Grüne verlieren Mitglieder – stabilisieren sich jedoch in den Umfragen

Von 2016 bis zum Vorjahr hatte sich die Anzahl der Mitglieder der Grünen mehr als verdoppelt. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres ging es jedoch bergab.
Leidenschaftliche Debatten wie bei ausgewachsenen Parteitagen gab es beim sogenannten Länderrat der Grünen in der Vergangenheit selten. Das dürfte diesmal anders sein.
Die Grünen hatten im ersten Halbjahr 2023 Mitgliederverluste zu verkraften.Foto: Monika Skolimowska/dpa
Von 5. Juli 2023

Die in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten Grünen hatten zuletzt deutliche Einbußen in Umfragen und zum Teil auch bei Wahlen zu verkraften. Nun scheint auch der Aufwärtstrend in der Mitgliederentwicklung gestoppt zu sein. Seit Anfang des Jahres hat die Partei netto 770 Mitglieder verloren. Die ergab eine Umfrage des „Tagesspiegel“ unter den Landesverbänden.

ARD rief Grüne 2019 zur potenziellen Kanzlerpartei aus

Seit 2016 hatte sich die Anzahl der Mitglieder bei den Grünen mehr als verdoppelt. Meldete die Partei in jenem Jahr 61.596 Beitragszahler, waren es im Vorjahr bereits 126.451. Vor allem die Jahre 2019 (plus 21.176) und 2021 (plus 18.430) hatten zu einem erheblichen Nettozuwachs beigetragen.

Ein wesentlicher Grund dafür war unter anderem der von medialem Rückenwind getragene Erfolg bei der EU-Wahl 2019. Groß angelegte Demonstrationen von „Fridays for Future“ und die Mobilisierung durch Social-Media-Influencer hatten ebenfalls zu der Entwicklung beigetragen. ARD-Chefredakteur Rainald Becker erklärte, die Zeit sei reif für einen grünen Kanzler.

Im Jahr 2021 dürfte der Bundestagswahlkampf die Mitgliederentwicklung gefördert haben. Im Vorjahr allerdings sank der Nettozuwachs bereits auf nur noch 714 Mitglieder. Den 9.254 Neumitgliedern, deren Beitritt die Bundesgeschäftsstelle feierte, standen 2022 nicht weniger als 8.550 Austritte gegenüber.

Zahlen zum Teil nicht auf dem neuesten Stand

Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres haben die Grünen netto 770 Mitglieder verloren. Dabei seien einige Zahlen noch nicht berücksichtigt, schreibt der „Tagesspiegel“. In einigen Landesverbänden dauere es vier bis sechs Wochen, bis die Kreisverbände die Landesverbände auf den neuesten Stand gebracht hätten.

Landesverbände wie Schleswig-Holstein, Bayern und Sachsen hätten weiterhin ein kleines Plus zu verzeichnen. Hingegen hätten Verbände wie NRW (minus 292), Niedersachsen (minus 181) oder Baden-Württemberg (minus 104) dreistellige Verluste zu verkraften. Die Zahlen von NRW seien auf dem Stand von März.

Grüne Stammwählerschaft bei 15 Prozent?

Immerhin scheint die Partei in den Umfragen die Talsohle erreicht zu haben. Im August 2022 sahen einige Meinungsforscher die Grünen zwischen 25 und 26 Prozent – womit sie in einigen Fällen sogar stärkste Kraft gewesen wären. Im April 2021 hätten Civey zufolge sogar 29 Prozent dort ihre Stimme gesetzt.

Durch die Inflation und Debatten wie jene um das Heizungsgesetz haben sich viele Wähler nach der Klimaschutz-Euphorie der Jahre zuvor jedoch von der Partei abgewendet. Mittlerweile bewegen sich die Umfragewerte in einem Korridor zwischen 14,5 und 16 Prozent. Dabei scheint es jedoch um eine stabile Stammwählerschaft zu handeln, die der Partei unabhängig von der politischen Großwetterlage treu bleibt.



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