Gewalt in Berliner Freibädern: „Die haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle“

Die Polizei muss in einigen einschlägigen Freibädern in Berlin öfter mal aushelfen, die Becken zu räumen, da sich einige Badegäste trotz mehrfacher Aufforderungen nicht an die Regeln halten. Jetzt zog der Regierende Bürgermeister mit der Innensenatorin und der Bäderleitung die „Reißleine“ und vereinbarte neue Maßnahmen. Was denken die Badegäste? Epoch Times sprach mit einigen von ihnen.
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Dicht an dicht stehen Menschen an der Kasse eines Freibades in Berlin. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen in öffentlichen Schwimmbädern.Foto: Paul Zinken/dpa
Von 15. Juli 2023

Ausschreitungen zwischen jungen Erwachsenen und dem Sicherheitsdienst, aber auch unter den Badegästen selbst treten immer wieder in verschiedenen Freizeitbädern – nicht nur in Berlin, sondern bundesweit – auf.

Dabei fallen in der Hauptstadt jedoch drei Bäder besonders auf. Sie bezeichnete Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) als „Brennpunktbäder“ und vereinbarte mit der Bäderleitung, dass vor einem dieser Bäder nun wieder eine mobile Polizeiwache (großes Polizeifahrzeug mit Büroausstattung) eingerichtet wird.

Was war zuvor geschehen? Am Sonntagabend, den 9. Juli, wurde das beliebte Columbiabad in Berlin-Neukölln vorzeitig geschlossen. Grund sollen „Auseinandersetzungen von jugendlichen Badbesuchern mit den Beschäftigten und dem Sicherheitsdienst des Bades“ gewesen sein, teilten die Berliner Bäder-Betriebe rbb mit. Seitdem ist es geschlossen, laut offizieller Begründung aufgrund des hohen Krankenstandes.

Und auch im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg eskalierte die Situation am 9. Juli. Dort soll laut Polizei ein 20-jähriger Mann im Beisein eines 18-jährigen Begleiters ein Gespräch mit einem 14-jährigen Mädchen begonnen haben. Das Mädchen soll sich durch den Mann belästigt gefühlt haben und deswegen lautstark auf sich aufmerksam gemacht haben.

Ihr Bruder (17) soll dann mit mehreren unbekannt gebliebenen Männern dazugekommen sein und sofort auf den 20-Jährigen eingeschlagen haben. Später soll die gesamte Gruppe auf beide Männer eingeschlagen und sich im Anschluss aus dem Schwimmbad entfernt haben.

Ab Samstag gilt die Ausweispflicht

Daraufhin besuchten am Donnerstag der Regierende Bürgermeister und die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) für einen Ortstermin das Kreuzberger Prinzenbad. In einem Krisengespräch mit den Berliner Bäderbetrieben einigten sie sich gemeinsam auf mehrere Maßnahmen, die die Sicherheit der Badegäste erhöhen und die Mitarbeiter entlasten sollen.

Ab Samstag gilt daher am Eingang eine Ausweispflicht (Perso, Führerschein oder Schülerausweis) in den Freizeitbädern. Zudem ist am Columbiabad und am Prinzenbad eine Videoüberwachung im Eingangsbereich geplant.

Nach Ermessen der jeweiligen Badeleitung erhalten die Bäder jetzt mehr Sicherheitskräfte (bisher 170 für alle Berliner Bäder). Auch werden die Besucherobergrenzen lageorientiert heruntergesetzt. Über die Einlassstopps entscheidet die Schichtleitung. Und: Die kürzlich erst gesperrten und sehr beliebten Rutschen und Sprungtürme können wieder genutzt werden, je nach Entscheidung der Schichtleitung.

Was es mit der Ausweispflicht auf sich hat, erklärte Wegner am Donnerstag: „Wir werden darauf achten, dass jeder, der in ein Freibad kommt, im Vorfeld registriert ist“, so Wegner. Und erklärte im ZDF-„Morgenmagazin“: Ziel sei es, „auffällig gewordene Täter von den Bädern fernzuhalten“. Sprich: Die Ausweispflicht soll helfen, Hausverbote umzusetzen.

Was halten die Badegäste von den geplanten Maßnahmen?

Um zu erfahren, was die Badegäste von den geplanten Maßnahmen halten und wie sie die Situation in den Bädern erleben, sprach Epoch Times am Donnerstag vor Ort mit Badegästen.

Der Neuköllner Fred (30) arbeitet als Sozialarbeiter mit Kindern und Jugendlichen. Er erklärt, dass er häufiger im Prinzenbad, aber auch im Columbiabad sei. „Ich bekomme natürlich mit, dass viele Jugendliche dort vor Ort sind und dass es oft zu Krawallen kommt oder ein bisschen lauter wird.“

Mehr Überwachung sei jedoch das falsche Signal. „Natürlich braucht es, wenn es zu Straftaten kommt, Polizei und auch Polizeischutz für die Betroffenen.“

Jedoch durch die Corona-Maßnahmen, wo Jugendlichen „quasi“ zwei Jahre nicht raus konnten, und die zunehmende häusliche Gewalt plus dem Wegfall vieler Jugendangebote samt Schließung von Einrichtungen aufgrund von Geldkürzungen wundere er sich nicht über die Entwicklung. Er finde es traurig, „dass es so weit kommen muss“.

„Gewalt gegen Gewalt ist keine gute Idee“

Langfristig gesehen brauche es mehr Sozialarbeiter und mehr soziale Arbeit in den Familien. „Weil ich glaube, dass man mit Gewalt gegen Gewalt langfristig nicht gut da steht“, so der Berliner.

Statt mobilen Polizeiwachen zu nutzen wäre es in seinen Augen besser, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen und mit mehr Sozialarbeit da gegenzusteuern.

„Man könnte zum Beispiel ein Sozialzentrum im Freibad mit 5 bis 10 Sozialarbeitern eröffnen, die versuchen, Angebote für Jugendliche zu machen und Beziehung zu ihnen zu knüpfen.“ Dadurch würden die Jugendlichen aus Respekt gegenüber den Sozialarbeitern, die auch mit ihren Eltern in Kontakt wären, „gar nicht auf die Idee kommen, Randale zu machen“. Stattdessen hätten sie Bock, was mitzugestalten und irgendwas zu kreieren oder was anzumalen oder was zu bauen, hofft der Sozialarbeiter.

Gegen die, die Bock auf Gewalt hätten und dafür ins Freibad kommen würden, helfe nichts anderes als ein Hausverbot, zeigt er sich sicher. „Wenn die Sicherheitskräfte das nicht schaffen durchzusetzen, dann muss es halt mit Polizei durchgesetzt werden.“ Aber dies sollte nur in Kombination mit Sozialarbeit in den Freizeitbädern geschehen, betont der 30-Jährige.

„Die haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle“

Ali (47), türkischstämmig, jedoch hier in Deutschland geboren und aufgewachsen, besucht das Prinzenbad bereits seit vielen Jahren.

Er erklärt, dass die „neuen Ausländer“, also Nordafrikaner, Syrer und andere arabisch Sprechende, jetzt Stress machen würden. „Die haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle und rasten bei Kleinigkeiten aus.“ Wenn er die Macht dazu hätte, würde er sie alle wieder nach Hause schicken. Er findet ihr Verhalten „nicht okay“. „Ich will in Frieden meinen Tag gestalten und ich hoffe, dass sich bald was ändert.“

Wahrscheinlich hätten die Menschen, die hier im Prinzenbad oder im Columbiabad Gewalt anwenden, es nicht anders im Elternhaus oder im Freundeskreis gelernt, sagt Ali. „Wenn man sich verbal nicht wehren kann, sehen sie immer nur das Schlagen als Ausweg.“

Am Columbiabad treffen wir Manfred (53, Mediengestalter). Für ihn sind eine fehlende Integration von Migranten und die kulturellen Unterschiede die Hauptursachen für die häufigen Gewaltvorfälle in den Freizeitbädern.

„Unprofessionelles Auftreten der Sicherheitsleute“

Für den Medienschaffenden Paul (52) hingegen liegt das Problem auch an der massiven Präsenz von Sicherheitskräften in den Schwimmbädern und ihrem unprofessionellen Auftreten. Sie würden durch ihr Verhalten Situationen eskalieren lassen. Für ihn ist es nicht schlimmer in den Freizeitbädern geworden. „Früher waren es die Kurden, die in den Schwimmbädern für Unruhe sorgten, jetzt sind es häufiger Araber.“

Aus Gesprächen mit seinen ausländischen Nachbarn, beispielsweise einem Iraker, gehe hervor, dass sie ganz anders mit Konflikten umgehen würden als „wir“. Sein Nachbar hätte ihm Videos gezeigt, wo man sehe, was sie machen, wenn einer einem Geld schulde und es nicht zurückzahlt. In dem Video sah man, wie ein Iraker mit einer Kalaschnikow in das Haus vom Schuldner ging und das Geld einforderte, berichtet der Berliner. „Während wir hier die Polizei einschalten, regelt man dort vieles einfach durch Selbstjustiz.“

„Politik soll sich aus dem Schwimmbad heraushalten“

Familienvater Pepe Eckhardt mit seinem kleinen Sohn wollte auch mit uns sprechen. Er wohnt seit zehn Jahren in Berlin.

„Ich war letzten Sonntag hier, als in diesem Schwimmbad angeblich Dinge passiert sind.“ In der Zeitung habe er später gelesen, dass jemand einem anderen „eine aufs Maul gegeben hat“. Man habe davon aber im Bad nichts mitbekommen, so der Wahlberliner. „Es war die beste Stimmung. Es war total entspannt. Es waren zwar irre viele Leute drinnen, aber ich würde behaupten, so viel Spaß und Freude auf so engem Raum gibt es sonst nicht.“

Und er erklärt weiter: „Klar kann es hin und wieder mal zu kleinen Konflikten kommen. Aber was die Medien und gewisse Politiker daraus machen ist total gaga, ist völlig jenseits der Realität.“ Das Prinzenbad sei einer der besten Orte in Berlin. „Die Berliner Bäder hatten letzte Saison, glaube ich, mehr als zwei Millionen Besucher. Dass da einer mal mit dem anderen aneinandergerät, kommt natürlich vor.“

In seinen Augen würde mit den Vorfällen Politik gemacht. „Heute war ja sogar der Regierende Bürgermeister hier. Die Politik soll sich aus dem Schwimmbad heraushalten und die Leute sollen eine gute Zeit haben“, erklärt der Berliner erregt.

Ob es an den neuen Sicherheitsregelungen liegt, die die Berliner Regierung mit der Leitung der Bäder vereinbarte, oder ob plötzlich alle Kranken wieder genesen sind: Auf jeden Fall ist das Columbiabad in Neukölln ab Montag, den 17. Juli, wieder offen und hoffentlich dann bis zum Herbst, wenn die Badesaison in den Berliner Freibädern endet.



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