Berlinerin zu Bauern-Protesten: „Eigentlich sollten wir alle auf die Straße gehen“
Die Protestwoche der Bauern und ihren Unterstützern ist bundesweit angelaufen. Es gab zahlreiche Blockaden und demzufolge Staus in den Städten und auf Autobahnen. Auch so manches Regal im Supermarkt blieb wegen dadurch entstandenen Lieferkettenunterbrechungen leer.
Epoch Times fragte einige Berliner, was sie von den Protesten halten, wie stark sie dadurch eingeschränkt wurden und was sie von der aktuellen Ampelpolitik halten.
Eine 60-jährige Frau aus Reinickendorf ist dabei gespalten. Einerseits müssten alle helfen, das Milliardenhaushaltsloch zu stopfen, findet sie. „Davor kann nicht ein Teil außen bleiben, denn wir haben das auch nicht verbockt, sondern unsere Politiker“, so die in der Pharmaindustrie tätige Berlinerin.
Andererseits kann sie die Kfz-Steuerbefreiung und die Anliegen der Bauern auch verstehen, „denn sie benutzen ihre Traktoren praktisch nur auf dem Feld und nicht auf öffentlichen Straßen“. Die Bauern seien ohnehin ganz schön gebeutelt und bekommen beispielsweise bei Milcherzeugnissen sehr wenig.
Sie war von dem Protest verkehrstechnisch betroffen und hatte Schwierigkeiten bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Ihr Mann sei noch stärker betroffen und habe für eine 35-Minuten-Strecke zwei Stunden gebraucht.
„Aber es ist ihr gutes Recht, zu protestieren.“ In ihren Augen würden viel zu wenige auf die Straße gehen. „Solange sich ein Deutscher seinen Urlaub leisten kann und noch ein Auto hat, wird er nicht auf die Straße gehen.“ Die Politik der Ampelregierung sei momentan nur „Schrott“. Sie ärgert sich darüber, dass die Steuerzahler für die Fehler der Politik mit dem jetzigen Milliardenhaushaltsloch geradestehen müssen. „Wenn wir Fehler auf der Arbeit machen, müssen wir dafür geradestehen. Wo stehen denn die Politiker dafür gerade?“
„Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man darüber lachen“
Eine 61-jährige Privatière hält gar nichts von den Bauernprotesten. „Nein, das bringt so gar nichts.“ Sie habe gestern gelesen, dass die Bauern bei ihrer Veranstaltung in Berlin noch nicht mal Politiker zugelassen hätten, die da mitdiskutieren. „Das ist für mich unverständlich.“ Die Bauern würden schon immer jammern. „Denen geht’s nie gut, was aber schon immer so war.“
Beim Thema Ampelregierung bekomme sie einen „Kamm“. „Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man darüber lachen.“ Es sei aber auch niemand anderes da, der den „Karren“ aus dem Dreck fahre.
Die jetzigen Politiker können sich nicht in die Bedürfnisse des kleinen Mannes hineindenken. Sie fragt sich, warum die jüngeren Menschen nichts mehr unternehmen. Wenn sie jünger wäre, wäre sie vielleicht auch auf der Straße. Aber jetzt bekomme sie bald ihre Rente.
Ihr 33-jähriger Sohn, der in der Pflege tätig ist, berichtet, dass viele seiner jungen Kollegen sagen, dass sie sich das noch ein bisschen anschauen und dann in die Schweiz oder nach Österreich gehen. Sie hätten „die Nase voll“ von der jetzigen Gesundheitspolitik unter Karl Lauterbach. Man resigniere einfach und habe dann auch keine Kraft mehr. „Die Pflege ist auf die Straße gegangen – und was hat es gebracht?“ Er glaubt, dass der „Karren“ jetzt richtig gegen die Wand fährt.
„Es ist ein bisschen übertrieben, alles zu blockieren“
Der italienischstämmige Rentner Andrea Salvo (67) aus Reinickendorf hat teilweise Verständnis für die Proteste der Bauern. „Aber es ist ein bisschen übertrieben, alles zu blockieren.“
Dass die Bauern von der Kfz-Steuer befreit sind, findet er in Ordnung. Er findet jedoch, dass nicht nur Bauern weniger Steuern auf Kraftstoff bezahlen sollten, sondern für alle die Sprit-Steuern gesenkt werden sollten. Sie wären viel zu hoch, findet Salvo, der bereits 40 Jahre in Berlin lebt.
Eine 48-jährige Verkäuferin findet den Protest der Bauern berechtigt. „Aber eigentlich sollten wir alle auf die Straße gehen.“ Sie ist unzufrieden mit der Ampelregierung. Besonders stört sie die Migrationspolitik. „Kommen Sie mal ab 16:00 Uhr hier ins Einkaufscenter, ich könnte ihnen da Geschichten erzählen.“ Dabei bezieht sie sich auf schlechte Erfahrungen an ihrem Arbeitsplatz mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie habe ihren Job noch nie so wenig gemocht wie jetzt.
Rolf-Dieter Wand, ein 73-jähriger Rentner, erklärt, dass er sich schwer damit tut, die Bauernproteste zu bewerten. Einerseits liest er, dass die ganzen Agrarsubventionen nur 6 Prozent des gesamten Einkommens bei den Landwirten ausmachen. „Wenn davon nur die Dieselsubvention gezählt wird, dann macht das relativ wenig aus.“
Andererseits hörte er von Bauern im Fernsehen, dass sie jährlich 100.000 Euro verlieren würden, da sie so viel Diesel verbrauchen. „Ich finde das insgesamt richtig, dass man protestiert, ob man deshalb das ganze Land lahmlegen muss, wo die Politik bereits Zugeständnisse gemacht hat, ist jedoch fraglich.“
Die jetzige Regierung hält er für inkompetent. „Ich beklage den Fachkräftemangel in der Regierung.“ In der Politik seien Menschen, die selbst keinen Berufs- oder Studienabschluss haben würden, aber erklären wollen, „wie wir arbeiten sollen“, so der Rentner, der zuletzt als IT-Sicherheitsbeauftragter tätig war. Er habe vom 15. bis zu seinem 72. Lebensjahr gearbeitet und nun wolle man ihm erklären, was er machen soll. „Da habe ich kein Verständnis für“, so der Berliner.
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