Habeck will Industrie massiv subventionieren und dafür Schuldenbremse lockern
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) plant eine stark auf staatliche Unterstützung ausgerichtete Industriepolitik und will dafür die Schuldenbremse lockern. „Wir wollen Deutschland als starken Industriestandort in seiner ganzen Vielfalt erhalten“, erklärte Habeck am Dienstag zur Vorstellung eines Strategiepapiers seines Ministeriums. Auch etwa die energieintensive Grundstoffindustrie solle weiterhin präsent sein.
Die Industrie sei nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern trage auch „entscheidend zum sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei und auch zu ihrer demokratischen Stabilität“, führte Habeck aus. Sie sei Teil der Identität des Landes.
Und weiter: Lieferketten wie die nach China erwiesen sich als instabil, Abhängigkeiten von einzelnen Akteuren wie Russland in Energiefragen als große Nachteile. „Wenn wir Wertschöpfungsketten diversifizieren und gleichzeitig Wertschöpfung in Deutschland und Europa erhalten und neu aufbauen, macht uns das unabhängiger von Autokratien in einer immer unsichereren Welt“, argumentiert Habeck.
Es müsse daher viel Geld in die Hand genommen werden: Für den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Stromnetze und der Wasserstoffindustrie, die Sanierung von Schienen, Brücken und Straßen und steuerliche Anreize für Investitionen. Die Strategie nennt auch neue Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO₂, die in großen Teilen seiner eigenen Partei sehr kritisch gesehen werden.
Wirtschaftsministerium fordert „Brückenstrompreis“
Das Wirtschaftsministerium spricht sich in seiner Strategie erneut für einen „Brückenstrompreis“ aus: Für energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, solle der Strompreis staatlich subventioniert werden, bis die Strompreise wegen ausreichender Produktion aus erneuerbaren Quellen wieder gesunken seien. Der Koalitionspartner FDP lehnt dies ab, auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist skeptisch.
Habeck erteilt denjenigen eine Absage, die im Zuge der Debatte um diesen Vorschlag dafür plädieren, energieintensive Branchen nicht künstlich in Deutschland zu halten. Dem Papier zufolge soll auch langfristig in Deutschland etwa Glas, Zement und Papier produziert werden, auch wenn die Voraussetzungen zur Produktion von günstigem Strom verhältnismäßig schlecht sind.
Auch bei der Frage der Finanzierung ist ein Konflikt mit dem Koalitionspartner FDP bereits absehbar, denn Habeck stellt die Schuldenbremse infrage, auf deren Einhaltung insbesondere FDP-Chef Christian Lindner pocht. „Unsere Finanzverfassung ist in Zeiten entstanden, die noch von einer marktdominierten Globalisierung und von deutlich weniger geopolitischen Spannungen geprägt war“, heißt es in der Kurzfassung des Papiers. „Wir müssen als Land diskutieren, wie diese Regeln spätestens in der nächsten Legislaturperiode an die neuen Realitäten angepasst werden können.“
Spahn warnt vor Preisanstieg durch grüne Wirtschaftspolitik
Der CDU-Politiker Jens Spahn kritisiert die Industriestrategie des Wirtschaftsministers als eine Abkehr von der Marktwirtschaft. „Das richtige Ziel, die Industrie in Deutschland zu halten, verfehlt Habeck mit diesem Plan“, sagte Spahn den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Mittwochsausgaben). „Denn unter dem sperrigen Technokraten-Sprech von der `transformativen Angebotspolitik` verbirgt sich in erheblichen Teilen ein Abschied von der Marktwirtschaft.“
Habeck wolle Deutschland „offenbar zu einer grünen Förderrepublik“ umbauen. „Mit dieser Wirtschafts- und Handelspolitik wird alles teurer und unser Land ärmer werden“, kritisierte der Wirtschaftspolitiker.
„Herr Habeck hat jetzt offenbar in den Oppositionsmodus geschaltet“, sagte Spahn weiter. „Bei der Schuldenbremse werden die Grundlagen der Ampel-Koalition infrage gestellt. Der Streit mit dem Finanzminister wird so eskalieren.“ Auch ob Habecks Industriestrompreis in der Ampel eine Mehrheit habe, sei zweifelhaft, so Spahn. (afp/dpa/dl)
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