Gewalt gegenüber Lehrkräften: Bayerns neuer Leitfaden

„Lehrkräfte verdienen Wertschätzung und Anerkennung“, so der bayerische Kultusminister. Offenbar wird dies aber unter Schüler- oder Elternschaft nicht immer beachtet. Ein neuer Leitfaden soll helfen.
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Ein Angriff wird auf Video aufgenommen.Foto: iStock
Von 6. Juni 2023

Aufgrund der Gewaltvorfälle gegenüber Lehrern an bayerischen Schulen veröffentlichte das bayerische Kulturministerium nun einen Leitfaden, der die Präventivarbeit unterstützen, bei Gewaltvorfällen Hilfestellung und bei der Nachsorge Anregungen geben soll, um Lehrkräfte vor Gewaltvorfällen zu schützen.

„Lehrkräfte verdienen Wertschätzung und Anerkennung. Gerade als Dienstherr haben wir gegenüber unseren Lehrkräften eine Fürsorgepflicht, der wir aktiv und verantwortungsvoll nachkommen“, begründet der Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo den Schritt.

Sie würden jeden Tag „hervorragende Arbeit“ leisten, die eine hohe gesellschaftliche Bedeutung habe, so Piazolo. Als Kultusministerium verurteile man jede Form von Gewalt gegenüber Lehrkräften auf das Schärfste und nehme sie sehr ernst.

17-Jähriger ersticht Klassenlehrerin

Trauriger Höhepunkt bei der Gewalt gegen Lehrkräfte in der deutschen Schullandschaft war Anfang des Jahres der Messerangriff auf eine Lehrerin (55) in Ibbenbüren bei Münster. Sie war allein im Klassenraum und wurde von einem ihrer Schüler – einem 17-jährigen Jungen – erstochen. Später erhängte er sich in der Zelle des Untersuchungsgefängnisses.

Manchmal geht die Gewalt auch von schulfremden Personen aus. So wurden Anfang Mai auf dem Pausenhof einer evangelischen Schule in Berlin zwei Mädchen (7 und 8) von einer externen Person mit einem Küchenmesser schwer verletzt. Eines der beiden schwerverletzten jungen Opfer schwebte vorübergehend in Lebensgefahr. Epoch Times berichtete.

„Keine Gewalt gegen Lehrkräfte“

Unter dem Titel „Keine Gewalt gegen Lehrkräfte: Ein Leitfaden zu Prävention, Intervention und Nachsorge“ soll der Leitfaden das Gewaltschutzprogramm für alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ergänzen.

Leitgedanke der Handreichung sei es, einem ernstzunehmenden Problem, das weder dramatisiert noch verschwiegen oder kleingeredet werden darf, pragmatisch und lösungsorientiert zu begegnen, erklärt das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München. Dieses war an der Erarbeitung beteiligt.

25 Prozent der Lehrer wurden körperlich angegriffen

Bei einer forsa-Befragung vom Oktober 2022 gab ein knappes Drittel der befragten Schulleitungen in Bayern an, dass Lehrkräfte Opfer von Cybermobbing wurden.

Über die Hälfte der Vorfälle waren innerhalb der letzten fünf Jahre bestätigte Fälle direkter psychischer Gewalt – zum Beispiel in Form von Beleidigungen, Belästigungen oder Bedrohungen. In rund einem Viertel der Schulen ist es zu gewalttätigen, körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte oder die Schulleitungen gekommen.

Dazu heißt es im Leitfaden, dass Gewalt im schulischen Alltag aber nicht nur dann erlebt werde, wenn es um die Verwirklichung von „gesetzlich geregelten konkreten Straftatbeständen“ gehe. Es gebe Situationen und Verhaltensweisen, die zwar keinen Straftatbestand erfüllen würden, aber Grenzüberschreitungen darstellten, „die von den Betroffenen als Gewalt wahrgenommen werden und vom Dienstherrn auch eine Reaktion erfordern“.

Dabei unterscheidet der Leitfaden drei Gruppen von Gewalt:

Physische Gewalt

Physische beziehungsweise körperliche Gewalt umfasst aus Sicht des Leitfadens alle Formen, bei der eine Person durch körperliche Kraft einer anderen Person oder mehrerer anderer Personen geschädigt oder verletzt wird.

Psychische Gewalt

Unter psychischer Gewalt versteht der Leitfaden sämtliche Formen von Gewalt, durch die eine Person bedroht, abgewertet, diffamiert, verängstigt, entmutigt oder emotional erpresst wird.

Hierzu gehören neben verbalen und indirekten Attacken auch Cyberphänomene wie Cybermobbing oder Happy Slapping. Eine weitere Form psychischer Gewalt stellt das Stalking dar.

Sexuelle Gewalt

Dazu zählen laut Leitfaden alle sexuellen Handlungen, die einer Person aufgedrängt oder aufgezwungen werden. Dabei reicht das Spektrum der sexuellen Gewalt von sexueller Belästigung, verbaler oder nonverbaler Art, bis hin zu erzwungenen intimen Körperkontakten, einschließlich einer Vergewaltigung.

„Oberste Prämisse ist die Prävention, damit es gar nicht erst zu gewalttätigen Vorfällen kommt“, fasst Gerd Nitschke den Ansatz des Leitfadens zusammen. Er ist Vorsitzender des Hauptpersonalrats beim Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus.



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