Gesundheitsminister Spahn kritisiert Bayern wegen Testoffensive – Baden-Württemberg lehnt Tests für alle Bürger ab
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die von Bayern angekündigten Corona-Tests für alle Bürger kritisiert. „Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend“, schrieb Spahn am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Dies wiege in falscher Sicherheit, erhöhe das Risiko falsch-positiver Ergebnisse und belaste die vorhandene Testkapazität.
Spahn schrieb, „testen, testen, testen – aber gezielt“ sei die mit dem Robert-Koch-Institut entwickelte nationale Teststrategie. Dies beinhalte umfassendes präventives Testen im Gesundheitswesen und bei lokalen Infektionshäufungen wie zuletzt in Gütersloh.
Bayern hatte am Wochenende angekündigt, dass sich zeitnah jeder Bürger auch ohne Symptome auf das SARS-CoV-2 testen lassen kann. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verteidigte diese Strategie im ZDF-„Morgenmagazin“, es gebe keine andere Möglichkeit für Sicherheit als zu testen. Bayern mache gezielte Serientests etwa in Pflege- und Erziehungsberufen – dies sei die Basis. Darüber hinaus solle es aber die breite Testmöglichkeit für alle Bürger in Bayern geben.
Baden-Württemberg lehnt den Vorstoß von Bayern ab, Corona-Tests für alle Bürger anzubieten
Auch das Land Baden-Württemberg lehnt den Vorstoß von Bayern ab, Corona-Tests für alle Bürger anzubieten und zu finanzieren. „Die überwältigende Mehrheit aller namhaften Epidemiologen und Gesundheitsexperten hält nichts von einer flächendeckenden Testung ins Blaue hinein, sondern plädiert für eine gezielte und kluge Testung bestimmter Personengruppen und im Umfeld von lokalen oder regionalen Ausbrüchen“, sagte eine Sprecherin von Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagsausgaben). „Hierüber bestand auch zwischen dem Bundesgesundheitsminister und allen Gesundheitsministerinnen und -ministern der Länder bislang einvernehmlicher Konsens.“
Das baden-württembergische Gesundheitsministerium kündigte für Montag eine weitere Abstimmung aller Landesministerien zur Frage der anlasslosen Testungen an. „Die Gesundheitsminister werden sich heute in einer weiteren Schaltkonferenz nochmals mit dem Thema beschäftigen“, sagte die Sprecherin dem RND. Lucha sehe Bayerns Ansatz dabei kritisch: „Eine flächendeckende Testung aller Bürgerinnen und Bürger kann sich leicht als Mogelpackung entpuppen“, sagte die Sprecherin.
Gesundheitsminister Lucha: Jede Testreihe sei „immer nur eine winzige Momentaufnahme und hat deshalb keinen nachhaltigen Nutzen“
Jede Testreihe sei „immer nur eine winzige Momentaufnahme und hat deshalb keinen nachhaltigen Nutzen“. Wer sich vor zwei Tagen infiziert habe und getestet werde, erhalte mit großer Wahrscheinlichkeit einen negativen Befund und wiege sich dann womöglich in falscher Sicherheit, sagte sie. Lucha plant demnach, am Dienstag eine „erweiterte Teststrategie für Baden-Württemberg“ in der Kabinettssitzung der Landesregierung und danach der Öffentlichkeit vorzustellen.
Zuvor hatte Bayern als erstes Bundesland angekündigt, Corona-Tests für alle Bürger zu ermöglichen – auf Wunsch auch für Menschen ohne Symptome und ohne besonders hohes Infektionsrisiko. Dafür übernehme das Land die Kosten, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Kritik von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wonach viele Corona-Tests ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend seien, hatte Söder am Montag zurückgewiesen und zugleich auch andere Bundesländer aufgerufen, die Testkapazitäten zu erhöhen. (dts/afp)
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