Hausärzte wollen telefonische Krankschreibung beibehalten

Arbeitgeber fordern die Abschaffung der Möglichkeit, sich telefonisch krank schreiben zu lassen. Dagegen wehren sich die Hausärzte, denn dies sei eine der „ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung".
Die Hausärzte wollen die telefonische Krankschreibung beibehalten. (Archivfoto).
Hausärzte wollen die telefonische Krankschreibung beibehalten.Foto: Hannes P. Albert/dpa
Epoch Times28. Oktober 2024

Die Hausärzte in Deutschland haben die Forderungen von Arbeitgeberseite nach einer Abschaffung der telefonischen Krankschreibung scharf kritisiert.

„Die Einführung der Telefon-AU war aus medizinischer Sicht sinnvoll und ist bisher eine der ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens“, sagte Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, der „Rheinischen Post“. „Sie jetzt abzuschaffen, wäre schlichtweg absurd.“

Angesichts des hohen Krankenstandes war die Debatte um die während der Corona-Pandemie eingeführte Möglichkeit zur Krankschreibung per Telefon wieder aufgeflammt.

Unter anderem Finanzminister Christian Lindner (FDP) und das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft sprachen sich dafür aus, diese Möglichkeit wieder einzuschränken.

„Lasst uns zurückkehren zum bewährten Verfahren“, sagte auch der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, der „Rheinischen Post“. Es liege nahe, dass es dort zu Missbrauch komme.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagt hingegen: „Ich bin sehr dafür, dass die telefonische Krankschreibung erhalten bleibt“. Er halte es „nicht für klug, das wieder abzuschaffen“.

Der Ärztekammerpräsident begründet seine Ansicht mit dem hohen Mehraufwand für die Praxen. Einen Zusammenhang zwischen hohen Krankenständen und der erleichterten Möglichkeit, sich krankschreiben zu lassen sieht, sieht Reinhardt nicht: „Nein, den gibt es für mich definitiv nicht.“

Ohne telefonische Krankschreibungen wären Praxen überfordert

„Die Unterstellungen, dass sich die Menschen mithilfe der Telefon-AU einen schlanken Fuß machen, können wir aus unserer täglichen Arbeit nicht bestätigen“, sagte hingegen die Hausärzte-Vertreterin Buhlinger-Göpfarth.

Im Gegenteil gefährde eine Abschaffung der telefonischen AU „die Patientenversorgung in den Infektmonaten“. Die Praxen würde dies überfordern.

Der Krankenstand steuert in diesem Jahr auf einen neuen Höchstwert zu. Fachleute machen dafür neben zahlreichen Atemwegserkrankungen auch die elektronische Krankschreibung verantwortlich – allerdings vor allem wegen der zuverlässigeren statistischen Erfassung der Krankheitstage. (afp/red)



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