Grüne auf dem Weg zur stärksten Linkspartei: SPD bundesweit nur noch bei 15 Prozent
Steht das linke politische Lager in Deutschland vor einer grundsätzlichen Neugruppierung? Kurz vor den Landtagswahlen im Freistaat Bayern hat die in Hamburg ansässige Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung (GSM) erhoben, dass Bündnis 90/Die Grünen nicht nur in Bayern und Baden-Württemberg, sondern mittlerweile auch auf Bundesebene die SPD in der Wählergunst überholt haben.
Während sich die Grünen gegenüber der vorhergehenden Umfrage Ende September um einen Prozentpunkt auf 16 Prozent verbessert haben, ist die SPD den exakt umgekehrten Weg gegangen und kommt nur noch auf 15 Prozent. Damit liegen die Sozialdemokraten nur noch auf dem vierten Platz in der Wählergunst.
CDU und CSU kommen der Erhebung zufolge zusammen unverändert auf 27 Prozent, die AfD verharrt bei 18 Prozent, die FDP legt um ein Prozent zu und zieht mit der Partei „Die Linke“ gleich, die bei zehn Prozent bleibt. Als Nichtwähler oder Unentschlossene deklarierten sich 35 Prozent der Befragten. An der Bundestagswahl im September des Vorjahres hatten sich 75,6 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt.
SPD verliert nicht mehr nur nach rechts
Bereits vor einem Monat hatte Publizist Gabor Steingart in seinem Morning Briefing prognostiziert, dass die SPD zunehmend in der Bedeutungslosigkeit verschwinden und nie wieder einen Bundeskanzler stellen könnte. Dabei ging er vor allem auf Wähler aus der Arbeiterschicht ein, die zunehmend nach rechts zur AfD abwanderten.
Offenbar sind die Sozialdemokraten allerdings zunehmend auch für ihre neue Hauptzielgruppe, das Publikum der Beamten und Mitarbeiter öffentlicher Versorgungseinrichtungen, nicht mehr die erste Wahl. Die Grünen scheinen ihnen nun auch in jenem Wählersegment, das eine ideologisch klar akzentuierte Politik links der Mitte wünscht, zunehmend den Rang abzulaufen.
Die Parteien der Großen Koalition kommen derzeit auch gemeinsam nur noch auf 42 Prozent der Zweitstimmen und könnten aus eigener Kraft keine Mehrheit mehr bilden.
GMS hatte die Sonntagsfrage in der Zeit vom 4. bis 10. Oktober unter 1007 repräsentativ ausgesuchten Befragten durchgeführt. Die Fehlertoleranz liegt üblicherweise bei +/- 3 Prozentpunkten.
Auch für den Freistaat Bayern hatte GMS im Auftrag von Sat.1 Bayern eine Sonntagsfrage durchgeführt, veröffentlichte jedoch nur Daten zur Wahlentschlossenheit und den Koalitionspräferenzen. Demnach seien 53 Prozent der Befragten noch unschlüssig darüber, ob sie sich an der Wahl beteiligen sollen oder wem sie ihre Stimme geben – Tendenz: steigend.
CSU-Anhänger bevorzugen bürgerlichen Koalitionspartner
Für 52 Prozent der Befragten spiele die Landespolitik die größere Rolle in der Wahlentscheidung, 43 Prozent nannten die Bundespolitik. Und während insgesamt 37 Prozent der Befragten eine schwarz-grüne Koalition einer solchen zwischen CSU und Freien Wählern (33 Prozent) vorziehen, wollen 40 Prozent der CSU-Wähler lieber mit dem bürgerlichen potenziellen Koalitionspartner zusammenarbeiten – gegenüber 38 Prozent mit den Grünen.
Da Umfragen einer Koalition zwischen CSU und FW keine Mehrheit einräumen, wäre diese Konstellation wahrscheinlich aber auf eine Mitwirkung der FDP oder gar eine Tolerierung durch die AfD angewiesen.
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