Hans-Werner Sinn warnt: Energiewende führt Deutschland ins Desaster
Deutschlands bekanntester und angesehenster Ökonom, Hans-Werner Sinn, hat sich wieder einmal mit deutlichen Worten zu Energiewende und Wirtschaft im Lande zu Wort gemeldet. Im Interview mit dem YouTube-Format „Mission Money“ teilt der ehemalige Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung kräftig aus.
Die Energiewende führt nach Ansicht des Ökonomen ins Desaster und zu einem wirtschaftlichen Niedergang in Deutschland. „Wer soll uns da im Ausland folgen?“, fragt Sinn im Interview.
Deutschland setze auf erneuerbare Energien und wolle dafür nun raus aus der Atomkraft und der Kohle. Bei Bewölkung und Windflaute werde aber keine Energie geliefert.
Klimaziele „absurd“ und „verwegen“
Wer mit offenen Augen hinschaue, der sehe, dass die Energiewende ein Problem für Deutschland wird. Deutschlands Klimaziele, so der Ökonom Sinn im Gespräch mit „Mission-Money“-Redakteur Peter Bloed, seien „absurd“ und „verwegen“. Deutschland laufe Gefahr, sich „wirtschaftlich abzuschalten“. „Es wird Elend entstehen, wenn die Industrie dabei zugrunde geht“, so Sinn weiter.
Die Idee, dass Deutschland nur als Vorreiter der Energiewende vorangehen müsse und die anderen Länder würden dann folgen, hält Hans-Werner Sinn für grundsätzlich falsch. In Wahrheit würde die Welt sehen, dass der „deutsche Sonderweg“ ins Abseits führt. Wenn die anderen Länder sehen, dass die „deutsche Industrie dezimiert wird“ und der „Lebensstandard fällt“, würden sie kaum diesen Weg gehen.
Weiter weist Sinn im Interview darauf hin, dass das „Pariser Klimaabkommen“ lediglich eine Willenserklärung sei und in keinem Fall ein völkerrechtlich bindender Vertrag. Das Übereinkommen wurde 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen. Die drei Hauptziele des Abkommens sind in Artikel 2 festgehalten: Beschränkung des Anstiegs der weltweiten Durchschnittstemperatur. Senkung der Emissionen und Anpassung an den Klimawandel. Lenkung von Finanzmitteln im Einklang mit den Klimaschutzzielen.
Hans-Werner Sinn weist weiter darauf hin, dass beispielsweise die USA das Abkommen nie ratifiziert hätten. Auch China und Indien, die das Abkommen unterschrieben haben, hätten sich auf den Nachfolgekonferenzen „mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, sich auf etwas festnageln zu lassen“. Sie brauchen nämlich nach wie vor die fossile Energie.
Sinn nennt als Beispiel China, das alle zehn bis zwölf Tage ein Kohlekraftwerk mit einem Gigawatt Leistung baue. Allein im Jahr 2020 habe China mehr Kohlekraftwerke gebaut, als Deutschland insgesamt hat. Zwar setze China auch auf grüne Energie, und fünf Prozent ihrer Energie würde inzwischen auch erneuerbar produziert werden. Nur würde das Land eben nicht fossile Energieproduktion verteufeln und nutze daher alles, was Energie produziert.
Hans-Werner Sinn sieht daher ein Problem im Zusammenhang mit dem Zugang zur Energie auf Deutschland zukommen. Andere Länder hätten hier einen „leichteren Zugang“, seien aber auch nicht so „ideologisch unterwegs“. Sie würden nach wie vor auf Kernenergie setzen und gerade auch die Amerikaner mit ihrem „Fracking-Gas“ würden viel billigeren Strom anbieten können.
Umdenken in der Wirtschafts- und Energiepolitik
Die Energiepreise, so Hans-Werner Sinn, seien gerade für die energieintensive Industrie ein immer wichtiger werdender Standortfaktor. Der frühere ifo-Chef fordert deshalb ein Umdenken in der Wirtschafts- und Energiepolitik.
Das Wohl und Wehe der Bundesrepublik hänge an der Energiepolitik. Scheitert die deutsche Strategie, scheitert das Land als Industrienation und damit als Wohlfahrtsstaat. Das sei das große Damoklesschwert, das spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges über der Bundesrepublik hänge.
Die Energiewende könne nicht ohne fossile Energie gelingen, so Sinn. Das hänge vor allem damit zusammen, dass „wir auf Kernkraft verzichten“.
Neben dem Problem der Energiepreise sieht Hans-Werner Sinn auch ein Problem in der demografischen Entwicklung Deutschlands. „Die Deutschen haben vergessen, dass man Nachwuchs haben muss, um prosperierend weiterzuleben“, so der Top-Ökonom.
Import von Menschen aus anderen Kulturkreisen nicht die Lösung
In diesem Zusammenhang sieht Sinn die Einwanderungspolitik in Deutschland kritisch. „Menschen, die in anderen Kulturkreisen aufgewachsen sind, einfach zu importieren, ist ja nicht die Lösung“, so Sinn. Man könne keinen „Sozialstaat mit offener Migration in den Sozialstaat haben“. Dann breche dieser zusammen.
Deutschland stehe schon heute im Wettbewerb mit anderen Ländern, die sich auch um qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland bemühen. Hier gebe es OECD-Studien, die belegten, dass vor allem die USA hoch qualifiziertes Fachpersonal anziehe und ein Land wie Deutschland zum Großteil weniger qualifizierte Fachkräfte. Das hänge, so Sinn, mit dem Sozialstaat in Deutschland zusammen.
Menschen, die nach Deutschland kommen, würden über ihren Job hinaus auch die Gewissheit haben, dass das Sozialsystem greift, wenn es in Deutschland nichts mit dem Job wird. Wenn nur der Lohn der Anreiz wäre, nach Deutschland zu kommen, wäre das eine „sinnvolle Migration“. Dadurch, dass aber auch die Anreize aus dem Sozialsystem eine Rolle spielen, ergebe sich eine Migration über die Arbeitsmigration hinaus. Das ziehe die „falschen Leute“ an.
Hans-Werner Sinn fordert deshalb ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild, das das Recht auf Einwanderung strikt an Qualifikationen festmacht.
Der heutige Sozialstaat müsse „radikal überdacht“ werden. Sinn fordert ein Zurück zur Marktwirtschaft, die die Marktkräfte wieder entfaltet und damit wieder Wohlstand für alle schafft. Die heute praktizierte Idee, man könne Wohlstand durch Umverteilung erzeugen, sei zu kurz gedacht.
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