Geplante Asylbewerber-Wohnanlage sorgt in Luxusgegend am Starnberger See für Unruhe

In der rund 3.000 Seelen zählenden Gemeinde Seeshaupt will das Landratsamt auf einem „Filetgrundstück“ am Starnberger See eine „Mischunterkunft“ bauen. Ein Teil der Wohnungen sollen frei und zum ortsüblichen Tarif vermietet werden.
Titelbild
Idyllischer Ausblick auf die Alpen zwischen Seeshaupt und dem Nachbarort Bernried am Starnberger See.Foto: Roland R. Ropers
Von 11. Oktober 2024

Das Land Bayern plant am Starnberger See eine luxuriöse Unterkunft für 99 Asylbewerber. Konkret soll in der etwa 3.200 Seelen zählenden Gemeinde Seeshaupt auf einem großen Grundstück in bester Lage ein vierteiliger Bau mit Platz für insgesamt 152 Menschen entstehen. In dem kleinen Ort rumort es daher kräftig.

Die Sanierung des Grundstücks kostet 1,7 Millionen Euro

„Das ist ein Filetgrundstück, und es ist nicht kostenlos. Es gehört zum Vermögen aller Bayern“, zitiert der „Münchner Merkur“ den örtlichen FDP-Politiker Armin Mell. Rund sechs Millionen Euro soll das Areal wert sein. Und das ist noch längst nicht alles: So schlägt die Sanierung von Altlasten – an der Stelle befand sich einst eine Mülldeponie – mit geschätzten 1,7 Millionen Euro zu Buche. Nicht genannt werden die Baukosten der Wohnlage, „nachhaltig in Vollholzbauweise, mit Satteldach, Photovoltaikanlage, Wärmepumpentechnik, gestalteten Außenanlagen“. Zum Konzept gehört auch eine Tagesmutter, die die Kinder bei Bedarf betreut.

Laut „Münchner Merkur“ soll es eine sogenannte „Mischunterkunft“ werden. Wohnungen für 53 weitere Personen können zum ortsüblichen Tarif gemietet werden. Bei einer Sitzung des Gemeinderats wurde das Vorhaben klarer. „Der Gemeinderat kann natürlich mitsprechen, der Bau soll ja ins Ortsbild passen“, versicherte Bernhard Pössinger, beim Landratsamt zuständig für das Sachgebiet „Asylleistung und Integration“.

Kommunalpolitiker: „Ich hoffe, dass das alles an uns vorbeigeht“

Wie viel Spielraum es beim Mitreden gibt, machte er gleich anschließen deutlich. Man müsse sich vor Ort darüber im Klaren sein, dass „wir dieses Grundstück vom Freistaat zur Verfügung bekommen. Wir haben auszuführen, entschieden wird in der Politik. Und wenn nicht wir das dort betreiben, macht es die Regierung von Oberbayern. Und dann wird es vielleicht eine Gemeinschaftsunterkunft mit 500 Personen wie in Warngau.“ In der oberbayerischen Gemeinde, die mit knapp 4.000 Einwohnern nur wenig größer als Seeshaupt ist, sollen Notunterkünfte für Flüchtlinge in Containerbauweise auf einem Gelände aufgestellt werden, dass dem Landkreis Miesbach gehört. Dort regt sich massiver Widerstand gegen die Pläne.

In Seeshaupt soll hingegen eine Unterkunft entstehen, wie sie der Arbeitgeber von Pössinger bevorzuge – dezentral und kleiner. Das Landratsamt plant, dass dort Männer, Frauen und Kinder einziehen, „nicht nur männliche Einzelpersonen“, heißt es bei „T-Online“.

Doch befürchten auch Kommunalpolitiker wie Reinhard Weber (SPD)  dass die Anlage am Ende doch voll mit Asylbewerbern wird, weil dort sonst niemand hinziehen will. Anders lassen sich seine Worte kaum deuten, wenn er sagt, dass man sich fragen müsse, „wer das sein soll, der in die restlichen Wohnungen zieht?“ Er rechne mit einer Belegung von Flüchtlingen „für die nächsten 40 Jahre“. Und am Ende gebe es zusätzliche 150 Bürger, „die man mit allen Leistungen versorgen muss“. Dorothee von Jungenfeld (CSU) bezweifelt, „dass die Gemeinde das stemmen kann“. Schließlich müssten die zusätzlichen Kinder in Kindergarten und Schule gehen.

Noch ist nichts entschieden, der Besuch der Mitarbeiter des Landratsamtes hatte zunächst informellen Charakter. Ein Bauantrag existiert bisher nicht. Doch Bürgermeister Fritz Egold ist bereits im Gespräch mit Rechtsanwälten. Man wolle alle Möglichkeiten, die die Gemeinde habe, ausloten. Deutlicher wird der eingangs erwähnte FDP-Mann Armin Mell: „Ich hoffe, dass das alles an uns vorbeigeht.“



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