Im Vorfeld der US-Wahl: Hamburger Hafen sieht wachsende Handelsaktivität

Die Handelsströme im Hamburger Hafen haben kurz vor der US-Präsidentschaftswahl im November stark angezogen. Zudem hat die Bedeutung der USA als Handelspartner Deutschlands insgesamt in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Titelbild
Drei Containerschiffe im Hamburger Hafen.Foto: Fokusiert/iStock
Epoch Times16. Oktober 2024

Der Hamburger Logistik-Konzern HHLA beobachtet deutlich verstärkte Handelsströme im Vorfeld der Präsidentenwahl in den USA. „Das Risiko, dass eine neue US-Regierung ihren Wirtschaftsprotektionismus auch mit weiteren Zollbeschränkungen verschärfen wird, hat eine große Sogwirkung ausgelöst“, sagte Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG, dem Wirtschaftsmagazin „Capital“.

„Es ist unglaublich, wie der Handel mit den USA in diesem Jahr angezogen hat und plötzlich Waren zwischen den USA, Europa und Asien transportiert und Lager gefüllt werden. Da wird schon vor dem Wahlausgang Vorrat bestellt und in die globalen Warenströme eingespeist“, so die Vorstandsvorsitzende.

Umsatz im ersten Halbjahr um 4,6 Prozent gewachsen

Für das eigene Unternehmen, dem ein Einstieg der weltgrößten Reederei MSC bevorsteht, bestärkt die Entwicklung nach Ansicht Titzraths einen positiven Trend. „Als Logistiker sind wir tatsächlich ein guter Seismograf für wirtschaftliche und geopolitische Veränderungen“, sagte die HHLA-Chefin. „Ich sehe die Lage gar nicht so pessimistisch. Unser Umsatz ist im ersten Halbjahr um 4,6 Prozent gewachsen, und unser Ergebnis hat um fast 16 Prozent zugelegt.“

Von einem Rückzug der Globalisierung geht Titzrath trotz des zunehmenden Protektionismus in vielen Ländern und zahlreicher Konflikte nicht aus. „Ich glaube nicht an eine Deglobalisierung, sondern an freien Handel und internationale Arbeitsteilung“, sagte sie. „Ich glaube aber, dass sich die globale Vernetzung verändern wird: Es werden sich neue Märkte entwickeln, Nachhaltigkeit wird künftig eine größere Rolle spielen, und wir alle müssen uns daran gewöhnen, dass sich die Welt permanent verändert.“

An dem MSC-Einstieg hatte es sowohl in der Hamburger Bürgerschaft als auch unter Arbeitnehmervertretern viel Kritik gegeben. Titzrath verweist in diesem Zusammenhang auf die Vereinbarungen mit dem neuen Eigentümer.

Der Belegschaft habe sie „versprochen, dass ich ihre Interessen vertreten werde“, sagte die HHLA-Chefin. „Es ist uns wichtig, dass Kultur und Tradition dieses sehr stolzen, traditionsreichen Unternehmens gewahrt werden. Es wird in den nächsten fünf Jahren nicht zu einem Arbeitsplatzabbau kommen, und die Tarifvereinbarungen müssen geachtet werden.“

Bedeutung der USA als Handelspartner gestiegen

Was Deutschlands Handelspartner angeht, hat die Bedeutung der Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte, gingen im vergangenen Jahr 9,9 Prozent der deutschen Exporte in die USA – das war der höchste Anteil in den vergangenen 20 Jahren. Demnach wurden 2023 Güter im Wert von 157,9 Milliarden Euro in die USA verschifft.

Die Vereinigten Staaten waren damit den Statistikern zufolge das neunte Jahr in Folge Deutschlands wichtigstes Exportland. Dieser Trend setzte sich auch im ersten Halbjahr dieses Jahres fort.

Bei den Importen verteidigten die USA im vergangenen Jahr zum fünften Mal den dritten Platz hinter China und den Niederlanden. So führte Deutschland 2023 Waren im Wert von 94,7 Milliarden Euro aus den USA ein, damit betrug der Anteil an den gesamten Importen  6,9 Prozent. Das war der höchste Wert seit 2004, wie die Statistiker ausführten.

Zusammen genommen sind die USA nach China der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands, was vor allem an dem hohen Importewert aus der China liegt. Der Abstand zu China schrumpfte aber zuletzt.

Besonders wichtig sind die USA unter anderem für die Pharmaindustrie. So ging vergangenes Jahr knapp ein Viertel (23,2 Prozent) aller deutschen Pharma-Exporte in die USA. 2008 waren es noch zwölf Prozent. Auch für Maschinen sowie Autos und Autoteile spielen die USA als Abnehmer eine große Rolle. (dts/afp/red)



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