Geheimpapier: So detailliert warnte Kölns Polizei vor Silvester-Exzessen

Seit Montag läuft in Köln die politische Aufklärung der Silvester-Vorfälle. Warum war die Polizei stark unterrepräsentiert? Warum bekam sie schon im Vorfeld nicht die nötige Verstärkung? Diese Frage wird umso brennender, liest man die Silvester-Prognose der Einsatzleitung: Sie sah Chaos und kriminelle Exzesse voraus.
Titelbild
Der Kölner Hauptbahnhof erlangte durch die Silvester-Vorfälle traurige Berühmtheit.Foto: PATRIK STOLLARZ / AFP / Getty Images
Epoch Times9. März 2016

Der Einsatzbefehl für die Silvesternacht war bislang geheim, berichtet der Kölner Express. Nun soll Licht ins Dunkel. Am Montag sagten die ersten Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss vor dem Landtag aus.

Passend dazu enthüllte die Zeitung heute ein Dokument vom 29. Dezember, in dem die Polizeiführung ihre Einsatzkräfte auf ein Szenario vorbereitete, das zwei Tage später fast genauso chaotisch eintraf – nur die Sex-Attacken im großen Stil kamen noch hinzu.

Tumultdelikte, Diebstahl, Raub und "Nafri"

Im Vorfeld rechnete die Polizei bereits damit, dass es an Silvester noch schlimmer als in den vergangenen Jahren zugehen würde: Es würde „Tumultdeltikte“, massenhaften Diebstahl, Raub und „gezieltes Beschießen mit Feuerwerkskörpern“ geben. Für das „Täterklientel Nafri“ wurden „günstige Tatgelegenheitsstrukturen“ vorhergesagt, denen es zu begegnen galt mit einer „deutlich sichtbaren“ Polizeipräsenz.

„Die Frage, warum das Land der Kölner Behörde Mitte Dezember weniger Bereitschaftspolizisten als angefordert (2 Züge statt einer gesamten Hundertschaft mit 123 Kräften)  zugestanden hat, keimt neu auf“, so der Express.

Die interne Chaos-Prognose:

Im Silvester-Befehl der Polizeiinspektion 1 (Innenstadt) kündigte deren Chef Peter Römers eine „besondere Lage“ an:

Die allgemeine Sicherheitslage nach den jüngsten Anschlägen wird als bekannt vorausgesetzt. Gerade in Bezug auf diese Lage in Verbindung mit einem massiven und häufig rücksichtslosen Einsatz von Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern (gezieltes „beschießen“ von Personen, auch Einsatzkräften) und den daraus resultierenden Gefahren (Panikreaktionen u.ä.) ist eine deutlich sichtbare polizeiliche Präsenz im gesamten Einsatzraum erforderlich. Insbesondere der flächendeckenden Ansprechbarkeit für hilfesuchende Bürger kommt wegen der allgemein herrschenden Verunsicherung eine hohe Bedeutung zu.“

Weiter hieß es:

Zudem ist während der Feierlichkeiten mit den typischen Gefahren zu rechnen, die sich aus größeren Menschenansammlungen in Verbindung mit (stark) erhöhtem Alkoholkonsum heraus ergeben können. Neben einer Vielzahl von Körperverletzungsdelikten (häufig als „Tumultdelikt“) hat es in den letzten Jahren insbesondere in den Deliktsbereichen Taschendiebstahl und Straßenraub erhebliche Steigerungen gegeben.

Dies dürfte maßgeblich auf die Täterklientel NAFRI zurückzuführen sein, die die günstigen Tatgelegenheitsstrukturen nutzen.“

Dem Express teilte die Polizei auf Anfrage mit: „Erfahrungsgemäß kann der Vielzahl von Tumultdelikten insbesondere durch den Einsatz geschlossener Einheiten erfolgreich begegnet und gleichzeitig auch eine präventive Wirkung erzielt werden.“

Genau diese geschlossenen Einheiten der Bereitschaftspolizei wurden den Kölnern vom Land im Vorfeld als Verstärkung verweigert. (rf)



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