Hamburg: Erleichterung nach gewaltlosem Ende der Geiselnahme – Kritik an Sicherheitsvorkehrungen

Nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme auf dem Flughafen in Hamburg ist mehr über das wahrscheinliche Tatmotiv bekannt. Der 35-jährige Vater Salman E. wollte angesichts eines Sorgerechtsstreits offenbar mit seiner Tochter in die Türkei flüchten.
Der Hamburger Flughafen wurde weiträumig abgesperrt. Ein bewaffneter Mann hält auf dem Airport seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt. Hintergrund soll nach Polizeiangaben ein Sorgerechtsstreit sein.
Der Hamburger Flughafen wurde weiträumig abgesperrt. Ein bewaffneter Mann hält auf dem Airport seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt. Hintergrund soll nach Polizeiangaben ein Sorgerechtsstreit sein.Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Von 5. November 2023

Am Sonntag, 5. November, um 14:28 Uhr hat die Polizei Hamburg auf X das Ende einer 18 Stunden andauernden Geiselnahme auf dem Rollfeld des dortigen Flughafens verkündet. Der bereits zuvor als 35-jährige Salman E. identifizierte mutmaßliche Täter ließ sich am Ende widerstandslos festnehmen. Seine vierjährige Tochter Aslihan wurde in eine Kinderklinik gebracht. Sie ist unverletzt.

Geiselnahme in Hamburg sollte Zutritt zu Turkish-Airlines-Flug erzwingen

Unterdessen wird auch Genaueres über das wahrscheinliche Tatmotiv bekannt. Wie „Bild“ schreibt, hatte sich E. am Samstag unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zutritt zur Wohnadresse seiner Ex-Frau Sevda (38) verschafft.

Anschließend soll er die gemeinsame Tochter entführt und seinen Wagen auf ein Rollfeld des Hamburg Airport Helmut Schmidt gesteuert haben. Dabei durchbrach er eine Absperrung. Er brachte den schwarzen Audi, in dem auch seine Tochter saß, neben einer voll besetzten Maschine der Turkish Airlines zu stehen.

Nachdem es der Polizei gelungen war, mit dem 35-Jährigen Kontakt aufzunehmen, forderte er eine Ausreise mit der Tochter in die Türkei. Offenbar rechnete er sich dort bessere Chancen aus, das Sorgerecht für die Vierjährige zu erhalten.

Noch während der Geiselnahme Wohnung auf Sprengfallen durchsucht

Sorgen bereitete den Einsatzkräften, dass Salman E. möglicherweise im Besitz einer Schusswaffe war. Er soll Schüsse aus dem Auto abgegeben haben. Außerdem legte er Medienberichten zufolge mehrere Feuer im Flughafenbereich. Zudem soll er zwei improvisierte Molotowcocktails aus dem Wagen geworfen haben.

Der „Hamburger Morgenpost“ zufolge untersuchten Einsatzkräfte, während Kollegen noch mit dem Geiselnehmer verhandelten, dessen Wohnung. Es war der Lageeinschätzung zufolge nicht auszuschließen, dass diese mit Sprengfallen ausgestattet war. Salman E. war an einer Adresse im dritten Stock eines Hochhauses in Buxtehude gemeldet. In diesem Stadtteil lebt auch seine Ex-Frau.

Nachbarn beschrieben den Mann, der zuletzt als Postbote gearbeitet haben soll, als unauffällig und sogar freundlich. Allerdings waren in der Vergangenheit häufig Auseinandersetzungen innerhalb der Ehe wahrzunehmen. Mehrfach musste die Polizei schlichtend eingreifen.

Der Flughafen mit mehr als 3.200 auf ihre Flüge wartenden Passagieren wurde evakuiert. Mittlerweile ist der Flugbetrieb mit gewissen Einschränkungen wieder aufgenommen.

Glückwünsche an Polizei – aber Sorge um Sicherheit auf dem Flughafen Hamburg

In sozialen Medien herrscht Erleichterung darüber, dass die Geiselnahme unblutig beendet werden konnte. Die meisten beglückwünschen die Einsatzkräfte zu ihrem Verhandlungserfolg. Kritik wird jedoch vereinzelt daran geübt, dass es bis zur Beendigung so lange gedauert habe. Eine X-Nutzerin befürchtet, dass dies einige Personen auf falsche Ideen bringen könnte:

Schön, aber warum diese Aktion bei einer Person so viele Stunden gedauert hat, ist schon sehr seltsam. Da möchte ich nicht wissen, was passiert, wenn mehrere Terroristen sich verschanzen.“

Eine andere bewertet die Kommunikation der Polizei ebenfalls nicht als ideal.

Eine weitere wirft die Frage auf, wie eine bewaffnete Person an den Flughafen und sogar auf das Rollfeld gelangen konnte. Sie schlägt vor:

Statt Kriege zu finanzieren, sollte man in Sicherheit investieren!“

Erst im Juli hatten Anhänger der Klimaaktivisten der „Letzte Generation“ das Rollfeld des Flughafens in Hamburg besetzt.



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