Gewerkschaft und Linke für Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich

Verdi, die IG Metall, die Bahngewerkschaft GDL und andere setzen sich für die Vier-Tage-Woche ein. Mit vielem Lohnausgleich. Damit könnte die „Attraktivität der Arbeitsplätze“ erhöht werden.
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Arbeiten oder Hängematte?Foto: iStock
Epoch Times25. November 2023

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will das Thema kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich demnächst offensiv angehen. „Im öffentlichen Dienst haben wir im Vergleich zur Privatwirtschaft längere Arbeitszeiten, es gibt also durchaus Handlungsbedarf, auch mit Blick auf die Attraktivität der Arbeitsplätze“, sagte der Verdi-Vorstandsvorsitzende Frank Werneke der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Schon heute seien rund 300.000 Stellen unbesetzt und in manchen Bereichen des öffentlichen Dienstes kaum mehr Bewerber zu bekommen.

Im kommenden Jahr werde man bei den Mitgliedern „eine umfangreiche Befragung starten, um die Arbeitszeitbedürfnisse zu erfahren“, kündigte Werneke an und bekräftigte: „Ich bin mir sicher, dass wir das Thema Arbeitszeit in den nächsten Tarifrunden sowohl für private Dienstleistungsbranchen als auch für die Beschäftigten in den Kommunen und beim Bund in der Tarifrunde, die Anfang des Jahres 2025 ansteht, aufgreifen werden.“

Nach Angaben des Gewerkschaftsvorsitzenden hatte Verdi das Thema Arbeitszeit schon 2020 auf der Agenda, es dann aber wegen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der anschließenden Inflationsentwicklung verschoben.

Neben der IG Metall und der Bahngewerkschaft GDL setzt sich derzeit auch der Bundesverband Schauspiel (BFFS) in den Tarifverhandlungen mit der Produzentenallianz in Berlin für die Vier-Tage-Woche ein. In einem Pilotprojekt können sich derzeit zudem Unternehmen bei der Beratungsfirma Intraprenör bewerben, die ihnen dann dabei hilft, das Modell im eigenen Betrieb umzusetzen.

Linke: Für überparteiliche Expertenkommission zur Vier-Tage-Woche

In der Debatte um die Einführung einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich hat sich der Vorsitzende der Linkspartei, Martin Schirdewan, für die Einrichtung einer überparteilichen Expertenkommission ausgesprochen.

„Die Einsetzung dieser Expertenkommission kann ein erster Schritt hin zu einer modernen und menschenzentrierten Arbeitswelt sein“, sagte Schirdewan dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben) nach dem Scheitern der zweiten Tarifverhandlungsrunde in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie. In den Verhandlungen fordert die IG Metall bundesweit die Einführung der Vier-Tage-Woche für Stahlarbeiter.

Schirdewan schlug vor, ein Beratungsgremium aus einer Auswahl an Fachleuten verschiedener Disziplinen zusammenzustellen, das dann die wissenschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Aspekte der Vier-Tage-Woche diskutieren und Empfehlungen für deren Umsetzung geben könne.

„Die Politik darf sich bei der Frage nicht weiter wegducken und muss jetzt ein ernsthaftes Diskussionsformat anbieten, aufgrund dessen sich Arbeitergeber und Gewerkschaften auf eine dringend notwendige Arbeitszeitverkürzung einigen können“, so Schirdewan. Eine solche gesellschaftliche Debatte wäre auch ein wichtiges Zeichen gegen den steigenden Demokratieverdruss und das Gefühl, wenig Mitbestimmung zu haben.

Mehr Zeit für Familie

Aus Sicht der Linken spricht für eine Vier-Tage-Woche unter anderem, dass Arbeitnehmer so mehr Zeit für die Familie erhielten, was auch der Geschlechtergerechtigkeit zugute käme, wie es in einem Thesenpapier der Partei heißt. Auch gesundheitlich sollen Arbeitgeber von der Vier-Tage-Woche profitieren, wie etwa eine Studie der Techniker Krankenkasse belege.

Andere Studien zeigten, dass auch Unternehmen von der Vier-Tage-Woche profitieren, weil dadurch die Produktivität steige und sie für jüngere Arbeitnehmer attraktiver werden.

„In Anbetracht der sich wandelnden Arbeitswelt und der zunehmenden Notwendigkeit, innovative Lösungen gegen zunehmende Arbeitszeitverdichtung zu finden, wäre die Einführung einer Vier-Tage-Woche eine zukunftsweisende Maßnahme“, sagte Schirdewan. „Außerdem benötigen wir Ideen für die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems.“ (afp/dts/red)



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