Greenpeace-Flug ins Münchner EM-Stadion: Experte widerspricht Notlande-These
Der bei dem Fußball-Europameisterschaftsspiel von Deutschland gegen Frankreich in München am Abend des 15. Juni in die Allianz-Arena geflogene Greenpeace-Aktivist ist offenbar absichtlich ins Stadion geflogen und hat damit das Risiko, Menschenleben zu gefährden, bewusst auf sich genommen.
Nach Ansicht des erfahrenen Gleitschirmsportlers Thomas Vosseler, Chef des Gleitschirmausrüsters U-Turn, hätte der Umwelt-Aktivist entgegen den Greenpeace-Schilderungen nicht im Stadion notlanden müssen: „Aus seiner Flughöhe hätte er selbst bei einem Ausfall des Motors das Stadion überfliegen können. Er hätte locker abdrehen können. Er wollte ganz sicher bewusst im Stadion landen“, ist sich Vosseler sicher.
Die Notlande-These
Die Umwelt-Organisation stellt den Vorfall in einem Statement anders dar. Der Pilot sollte demnach über dem Stadion einen Ballon abwerfen, der dann ins Stadion schweben sollte. Es sollte eine Botschaft an den Hauptsponsor Volkswagen sein, damit diese schneller aus der Diesel- und Benziner-Produktion aussteigen.
Dann habe es ein technisches Problem gegeben: „Die Hand-Gassteuerung dieses Elektro-Paramotors hat versagt.“ Es habe dann keinen Schub mehr gegeben, der Schirm habe plötzlich an Höhe verloren und der Pilot habe das Drahtseil im Dachaufbau des Stadions gestreift und habe deshalb notlanden müssen.
Wir bitten die beiden Personen, die während der #Greenpeace-Aktion gestern verletzt wurden, aufrichtig um Entschuldigung. Der Pilot wollte einen Ballon ins Stadion schweben lassen, musste dann aber dort notlanden, da die Hand-Gassteuerung des Gleitschirms versagt hat. pic.twitter.com/5p7i9YKVnS
— Greenpeace e.V. (@greenpeace_de) June 16, 2021
Laut dem Gleitschirm-Experten Vosseler sei es möglich, mit dem verwendeten Gleitschirm zehn Meter weit zu fliegen und dabei lediglich einen Höhenmeter zu verlieren, bei Rückenwind seien noch größere Entfernungen möglich. Dies erklärte der Experte gegenüber der „Welt“ auf Anfrage.
Der Pilot hätte ohne Probleme das Stadion überfliegen können. Mehr noch: Die Flugbahn zeige eindeutig, dass der Pilot bewusst ins Stadion geflogen sei. Nach Einschätzung von Vosseler habe der Pilot „richtig gut fliegen“ können.
Polizei erst im letzten Moment informiert
Die Polizei dementierte die Greenpeace-Aussage am Tag nach dem Vorfall, dass die Sicherheitsbehörden innerhalb und außerhalb des Stadions im Vorfeld informiert worden waren.
Es habe mittlerweile nachvollzogen werden können, dass an die Polizei „nahezu zeitgleich zum eigentlichen Ereignis von einer Person ein Hinweis auf die Aktion“ ergangen sei.
„Noch bevor diese Information über Funk weiter übermittelt werden konnte, erfolgte bereits die Landung des Piloten im Fußballstadion“, heißt es weiter.
Staatsschutz ermittelt – Noch mehr Überwachung
Bei der radikalen Aktion von Greenpeace wurden zwei Fußball-Fans, ein Ukrainer und ein Franzose, durch herumfliegende Teile leicht am Kopf verletzt.
Nach Angaben von Polizeisprecher Andreas Franken hätte die Aktion noch ganz anders ausgehen können: „Nicht auszudenken, wenn dieses Ultraleichtflugzeug wirklich in die Zuschauermenge geprallt wäre“, da hätte man wesentlich mehr Verletzte zu beklagen gehabt. Aufgrund des politischen Hintergrunds der Aktion habe der Staatsschutz die Ermittlungen in dem Fall an sich genommen, erklärte Franken noch.
Nach Angaben des Polizeipräsidiums München habe die Greenpeace-Aktion „im Ergebnis zu einer Intensivierung der polizeilichen Maßnahmen sowohl am Boden als auch in der Luft“ geführt.
Terror-Anschlag denkbar
Ein noch dramatischeres Szenario wäre auch denkbar gewesen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte am Tag nach dem Vorfall, dass die eingesetzten Scharfschützen den Piloten bereits im Visier gehabt hätten. „Wenn die Polizei zur Einschätzung gelangt wäre, dass es sich um einen Terror-Anschlag handelt, hätte er das mit dem Leben bezahlen müssen.“
Allerdings: Ob in diesem späten Moment ein mögliches Selbstmordattentat mit einer Bombe noch durch Scharfschützen hätte verhindert werden können, bleibt fraglich.
Eine Facebook-Userin merkte noch an: „Schön daß man gezeigt hat wie leicht es doch ist, ein ‚Paket‘ in nem vollbesetzten Stadion abzuliefern.“
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