Gauck warnt vor Bestrafung Großbritanniens wegen Brexit
Eine harte Haltung gegenüber Großbritannien bei den bevorstehenenden Brexit-Verhandlungen mit der EU hält Bundespräsident Joachim Gauck nicht für den geeigneten Weg.
In einem Interview mit der Zeitung „Bild“ (Mittwoch) sagte Gauck: „Man ist in der Politik immer gut beraten, erst dreimal tief durchzuatmen und dann das Gespräch mit den Anderen zu suchen. Die Briten jetzt demonstrativ und besonders hart die Folgen ihrer Entscheidung spüren zu lassen, wäre mit Blick auf künftige Generationen kein guter Weg. Wir, die anderen 27 EU-Länder, müssen jetzt nicht so handeln, als wären wir die Schwächeren, Gedemütigten. Die Pose des Gekränkten bringt uns hier nicht weiter.“
Er sehe derzeit keine großen Gefahren für Europa nach dem Brexit-Referendum. „Ich bin optimistisch, dass wir auch diese Krise meistern werden. Wir haben in der EU viele stabile Demokratien, eine Reihe von Ländern hat gute Wirtschaftsdaten und wir sind uns in Europa im Großen und Ganzen über mehr Dinge einig als uneinig.“
Außerdem rät Gauck, bei der Vertiefung der Zusammenarbeit innerhalb Europas zunächst einmal innezuhalten. „Wir Europäer müssen uns jetzt den Arbeitskittel überziehen, einen Moment innehalten und bevor wir die Dinge ganz schnell weiter vorantreiben ganz genau prüfen: Wo stehen wir? Was ist uns bisher gut gelungen und wo sollten wir noch nacharbeiten? Was muss Europa regeln und was die einzelnen Mitgliedstaaten? Es ist doch ganz klar, dass Europa auf Dauer nur dann ein Erfolgsprojekt bleibt, wenn es die meisten Menschen mitnimmt, am besten, wenn es sie mitnimmt und begeistert.“
(dts Nachrichtenagentur)
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