Freiburger Mordfall: Kriminalbeamte sehen europäische Versäumnisse
Der Vorsitzende des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, sieht im Zusammenhang mit dem Mord an einer Freiburger Studentin europäische Versäumnisse. „Ich halte nichts davon, jetzt nach dem Fall Freiburg mit dem Finger auf Griechenland zu zeigen“, sagte Schulz der „Welt“. Es sei richtig, dass sich Griechenland im Normalfall schon kaum an die europäischen Vorgaben gehalten habe, erklärte Schulz.
„Das war aber bereits vor der großen Flüchtlingskrise der Fall“, findet der BDK-Vorsitzende. „Wir haben den Fehler gemacht, dass wir die Versäumnisse zuvor in Normalzeiten akzeptiert haben. Man muss sich dann nicht wundern, wenn in Krisenzeiten alle Regeln beiseite geschoben werden“, so Schulz. „Wir haben in der Flüchtlingskrise endgültig festgestellt, dass die Erfassung von Migranten und der Datenaustausch zwischen den europäischen Ländern große Schwächen aufweist“, sagte Schulz. „Viele Staaten kommen ihren Verpflichtungen beim Einstellen von Informationen nur rudimentär nach.“ Dabei sieht Schulz auch in Deutschland Verbesserungsbedarf. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte schwere Vorwürfe gegen Griechenland erhoben: Der Tatverdächtige von Freiburg hätte nach seinem Abtauchen nach der Haftstrafe in Griechenland nicht nur zur nationalen, sondern auch zur internationalen Fahndung ausgeschrieben werden müssen. Ein Abgleich mit der Fahndungsdatenbank Schengener Informationssystem (SIS) beim Stellen des Asylantrags des Verdächtigen am 12. November 2015 habe keinen Treffer ergeben. (dts)
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