Gewalt an Schulen schlimmer als gedacht: „Viele Schulen haben Angst vor einem Imageschaden“
Mobbing, Drohungen, Prügeleien. Immer wieder geraten Berichte über Gewalt an Schulen in die Schlagzeilen. Für Birgit Ebel, Lehrerin für Deutsch und Geschichte an einer Herforder Gesamtschule, sind die Zustände unhaltbar.
„Die Schüler filmen sich bei Prügeleien, schauen sich gemeinsam die schlimmsten Gewaltvideos an. Es gibt Fälle von Mobbing über Social-Media“, berichtet sie gegenüber „Bild“. An ihrer Schule kursiere ein Video, das zeige, wie mehrere Neuntklässler während der Pause im Klassenraum auf einen am Boden liegenden Mitschüler treten. Einen Anstieg von Aggressionen beobachte sie seit etwa zehn Jahren und jeden Monat gebe es mehr Vorfälle.
Auch das Pausenverhalten habe sich geändert. „In den Pausen stehen sie in den Ecken und schauen auf ihre Handys, am liebsten TikTok oder Instagram. Geredet wird kaum noch“, so die Lehrerin weiter.
Der Konsum von Inhalten aus den sozialen Netzwerken wirkt sich auch dramatisch auf die Sprache der Kinder aus. Diese sei nicht nur fehlerhaft, sondern zeuge auch von Gewalt und Respektlosigkeit – „so wie die Texte mancher Rapper, die vor Frauenverachtung und Judenhass nur so triefen“.
Massaker vom 7. Oktober wirkt wie „Brandbeschleuniger“
Etwa 80 Prozent der 720 Schüler der Gesamtschule haben einen Migrationshintergrund. Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober im Gazastreifen wird auch Ebel selbst von Schülern angefeindet – sowohl offen als auch im Internet. Weil sich die Lehrerin gegen Islamismus und Antisemitismus stellt, wurde sie sogar schon als „Judenhure“ beschimpft.
„Ich habe das Gefühl, dass der Überfall der Hamas auf die ohnehin brenzlige Situation in den Klassenzimmern wie ein Brandbeschleuniger wirkt“, schildert auch Bettina W., Lehrerin an einer Dortmunder Gesamtschule, wie das Magazin „Emma“ berichtet.
Viele ihrer Schüler würden die Hamas bewundern, wie die auf Blöcke und Mappen gekritzelten Flaggen zeigen. Und ständig gebe es neues Material auf TikTok. „Meine Schüler folgen Influencern, die nicht nur Falschinformationen, sondern auch Antisemitismus, Frauenhass und regelrechte Terrorpropaganda verbreiten“, sagte sie.
Autorität, das war einmal. Was wir erleben, das ist die totale Ohnmacht“, so Bettina W.
„Natürlich sind nicht alle Kinder mit Migrationshintergrund gewalttätig und selbstverständlich sind es auch genug ohne“, schildert die Lehrerin aus Dortmund. Sie selbst habe auch schon etliche Gewaltandrohungen von deutschen Jugendlichen erlebt. Ein Zwölfjähriger habe ihr seine Trinkflasche an den Kopf geworfen. Es wurden diffamierende Videos von ihr ins Netz gestellt und zweimal die Reifen an ihrem Auto zerstochen.
Tatsache sei aber auch, dass viele Schüler mit muslimischem Migrationshintergrund Frauen nicht als gleichwertige Menschen betrachten würden. „Wenn wir sie maßregeln, flippen sie aus und wollen neuerdings Rache“, so Bettina W. weiter. Besonders leid täten ihr migrantische Schüler ohne muslimischen Hintergrund, die als „Ungläubige“ drangsaliert werden.
Während man früher aggressiven Schülern mit einem Eintrag ins Klassenbuch, Tadel oder dem Gang zum Direktor drohen konnte, „lachen sich doch die Schüler von heute kaputt“.
Gewalt gegen Lehrer steigt
Laut einer Umfrage des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen unter 1.500 Lehrerinnen und Lehrern, die am 18. März veröffentlicht wurde, war mehr als jede zweite Lehrkraft in den vergangenen drei Jahren persönlich von Gewalt betroffen. An den Gymnasien waren es 47 Prozent, an den Gesamtschulen mit 76 Prozent sogar mehr als Dreiviertel der Lehrkräfte.
„Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Thema ‚Gewalt gegen Lehrkräfte‘ ist größer, als das in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“, sagte Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologen-Landesverbandes NRW. Die Umfrage sollte vor allem bewirken, dass das Problem endlich beim Namen genannt und nicht länger tabuisiert wird.
Viele Schulen haben Angst vor einem Imageschaden. Denn sie brauchen die Anmeldungen von Schülern“, erklärt Mistler.
„Gewalt hat viele Gesichter“
Wie aus der Umfrage hervorgeht, würden Pädagogen regelmäßig heimlich gefilmt und in den sozialen Medien verspottet. Selbst Morddrohungen kämen vor. In der Umfrage wurde jedoch nicht dezidiert nach Gewalt durch Schüler mit Migrationshintergrund gefragt.
„Die Erfahrungsberichte, die Lehrerinnen und Lehrer mir geschickt haben, zeigen, dass die Gewalt viele Gesichter hat“, so Mistler. Diese reichen von körperlichen Übergriffen über Bedrohungen, Beschimpfungen und sexualisierte Gewalt, die sich hauptsächlich gegen Frauen richtet, bis zu Cybermobbing und Verleumdungen.
An den Gesamtschulen folgten auf Beleidigungen und Bedrohungen auch mal Körperverletzungen. Das beeinflusse die Art, wie die Pädagogen vor eine Klasse treten. „Die Zahlen sind alarmierend. Es muss etwas passieren!“, fordert Mistler. An Gymnasien würden zudem Lehrkräfte immer öfter durch Rechtsanwälte unter Druck gesetzt, die von Eltern eingeschaltet werden, wenn ihr Kind sitzen bleiben könnte und sie schlechte Noten anfechten wollen.
Auch Bettina W. sieht die Ursache für viele Probleme bei den Eltern. „Die stellen sich fast immer auf die Seite ihres Kindes. Ich erlebe Väter, die dann selbst aggressiv in der Schule auflaufen und uns als Nazis beschimpfen“, so die Dortmunder Lehrerin.
In den Familien würden zudem wenig Werte vermittelt; manche Eltern sähen hier die Schule in der Pflicht, so die Vorsitzende des Philologen-Landesverbandes. „Werte- und Demokratieerziehung, Grenzen setzen, ein respektvolles Miteinander, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Verantwortung, Empathie – das muss zuerst in der Familie erzogen werden!“, fordert sie.
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