zu rechnen ist. Das funktioniert aber nur, wenn in diesen Bereichen auch mehr Polizeibeamte vor Ort sind und Kontrollen durchführen“, so Grün im Interview mit „Welt“.
Polizeibeamte litten außerdem an einer zunehmenden Respektlosigkeit, 2015 gab es laut Grün durchschnittlich 170 tätliche und verbale Angriffe auf Polizisten in Deutschland und täglich werden 30 Polizisten Opfer einer gefährlichen oder schweren Körperverletzung.
Die höhere Belastung mache sich laut dem GdP-Chef auch im Krankenstand bemerkbar. Hier sei „etwas in Unwucht geraten“, und das sei es auch, was die Kollegen enttäusche. Durch das ständige Aushelfen in anderen Dienstgruppen sowie durch Sonderdienste sei kaum mehr eine Vereinbarung von Familie und Beruf gegeben, auch das führe zu Verärgerung und Wut bei den Kollegen.
„Polizeibeamte wenden sich von den etablierten Parteien ab“
Unter den Beamten habe ein „großer Vertrauensverlust gegenüber der Politik stattgefunden, weil diese das enorme Arbeitspensum der Polizei nicht entsprechend wertschätzt, sondern im Gegenteil durch Gehaltsabkopplungen und Leistungseinbußen bei der Krankenversorgung deutliche Verschlechterungen herbeiführt“.
GdP-Chef Grün betrachtet die Entwicklung mit großer Sorge, denn es würde auch nicht verborgen bleiben, „dass sich zunehmend Polizeibeschäftigte von den etablierten Parteien abwenden“.
Auch die Vertrauenswürdigkeit und eigene Zufriedenheit der Menschen mit dem Polizei-Beruf sei rückläufig, so Grün. „Die Bürger stellen langsam fest, dass die Polizei nicht mehr die Zeit für ihre Ängste und Bedürfnisse aufbringen kann wie vor 10, 20 Jahren“.
Und was die Cyberkriminalitär betrifft, auch da brauche man dringend gut geschultes Personal. Ein Kompetenzzentrum dafür sei bei der Landesregierung angefordert. Allerdings sei man hier unterschiedlicher Auffassung, wo man es ansiedle. Während die Landesregierung für das Landespolizeipräsidium plädiere, gehöre es laut Grün ins Landeskriminalamt, wo sich bereits eine Abteilung schon damit befasst.
Siehe auch:
Dresden: „Tag der Deutschen Einheit“ Live-Ticker – Polizei wünschte Pegida „erfolgreichen Tag“
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