Gesellschaft gespalten – AfD gefördert: Kulturrat empfiehlt ARD/ZDF einjährige Pause und Neukonzeption von Talkshows

Der Vorschlag des Deutschen Kulturrats, wonach die Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender ein Jahr Pause machen sollten, stieß auf kontroverse Resonanz. Es heißt, die Talkshows hätten die Spaltung der Gesellschaft gefördert.
Epoch Times15. Juni 2018

Der deutsche Kulturrat, ein Zusammenschluss von 250 Kulturverbänden, hat die ARD und das ZDF aufgefordert, darüber nachzudenken, die vier Talkshows auf ARD und ZDF für ein Jahr auszusetzen.

Mehr als 100 Sendungen hätten seit 2015 dazu beigetragen, die AfD bundestagsfähig zu machen, sagt der Geschäftsführer des Kulturrats Olaf Zimmermann. „Vielleicht wird die talkshowfreie Zeit der Integration in unserem Land nützlich sein.“, so Zimmermann, berichtet „Spiegel“.

Dabei nahm Zimmermann direkt Bezug auf die TV-Sendung von „Sandra Maischberger“ auf ARD am Mittwoch mit dem Titel: „Die Islamdebatte: Wo endet die Toleranz?“.

Zimmermann: Talkshows haben zur Spaltung der Gesellschaft beigetragen

In der Talkrunde sei „allen Ernstes schwerpunktmäßig über das Händeschütteln als einen vermeintlichen Ausdruck deutscher Kultur debattiert“ worden, sagte Zimmermann. Daher finde er, dass die Talkshows im Ersten und im ZDF sich eine einjährige Auszeit nehmen und ihre Konzeptionen überarbeiten sollten.

„Vielleicht wird die talkshowfreie Zeit der Integration in unserem Land nützlich sein?“, so der Geschäftsführer. Zimmermann bezweifelte den Nutzen von Talkrunden für den politischen Diskurs. „Die Spaltung der Gesellschaft hat seit 2015 deutlich zugenommen.“, so Zimmermann.

Auf Twitter war die TV-Sendung von Maischberger zunächst mit der Leitfrage angekündigt worden: „Sind wir zu tolerant gegenüber dem #Islam?“ Darauf soll es in den sozialen Medien kritische Nachfragen gegeben haben, wer hier mit „wir“ gemeint sei und wer nicht dazugehöre, berichtet Handelsblatt.

In der später korrigierten Version hieß die Leitfrage dann: „Die Islamdebatte: Wo endet die Toleranz?“. Allerdings gab es auch für den Korrekturvorgang selbst auf Twitter umgehend Kritik, so das Handelsblatt weiter. Auch Moderator Frank Plasberg thematisierte in seiner Sendung „hart aber fair“ die Asylpolitik. Seine Sendung im Ersten trug das Thema „Flüchtlinge und Kriminalität – Die Diskussion!“.

Plasberg will Gauland nicht mehr einladen – TV-Kolleginnen sehen das anders

Dabei scheint Plasbergs Ankündigung, künftig auf Alexander Gauland als Gast verzichten zu wollen, nachdem der AfD-Chef beim Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative gesagt hatte: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.“ mehr für Diskussionen zu sorgen als das eigentliche Thema Asylpolitik.

Plasbergs Haltung fand allerdings bei seinen Talkshow-Kolleginnen wenig Resonanz – sie meldeten flugs Widerspruch an.

Den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der größten Oppositionspartei öffentlich auszuschließen gehe am eigentlichen Problem meilenweit vorbei, sagte Anne Will. „Als Redaktion eines ARD-Talkformats haben wir eine staatsvertraglich festgeschriebene Pflicht zu einer Berichterstattung, die alle gesellschaftlichen Kräfte angemessen berücksichtigt. Zugleich lassen wir uns nicht instrumentalisieren und bleiben bei unserem klaren Kurs: Wir entscheiden nach journalistischen Kriterien, wen wir einladen und wen nicht.“ Ähnlich äußerten sich Maischberger und ZDF-Talkerin Maybrit Illner, berichtet „Handelsblatt“ – wohl wissend, dass die Zuschauer eine strikte „Zensur“ in dieser Hinsicht auch nicht mitmachen würden.

Zimmermanns Vorstoß stellt vermutlich einen Disziplinierungsversuch dar

Dementsprechend mutmaßt „Tichys Einblicke“ auch, dass dieser Überraschungsangriff seitens Zimmermannns, als „friendly fire“ gegen diese Formate, gar nicht ihre tatsächliche Abschaltung zum Ziele habe. Stattdessen stelle es einen verzweifelten Disziplinierungsversuch dar. Denn man habe Angst, dass die in Stellung gebrachten „Panzer“ [Formate, die eine sogenannten publikumsverpflichtende Aufklärung betreiben] sich nun gegen die eigene Frontlinie der Gutmeinenden wenden könnte. (er)



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