Gaspreise sinken – jedoch nicht für Verbraucher
Die Gaspreise sind mittlerweile auch an den europäischen Börsen im Sinken begriffen. Die wichtigste davon, die niederländische TTF-Gasbörse, wies jüngst sogar einen Preis von weniger als 100 Euro pro Megawattstunde aus. Das ist weniger als ein Drittel der Höchstpreise vom Sommer. Stundenweise sank der Großhandelspreis sogar in den negativen Bereich. Nun hoffen auch Verbraucher auf eine Entlastung. Doch diese ist noch lange nicht in Sicht.
Milder Oktober sorgt für weniger Druck auf die Gaspreise
Auf dem Newsportal von „Web.de“ erklärt Matthis Brinkhaus, dass vor allem zwei Aspekte für die Preisentwicklung relevant seien. Die vom Staat durch das Energiesicherungsgesetz vorgeschriebene Nachfrage, die für ausreichend volle Speicher sorgen sollte, ist zurückgegangen. Das vorgegebene Ziel, die Speicher bis November zu 95 Prozent zu füllen, war bereits im Oktober erreicht. In Spaniens Häfen komme es infolge der hohen Auslastung sogar schon zu Staus von LNG-Tankern.
Darüber hinaus habe der milde Oktober den Beginn der Heizsaison für die meisten Haushalte hinausgezögert. Während der Kältephase Ende September hatten viele bereits eine gegenteilige Entwicklung befürchtet. Dem Kachelmann-Wetterdienst zufolge war der Oktober 2022 der drittwärmste seit 1881 hinter 2001 und 2006. Auch wenn Bauernregeln von einem harten Winter ausgehen, der auf einen milden Oktober folge, sprächen Langzeitstatistiken eher für einen durchschnittlichen.
Beim Verbraucher kommt Ergebnis einer Durchschnittsrechnung an
Entwarnung an der Preisfront gibt es für Verbraucher jedoch bis auf Weiteres nicht. Immerhin, so Brinkhaus, bremst die Entwicklung den Anstieg der Gaspreise, die auf den Endkunden zukommen:
Die Preise werden also ein bisschen weniger stark steigen als zuvor angenommen.“
Zum einen sei das Preisniveau im historischen Vergleich immer noch hoch. Bereits vor einem Jahr habe der Preis für die Kilowattstunde bei Neukunden 11,8 Cent betragen. Damit habe sich nach Corona und unter dem Eindruck steigender CO2-Preise bereits zu diesem Zeitpunkt eine Teuerung abgezeichnet. Der Krieg in der Ukraine habe die Gaspreise anschließend in astronomische Höhen getrieben. Aktuell lag der Preis trotz Erholung immer noch bei durchschnittlich 20,9 Cent.
Die Unsicherheit über die künftige Entwicklung hatte die Großkunden dazu gebracht, sich langfristige Preise zu sichern. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, da diese auf ihrem Höchststand angelangt waren und viele eine noch extremere Entwicklung befürchteten. Zuvor hätten die Anbieter bereits in kleinen Tranchen an den Spotmärkten eingekauft. Diese Preise werden sie nun weiterreichen, prognostiziert Brinkhaus. Was beim Verbraucher am Ende ankomme, sei eine Durchschnittskalkulation. Eine weitreichendere Anpassung werde es erst nach einem Jahr geben.
Gaspreise könnten im nächsten Jahr wieder anziehen
Dass die Gaspreise auf dem derzeit moderateren Niveau verharren, sei jedoch kein Naturgesetz. Ein milder Winter könne weitere Entspannung bringen, aber ebenso würden Kältephasen die Preise wieder anziehen lassen. Auch diese werde dann in die Durchschnittskalkulation einfließen. Die Endpreise für die Verbraucher würden über Monate und Jahre hinweg gebildet.
Zudem ist, wie jüngst beispielsweise auch die Internationale Energieagentur (IEA) dargelegt hat, die Versorgung für den Winter 2023/24 noch nicht sichergestellt. Auch dies könnte Spannungen auf den Märkten und dadurch bedingte Preissteigerungen auslösen. Möglicherweise fließt im nächsten Jahr gar kein Pipeline-Gas mehr aus Russland – anders als dies trotz Krieges 2022 ein halbes Jahr lang der Fall war.
Die Ersatzbeschaffung in Form von LNG-Lieferungen ist nicht nur infolge der höheren Produktions- und Transportkosten höher. Es ist auch unsicher, zu welchen Konditionen welche Länder liefern werden. Sollte das KP-Regime in China seine Nachfrage ausweiten, würde dies auch Folgen für Europa haben.
Dazu kommt, dass die bisherigen Bemühungen, in Ländern wie Saudi-Arabien, Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten LNG zu beschaffen, nur sporadische Erfolge zeitigten. Die potenziellen Lieferstaaten bevorzugen längerfristige Lösungen – diese wären auch preislich für die Abnehmer attraktiver. Deutschland nimmt von längerfristigen Verträgen jedoch Abstand, weil man davon ausgeht, schon Mitte der 2030er Jahre eine fossilfreie Energieversorgung gewährleisten zu können.
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