Grüne wollen Wohnungstausch von Familien mit allein lebenden Senioren

Vielen Senioren wären ihre Häuser zu groß und die Gärten zu arbeitsintensiv; andererseits interessierten sich junge Familien für größere Wohnungen und Häuser. Das passt für die Grünen gut zusammen. Zumal man damit Neubauten vermeiden kann.
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Ein Eigenheim im Grünen.Foto: iStock
Von 11. Juli 2023

Um Familien mehr Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ohne dass neue Flächen bebaut werden müssen, schlägt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sigmaringer Stadtrat, Baden-Württemberg, einen Haus- oder Wohnungstausch mit allein lebenden Senioren vor.

„Vielen [Senioren] sind ihre oft nicht barrierefreien Häuser zu groß und die Gärten zu arbeitsintensiv geworden. Sie suchen nach kleineren, seniorengerechten Wohnungen.“ Andrerseits interessierten sich junge Familien für größere Wohnungen und Häuser. „Nach unserer Überzeugung braucht dieser Bedarf nicht notwendigerweise durch Neubaugebiete auf der grünen Wiese gedeckt zu werden.“

Daher schlägt die Grünen-Fraktion vor, dass die Stadtverwaltung prüft, „ob und wie durch eine Vermittlungstätigkeit der Gemeinde zwischen Senioren einerseits sowie jungen Familien andrerseits“ das Problem bedarfsgerechten Wohnens beziehungsweise der Schaffung zusätzlichen Wohnraums gelöst werden könnte.

Es soll kein Zwang ausgeübt werden

Eingebracht hat den Prüfauftrag das Grünen-Gemeinderatsmitglied Gerhard Stumpp. Er ist der Meinung: „Die Häuser für junge Familie sind schon gebaut — sie wohnen nur noch nicht drin“. Die Zahl der Senioren, die allein oder zu zweit in großen Häusern wohnen, nehme deutlich zu, heißt es in dem Antrag.

In einem ersten Schritt schlägt man daher vor, dass die Verwaltung zusammenstellt, wie viele Häuser in Sigmaringen und den Teilorten leer stehen, „die einer Nutzung zugeführt werden könnten“. Zu prüfen sei auch, wie hoch das Interesse von Senioren sei, in kleinere Wohneinheiten umzuziehen. Ebenso solle ermittelt werden, wie Wohnraum im Bestand optimal genutzt oder erweitert werden kann.

Als mögliches Vorbild sieht Stumpp ein Förderprogramm aus der Partnerstadt Feldkirch, das „Bonsai“ heißt. Wenn Senioren ihr Haus aufteilen wollen, damit jemand anderes einziehen kann, werden sie von Architekten beraten. Die Kosten übernimmt zu einem Teil die Gemeinde.

Die Stadt soll auf Freiwilligkeit setzen. Stumpp hofft, dass ein entsprechendes Angebot eine Nachfrage auslöst. „Es soll auf keinen Fall ein Zwang ausgeübt werden.“

CDU für „gerechte Verteilung von Wohnraum“

Die Debatte zur sogenannten Generationengerechtigkeit bei der Inanspruchnahme von Wohnraum ist nicht neu, aber kursiert zusammen mit Enteignungsbestrebungen von großen Wohnungsunternehmen aktuell vermehrt.

Vielleicht auch, weil das Statistische Bundesamt jüngst bestätigte, dass ältere Menschen in Deutschland im Schnitt deutlich mehr Wohnraum zur Verfügung haben als jüngere.

In der Debatte um die sogenannte „gerechte Verteilung von Wohnraum“ fordert jedoch nicht nur die Linke eine Veränderung. Auch die ehemals konservativ ausgerichtete CDU spricht nun von einem „Recht auf Wohnungstausch“. Darunter versteht sie, dass beispielsweise eine junge Familie den Mietvertrag eines Rentners zu gleichen Konditionen und dessen Wohnung übernehmen könnte.

Münster und Hamburg-Nord untersagten Bau von Einfamilienhäusern

Kürzlich sorgte zudem die Stadt Münster, Nordrhein-Westfalen, mit ihrem neuen „klimagerechten“ Bauleitfaden für Schlagzeilen. Ihm zufolge sollen im städtischen Raum „nur in besonderen Lagen“ frei stehende Einfamilienhäuser geplant werden.

Die CDU im Stadtrat sieht darin ein „faktisches Verbot“ von Einfamilienhäusern. Hintergrund soll dafür sein, dass man den Anteil der versiegelten Flächen (überbaute, befestigte und unterbaute) auf ein Minimum reduzieren will.

Im Bezirk Hamburg-Nord ist bereits seit 2021 der Bau von Einfamilienhäusern untersagt.

Laut Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) muss der Neubau von Einfamilienhäusern ohnehin eingeschränkt werden. Es sei „ökonomisch und ökologisch unsinnig“, wenn jede Generation neue Einfamilienhäuser baue, äußerte die SPD-Politikerin gegenüber der „taz am Wochenende“.

Sie sagte gegenüber der „Welt“ im Zusammenhang mit einem Modell zur Wohnungsumverteilung: „Wir können und wollen Menschen nicht zum Umzug zwingen, nur weil sie in einer großen Wohnung wohnen.“



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