Gabriel zu Ivanka Trump-Besuch: „Mich befremdet es, dass Familienmitglieder, die nie gewählt wurden, wie Staatsgäste auftreten“

Für ihn sei es "nach wie vor seltsam", dass der Besuch Ivanka Trump in Deutschland "quasi als Society-Event abgefeiert wurde, obwohl doch die Vermischung von Politik mit Familien- und Geschäftsinteressen eher an Nepotismus erinnert und bei uns unvorstellbar wäre", so Außenminister Gabriel.
Titelbild
Ivanka Trump (l), Christine Lagarde (m) und Angela Merkel auf der internationalen W20-Konferenz zur Stärkung von Frauen in der Arbeitswelt 2017 in Berlin.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times29. April 2017

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich kritisch über den Besuch von US-Präsidententochter Ivanka Trump in Deutschland geäußert.

Für ihn sei es „nach wie vor seltsam“, dass der Besuch der Tochter von Donald Trump in Deutschland „quasi als Society-Event abgefeiert wurde, obwohl doch die Vermischung von Politik mit Familien- und Geschäftsinteressen eher an Nepotismus erinnert und bei uns unvorstellbar wäre“, sagte Gabriel den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben).

Ivanka Trump hatte am Dienstag in Berlin an einer internationalen Konferenz zur Stärkung von Frauen teilgenommen – nach Angaben des Weißen Hauses auf „direkte Einladung“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Präsident Trump hatte die 35-Jährige kürzlich offiziell zu seiner Beraterin ernannt, ihr wird großer Einfluss auf ihn nachgesagt. Auch ihr Mann Jared Kushner ist als Präsidentenberater tätig.

War das ein kluger Schachzug der Kanzlerin?

Auf die Frage, ob es ein kluger Schachzug der Kanzlerin gewesen sei, Ivanka Trump nach Berlin einzuladen, sagte Gabriel: „Aus Sicht der Bundeskanzlerin sicher.“ Er fügte aber hinzu: „Mich befremdet es nach wie vor, wenn Familienmitglieder, die nie gewählt wurden, auf einmal wie Staatsgäste auftreten und ihnen fast schon wie Mitgliedern eines Herrscherhauses gehuldigt wird.“ Er sei „als Norddeutscher wohl etwas näher an der Zurückhaltung der Hanseaten und ihrer republikanischen Gesinnung“, sagte Gabriel.

Grundsätzlich habe er aber den Eindruck, dass das deutsch-amerikanische Verhältnis inzwischen besser sei, „als man es nach dem Besuch der Kanzlerin in Washington erwarten konnte“, sagte Gabriel. Deutschland und die USA seien nun wieder in einer Lage, in der es um den „Ausgleich von Interessen geht“.

Vorher habe er durchaus die Sorge gehabt, „dass wir uns als Widersacher gegenüberstehen“, sagte Gabriel mit Blick auf Trumps harte Kritik an Deutschland, etwa wegen der Handelspolitik. „Vielleicht ist es sogar gelungen, den Präsidenten von Einfuhrzöllen gegen Deutschland abzubringen.“ Offenbar sei Trump „inzwischen stärker im Regierungsalltag“ angekommen und höre auf Berater, „die rationaler und realistischer sind“, sagte Gabriel. Das bedeute aber nicht, „dass jetzt alles gut ist“. (afp)



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